Unterstützung bei psychischen Erkrankungen oder seelischen Notsituationen

10. Oktober: Welttag der psychischen Gesundheit

  • Breit ausgestaltete bestehende Unterstützungsstruktur in Tirol
  • Tirols Psychosozialer Krisendienst weiterhin unter der Nummer 0800 400 120 an sieben Tagen in der Woche erreichbar
  • Vorreiterrolle Tirols: Kostenlose und anonyme Beratung von psychisch erkrankten Personen und/oder deren Angehörigen durch Trialogische Beratungsstelle
  •  Neu: Master-Lehrgang zu Mental Health an der fh gesundheit

„Alle Menschen sollen niederschwelligen und vor allem leistbaren Zugang zu psychosozialer Beratung und Psychotherapie haben, wenn sie sie brauchen“, betonen Soziallandesrätin Gabriele Fischer und Gesundheitslandesrätin Annette Leja anlässlich des Welttags der psychischen Gesundheit am 10. Oktober. Aus diesem Grund wurde gemeinsam von Land Tirol und den Sozialversicherungsträgern das Angebot an psychosozialer Unterstützung ausgebaut und weiterentwickelt.

„Die psychische Gesundheit der Bevölkerung ist der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ein zentrales Anliegen. Es ist in unserem Interesse, Angebote mit niederschwelligem Zugang für Menschen in einer psychischen Krise weiter auszubauen und besonders an Wochenenden ein Angebot zu schaffen, wo andere Versorgungsstrukturen nicht umfassend erreichbar sind.“, erklärt Bernhard Achatz, Landesstellenvorsitzender der ÖGK in Tirol. Die ÖGK bietet Menschen mit psychischen Problemen in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung Tirols Hilfe durch fachlich kompetente MitarbeiterInnen in ihrer unmittelbaren Umgebung. Dieses psychosoziale Beratungsservice der ÖGK ist kostenfrei.

„Für die Weiterentwicklung des psychosozialen Angebots sind drei Säulen wesentlich: einerseits die Niederschwelligkeit – Hilfe und Unterstützung sollen schnell und unkompliziert verfügbar sein und vor allem kostenlos und auf Wunsch anonym angeboten werden. Andererseits müssen gerade bei psychischen Erkrankungen die Angehörigen bzw. das soziale Umfeld eng in den Behandlungspfad miteingebunden werden. Gleichzeitig braucht es für eine gut ausgestaltete Unterstützungsstruktur einen Pool an Expertinnen und Experten, die über eine fundierte Ausbildung verfügen“, stellt LRin Fischer klar.

„Psychische und physische Gesundheit sind gleichermaßen wichtig. Vor allem in den letzten Jahren und Jahrzehnten ist die psychische Gesundheit richtigerweise mehr und mehr in den Fokus gerückt. Wir leben in einer hektischen und schnelllebigen Zeit, die jeden und jede von uns immer wieder vor Herausforderungen stellt, die nicht alleine zu bewältigen sind. Nicht zuletzt deshalb ist der Zugang zu psychosozialen Angeboten von so großer Bedeutung“, sagt LRin Leja.

0800 400 120: Rund 2.900 Anrufe seit Bestehen des Psychosozialen Krisendienstes

„Mit dem Psychosozialen Krisendienst ist Hilfe für Menschen in seelischen Notsituationen nur einen anonymen und vertraulichen Anruf entfernt – und dies an sieben Tagen in der Woche“, betont Wolfgang Sparber, Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol, die gemeinsam mit dem Psychosozialen Pflegedienst Tirol (PSP Tirol) das vom Land Tirol und den Sozialversicherungsträgern geförderte Projekt Psychosozialer Krisendienst betreibt. Unter der Nummer 0800 400 120 finden betroffene Menschen in Gesprächen mit PsychotherapeutInnen Hilfe, um eine Entlastung und Entschärfung der Krise zu erreichen. Rund 2.900 Anrufe gingen seit dem Start des Krisendiensts im Oktober vergangenen Jahres ein, im Durchschnitt 242 Anrufe pro Monat. Ziel ist die Deeskalation der akuten Belastung und Erarbeitung von Möglichkeiten und Lösungsschritten. Am Wochenende rund um die Uhr und an Feiertagen (ab 8 Uhr) ist das Angebot des Psychosozialen Krisendienstes zudem um die Möglichkeit erweitert, betroffene Menschen zu Hause aufzusuchen.

Österreichweit einzigartig: Trialogische Beratungsstelle

Weiters wurden in Tirol mit der Trialogischen Beratungsstelle neue Wege in der psychosozialen Beratung beschritten – dieses Konzept ist innovativ, hochprofessionell und in Österreich – vermutlich sogar international – einzigartig. Die kostenlose und anonyme Beratung von psychisch erkrankten Personen und/oder deren Angehörigen erfolgt unter Einbeziehung von drei Perspektiven: Jener der Betroffenen einer psychischen Erkrankung oder Belastung, jener der Angehörigen sowie jener der PsychotherapeutInnen. „Die Beratungsstelle mit Standort bei ‚start pro mente‘ in der Karmelitergasse 21 in Innsbruck wurde auf Initiative von TIPSI – dem Tiroler Interessenverband für psychosoziale Inklusion – gemeinsam mit den Kooperationspartnern, dem Tiroler Landesverband für Psychotherapie und HPE Tirol, der Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter (HPE Tirol) konzipiert und startete im Juli 2020“, berichtet Elmar Kennerth vom Tiroler Interessenverband für psychosoziale Inklusion und Vorsitzender sowie Geschäftsführer der Trialogischen Beratungsstelle. Im Zentrum der Beratungen steht die Entstigmatisierung der psychischen Erkrankung, die Einleitung einer weiteren Behandlung und die Vermittlung von Bewusstsein und Wissen über den Krankheitsverlauf. Das Land Tirol finanziert die Beratungsleistungen mit jährlich rund 48.000 Euro. „Es ist unseren drei Verbänden aus Sicht der betroffenen Menschen, Angehörigen sowie Professionistinnen und Professionisten ein besonderes Anliegen, dass Menschen mit psychischer Belastung – seien es erkrankte Menschen oder deren Angehörige – am Welttag der psychischen Gesundheit ins Zentrum gerückt werden, zumal die oftmals tradierten Vorurteile gegenüber den betroffenen Personen weitestgehend unbegründet sind“, sind sich Ines Gstrein (TLP), Irmgard Hofer-Wolf (HPE) und Elmar Kennerth (TIPSI), einig.

Fundierte Ausbildung von Mental Health-ExpertInnen

Mit Beginn dieses Hochschulsemesters startete ein neuer Akademischer Lehrgang in Mental Health mit 17 Studierenden, von denen sechs Personen auch den Master-Lehrgang in Mental Health an der fh gesundheit absolvieren werden. Der Masterlehrgang in Mental Health wird erstmalig in Tirol angeboten. „Die Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs Mental Health beraten über präventive Möglichkeiten zur Förderung psychischer Gesundheit, koordinieren, intervenieren, betreuen und begleiten Menschen mit psychischen Belastungen und/oder psychischer Störungen sowie deren Angehörigen in Zeiten extremer Herausforderungen“, berichten Christian Haring von der Generalversammlung der fh gesundheit und Walter Draxl, Rektor und Geschäftsführer der fh gesundheit. Dieser Master-Lehrgang stellt eine Ergänzung zum Akademischen Lehrgang Mental Health dar, der seit Mai 2021 angeboten wird.


Kontakte:

Erreichbarkeit des Psychosozialen Krisendienstes:

Telefon: 0800 400 120

Montag bis Donnerstag: 8 bis 20 Uhr
Wochenende – von Freitag ab 8 Uhr bis Montag 8 Uhr: rund um die Uhr
Feiertage – ab 8 Uhr: rund um die Uhr

Terminvereinbarungen bei der Trialogischen Beratungsstelle sind möglich von:

Montag bis Donnerstag 16 Uhr – 18 Uhr unter
Tel.: 0677 640 582 30
oder über das Kontaktformular auf www.trialog.tirol