„Alle Vögel sind da drin“: Präsentation des ersten Tiroler Brutvogelatlas

Atlas beschreibt auf über 600 Seiten insgesamt 180 Brutvogelarten

  • Neun Jahre Forschungsarbeit zeigen: bis zu 2,9 Millionen Brutvogelpaare leben in Tirol
  • Nicht mehr in Tirol bekannte Vogelarten wurden wiederentdeckt
  • Sammelwerk als wichtige Grundlage für naturschutzrelevante Verfahren

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts singen Generationen von Kindern „Alle Vögel sind schon da“. Welche Vögel da sind und ob bzw. wo sie in Tirol singen, musizieren, pfeifen, zwitschern und tirilieren, dem geht der erste Tiroler Brutvogelatlas nach. Dieser wurde heute, Dienstag, im Innsbrucker Alpenzoo präsentiert. Auf über 600 Seiten bildet das Sammelwerk die Verbreitung und die Vorkommen der unterschiedlichen Vogelarten in Tirol ab: Für den Erhebungszeitraum zwischen 2010 und 2018 wurde ein jährlicher Brutvogelbestand von 2,4 bis 2,9 Millionen Brutpaaren, Revieren oder Hähnen ermittelt. Damit wird der Brutvogelatals auch zu einer wesentlichen naturkundlichen und naturschutzrechtlichen Grundlage, wie LHStvin  Ingrid Felipe erläutert: „Der Brutvogelatlas ist in den kommenden Jahren das Standardwerk für den Vogel- und Naturschutz in Tirol und damit auch wesentliche Entscheidungsgrundlage bei naturschutzrechtlichen Verfahren. Vögel reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrem Lebensraum, weshalb es enorm wichtig ist zu wissen, wo sich die 180 verschiedenen Vogelarten – ob im Gebirge, in Berg- oder Auwäldern – aufhalten.“

Neun Jahre Forschungsarbeit auf über 600 Seiten zusammengefasst

Insgesamt neun Jahre lang wurden systematisch und methodisch einheitliche Erhebungen durchgeführt, deren Ergebnisse nun auf 640 Seiten dokumentiert und illustriert sind. Diese Daten werden in den kommenden Jahren die wissenschaftliche Basis für naturschutzrelevante Planungen auf Gemeinde- und Landesebene, wie auch der Vorstand der Abteilung Umweltschutz, Kurt Kapeller berichtet: „Die europäische Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geben den rechtlichen Schutzrahmen für Vögel und deren Lebensräume bei Naturschutzverfahren vor. Der Brutvogelatlas bietet den Projektanten schon vor Verfahrensbeginn einen fundierten Überblick zu den Vorkommen und ist für die Behörden fachliche Grundlage bei ihren Entscheidungen.“

Vom Bartgeier bis zum Schwarzmilan: Bekannte, neue und wieder entdeckte Vogelarten

Im Rahmen der Erhebungen konnten neben bekannten Brutvögeln wie Rotkehlchen oder Amsel auch neue Mitglieder – wie Graugans, Schafstelze und Rotmilan, oder schon längst als verschollen eingestufte Arten wie Bartgeier und der Schwarzmilan neu oder wieder in die Tiroler Vogelschar aufgenommen werden. Die am häufigsten nachgewiesenen Arten sind Buchfink, gefolgt von Tannenmeise und Rotkehlchen.

Grenzüberschreitendes Handbuch für Vögel und deren Lebensräume

Die Ergebnisse sind auch über die Landesgrenzen hinaus von Bedeutung, wie Projektleiter Reinhard Lentner betont: „Die Analysen zeigen auch, welch hohe Bedeutung und Verantwortung Tirol vor allem in Bezug auf Gebirgsvogelarten für Österreich, die Alpen und sogar für die gesamte Europäische Union besitzt. Dabei beherbergen die Bergwälder den überwiegenden Anteil der Brutvogelpaare, während in den Auen und Laubmischwäldern die Artenvielfalt am größten ist.  Diese Ergebnisse sollten auch ein Auftrag an uns alle sein, diese wunderbare Tiergruppe auch für unsere Enkel und Urenkel zu erhalten, womit sich der enorme Erhebungseinsatz der Vogelkundlerinnen und Vogelkundler auf jeden Fall gelohnt hat.“

Mitwirkung von BirdLife Österreich

Neben dem vierköpfigen AutorenInnenteam und den MitarbeiterInnen der Abteilung Umweltschutz im Amt der Tiroler Landesregierung, hat auch BirdLife Österreich mit der fachlichen Datenerhebung wesentlich zum nun vorliegenden Werk beigetragen, wie der Geschäftsführer von BirdLife, Gábor Wichmann berichtet: „Mithilfe unserer vielen Ehrenamtlichen war es BirdLife Österreich im Rahmen dieses Citizen Science-Projektes möglich, wesentlich bei der Erhebung des Tiroler Brutvogelbestands mitzuwirken und Daten nach hohem wissenschaftlichen Standard bereitzustellen. Wir freuen uns über das erschienene Werk, das auch als Grundlage zum Schutz der Tiroler Vogelwelt wesentlich ist.“

Der Atlas der Brutvögel Tirols ist im Buchhandel und online beim Verlag unter office@berenkamp.at erhältlich.