BK Schallenberg und LH Platter: „Tirol und Österreich sind gut auf ein Blackout-Szenario vorbereitet“

Patscherkofelbahn als Schauplatz für Blackout-Übung

Von einer Taubergung per Hubschrauber über die Aufstellung eines Notfallcontainers für die Mobilfunkversorgung bis hin zum Einsatz eines Blackhawk-Hubschraubers zur Wiederherstellung der Stromversorgung: An der Patscherkofelbahn in Igls wurde heute der Ernstfall geprobt, sollte es zu einem „Blackout“ – also zu einem Zusammenbruch der Stromversorgung – kommen. Parallel dazu ging auf Initiative von Tirols Landeshauptmann Günther Platter, der aktuell auch den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz innehat, die bundesweite Stabsübung „Energie 21“ über die Bühne. Denn: Um die Versorgung aufrechtzuerhalten und ein „Blackout“ zu verhindern, ist ein funktionierendes Krisenmanagement notwendig. Österreichweit waren heute rund 300 Personen von Behörden und Einsatzorganisationen in die Stabsübung „Energie 21“ involviert, allein am Patscherkofel in Innsbruck standen 50 Personen im Einsatz, die konkrete Übungsszenarien beprobt haben.

„Wir haben das Privileg, in einem sehr sicheren Land mit einer hervorragenden Lebensqualität zu leben. Fakt ist aber auch, dass es jederzeit zu Störungen im europäischen Stromnetz kommen kann und wir auf eine funktionierende Stromversorgung angewiesen sind. Die heutige Übung hat gezeigt, dass wir gut vorbereitet sind. Sowohl im Ernstfall, als auch um diesen bereits im Vorfeld nach Möglichkeit zu verhindern. Regelmäßige – auch überregionale – Übungen mit allen Behörden, kritischen Infrastruktureinrichtungen und Einsatzorganisationen sind wichtig, um die Erfahrungen und Erkenntnisse laufend in einen Optimierungsprozess einzuarbeiten. Heute haben wir in Tirol einmal mehr bewiesen, wie eine gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den Einsatzorganisationen in Krisensituationen funktioniert“, so LH Platter. Auch Bundeskanzler Alexander Schallenberg war am Patscherkofel vor Ort und betont: „Österreich hat eines der besten und sichersten Stromnetze, dennoch sind wir vor Störfällen nicht gefeit. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für ein Blackout ist nicht zu unterschätzen. Wir müssen alle potentiellen Gefahren ernst nehmen und gut gewappnet sein, sollte es tatsächlich zu einem Blackout kommen. Es geht hier nicht um Panikmache, sondern um eine vernünftige Vorsorge.“

Der für Energie sowie Zivil- und Katastrophenschutz zuständige LHStv Josef Geisler ergänzt: „Die Abläufe und Einsätze in unserem Land funktionieren. Im Krisen- und Katastrophenfall besonders wichtig ist die Sicherstellung der Kommunikation zwischen Einsatzkräften, Behörden und wichtigen Infrastruktureinrichtungen. Das unabhängige Richtfunknetz des Landes gewährleistet die Kommunikation auch bei Leitungs- und Stromausfällen.“ Neben den Behörden und Einsatzorganisationen sollte aber auch die Bevölkerung auf Notsituationen vorbereitet sein. „Eine gezielte Haushaltsbevorratung ist ein wesentlicher Teil der Eigenvorsorge“, appelliert Geisler.

Konkrete Handlungsempfehlungen für die Bevölkerung zur Vorbereitung auf einen Stromausfall bzw. ein „Blackout“ sowie zum Verhalten im Krisenfall stehen in Form von Fact Sheets unter www.tirol.gv.at/blackout zur Verfügung. An der bundesweiten Übung waren neben dem Land Tirol weitere Bundesländer, die Bundesministerien für Inneres (BMI), für Landesverteidigung (BMLV) und für Klimaschutz und Energie (BMK) sowie VertreterInnen von Einsatzorganisationen und kritischen Infrastruktureinrichtungen beteiligt.

Erfolgreiche Übung am Patscherkofel

An der Patscherkofelbahn fanden mehrere Übungsannahmen statt. So wurde etwa ein Zusammenbruch der Stromversorgung simuliert, infolgedessen weder die Gondelbahn noch die Mobilfunkversorgung funktionierte. Bei einer Taubergung per Hubschrauber wurden Passagiere aus Gondeln abgeseilt, es wurde ein Rettungszelt zur Erstversorgung aufgestellt sowie ein Ersatzgestänge mit Unterstützung eines Blackhawk-Hubschraubers zur Wiederherstellung der Stromversorgung aufgebaut. Schließlich probten die TeilnehmerInnen die Aufstellung eines Notfallcontainers für die Mobilfunkversorgung.

Beteiligt an der Übung waren neben dem Land Tirol auch das Bundesheer, die Polizei, die Feuerwehr, die Bergrettung, der Rettungsdienst sowie die TINETZ – Tiroler Netze GmbH und die A1 Telekom Austria. „Ein Zusammenbruch des Stromnetzes und damit ein so genanntes ‚Blackout‘ ist nahezu auszuschließen, wenngleich stets ein Restrisiko bestehen bleibt. Beispielsweise können extreme Kälteperioden in Europa einerseits zu einem erhöhten Stromverbrauch und andererseits zu Einschränkungen in der Stromerzeugung führen. Eine Strommangellage in mehreren Ländern ist die Folge. Daher haben wir den Ernstfall geprobt, um vorbereitet zu sein“, informiert Elmar Rizzoli, Gruppenvorstand des Zentrums für Krisen- und Katastrophen-Management des Landes Tirol.

Netzwiederaufbaukonzept garantiert Stromversorgung

TIWAG und TINETZ haben einen Notfallplan – das sogenannte Netzwiederaufbaukonzept Tirol – ausgearbeitet. Damit ist es möglich, auf ein Blackout-Szenario zu reagieren und Tirol im Idealfall innerhalb von Stunden und autark im Inselbetrieb weitgehend wieder mit Strom zu versorgen. „Der TIWAG-Kraftwerkspark wurde für solche Vorfälle entsprechend technisch ausgerüstet und getestet. Für einen Netzwiederaufbau ‚von Null‘ sind in jedem Fall schwarzstartfähige Kraftwerke notwendig. Diese Anlagen dürfen also ihren Strom-Eigenbedarf nicht aus dem öffentlichen Netz beziehen. Die TIWAG verfügt über fünf solcher schwarzstartfähigen Kraftwerksanlagen: Prutz, Silz, Jenbach, Kalserbach und Amlach“, erklärt TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser beim Lokalaugenschein im Kraftwerk Silz im Anschluss an den Übungsteil am Patscherkofel.


Weitere Statements

Martin Dablander, Landesrettungskommandant, Rotes Kreuz Tirol: „Unsere Aufgabe als Rotes Kreuz bei dieser Übung ist es, die Gesundheit der „betroffenen Personen“ und der Einsatzkräfte zu gewährleisten. Wie jede Übung ist auch diese für uns wichtig, weil wir aus Übungen wertvolle Erkenntnisse für einen Einsatzfall gewinnen. Übungen zeigen uns, wo wir noch Verbesserungspotenzial haben und wie das so wichtige Zusammenspiel zwischen den eingesetzten Kräften funktioniert. Sie tragen daher wesentlich zur Schulung unserer MitarbeiterInnen für den Ernstfall bei und helfen uns beispielsweise auch, dass wir Einsatzpläne laufend adaptieren. In einem realen Blackout-Szenario gilt unsere höchste Aufmerksamkeit prioritär der lückenlosen Aufrechterhaltung der Notfallrettung. Es ist unser erklärtes Ziel, dass wir unsere Wachen in der Zukunft als autarke Inseln ausbilden und für die Bevölkerung eine verlässliche, medizinische Basisversorgung sicherstellen.“

Hermann Spiegl, Landesleiter Bergrettung Tirol: „Seit 2010 haben wir als Bergrettung Tirol 60 vom Land Tirol geförderte Fahrzeuge angeschafft. Alle diese Fahrzeuge wurden gemäß dem von der Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz vorgeschriebenen Konzepts so ausgerüstet, dass sie im Katastrophenfall als Unterstützung des Rettungsdienstes eingesetzt werden können und im Falle eines ‚Blackouts‘ bzw. Störung im BOS-System als Unterstützung des Digitalfunknetzes dienen können. Dies ist Teil des Fahrzeugkonzeptes der Bergrettung Tirol seit 2010. Gerne unterstützen wir in all diesen Fällen bestmöglich mit unseren Geräten und unserem Personal.“

Edelbert Kohler, Landespolizeidirektor Tirol:Im Worst Case sitzen wir alle im selben Boot und können nur gemeinsam die vielfältigen und dramatischen Folgen eines Blackouts bewältigen. Daher ist es für uns als Polizei selbstverständlich und immens wichtig, uns auch gemeinsam auf entsprechende Szenarien vorzubereiten und regelmäßig mit allen maßgeblichen Organisationen und Unternehmen zu üben.“  

Andreas Lohner, Verantwortlicher für Risk- und Resilienzmanagement, A1 Telekom Austria AG: „Verlässliche, stabile und hochleistungsfähige Telekommunikations- und Breitbandnetze sind systemkritisch und gerade in Krisenzeiten unabdingbar. Als größter Telekommunikationsbetreiber Österreichs sorgt A1 für eine zuverlässige digitale Infrastruktur und nimmt die Verantwortung wahr, Kommunikation, Kontakt und Interaktion jederzeit sicherzustellen.“

Peter Hölzl, Landesfeuerwehrkommandant Tirol: „In ganz Tirol sind flächendeckend 45 Großstromerzeuger auf Anhängern sowie zahlreiche Kleinstromerzeuger bei den Feuerwehren stationiert. Zudem werden immer mehr Feuerwehr-Gerätehäuser mit Notstromversorgungen ausgerüstet“, informiert Landes-Feuerwehrinspektor DI Alfons Gruber über das langjährige Beschaffungskonzept gemeinsam mit dem Land Tirol. Landes-Feuerwehrkommandant Ing. Peter Hölzl ergänzt, dass „dadurch im Einsatzfall die Geräte der Feuerwehren stets zuverlässig mit Strom versorgt werden, sowie die Feuerwehr-Gerätehäuser bei Strom-Mangellagen als Anlaufstelle für die Bevölkerung und zentraler Ort der Gemeindeeinsatzleitung dienen können.“

Ingo Gstrein, Militärkommandant Tirol: „Das Bundesheer bereitet sich intensiv auf aktuelle Risiken vor. Im Hinblick auf ein mögliches Black Out investieren wir in Tirol auch in die Infrastruktur und es sollten ab 2023 die ersten beiden autarken Kasernen in Tirol verfügbar sein. Das Bundesheer kann darüber hinaus im Krisenfall eines Black Outs die zivilen Einsatzorganisationen mit Soldaten, Luftfahrzeugen und erforderlichem schwerem Gerät unterstützen. Besonders wichtig ist dabei die umfassende Vorbereitung und enge Zusammenarbeit mit Behörden und Blaulichtorganisationen.“