LHStvin Felipe: „LIFE-Projekte am Tiroler Lech eine Erfolgsgeschichte“

Redynamisierung, Schutzwasserbau und Naturschutz gleichsam möglich

  • Langjährige Renaturierungsmaßnahmen bringen Ursprünglichkeit zurück
  • LIFE-Lech-Symposium Wildflusslandschaften vom 22. bis 24. September 2021 in Breitenwang

Intakte Flusslandschaften mit hoher Arten- und Formenvielfalt sind mittlerweile eine Seltenheit im Alpenraum und gehören zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Landnutzungswandel, Bebauungen und Begradigungen, Kraftwerksnutzung oder auch der Klimawandel. „Der Lech mit seinen Nebenflüssen ist eines der letzten naturnahen alpinen Flussökosysteme Österreichs und mit seiner Größe und Beschaffenheit auch eines der bedeutendsten für ganz Mitteleuropa. Durch die vielfältigen Renaturierungsmaßnahmen im Rahmen der LIFE-Projekte ist es gelungen, diesem einzigartigen Naturschatz seine Ursprünglichkeit zurückzugeben und mit der Ausweisung zum Natura-2000 Gebiet auch den langfristigen Schutz zu gewährleisten“, blickt LHStvinIngrid Felipe auf die erfolgreiche Naturschutzarbeit der vergangenen Jahre zurück.

Mit Geschiebesperren und Flussregulierungen wurde im 19. und 20. Jahrhundert versucht die Region vor Hochwasserkatastrophen zu schützen. Der Verlust der natürlichen Dynamik und der Mangel an Geschiebematerial sorgten für massive Eintiefungen der Flusssohle, wodurch die Verbindung zu den Nebengewässern und Auenflächen verloren ging und der Hochwasserschutz somit auch nicht mehr ausreichend gegeben war. „Durch diesen mangelnden Schutz und den Artenverlust entwickelte sich in der Bevölkerung ein Verständnis dafür, wie unter Berücksichtigung natürlicher Prozesse, ein vielversprechender Gewässer- und Hochwasserschutz und der Erhalt des naturräumlichen Potenzials im Lechtal gleichsam notwendig ist“, erinnert sich der langjährige Leiter des Wasserbauamtes Reutte, Wolfgang Klien und ergänzt: „Mit dem ersten LIFE-Projekt ‚Wildflusslandschaft Tiroler Lech‘ in den Jahren 2001 bis 2007 konnten erfolgreich erste Maßnahmen gesetzt werden, die dem Lech seine Natürlichkeit an vielen Streckenabschnitten zurückgegeben haben.“

Nun ist das Lechtal und der Tiroler Lech mit dem aktuellen Projekt „Dynamic River System Lech“ bereits zum zweiten Mal Teil einer LIFE-Nature Initiative. „Die europaweite Bedeutung dieses alpinen Flusssystems wie auch der Erfolg des ersten LIFE-Projektes machten eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte möglich. Mittlerweile konnten wir weitere zwölf Kilometer Flussstrecke revitalisieren und auf 32 Hektar zusätzliche Kiesbänke für angepasste Tier- und Pflanzenarten, wie den Flussuferläufer oder die Deutsche Tamariske, verbesserte Lebensbedingungen schaffen“, freut sich LHStvin Felipe. Die Einrichtungen zur BesucherInnenlenkung und Materialien zur Wissensvermittlung im Naturpark runden das Projekt ab. „Es ist mit den Flussaufweitungen und gezielten Artenschutzprojekten gelungen, großflächig neue Lebensräume für Amphibien, Libellen, Kleinfische und Krebse - die vielfach bedroht sind - zu schaffen. Die gesammelten Erfahrungen aus den vergangenen 20 Jahren können auch beispielgebend für andere Gebirgsflüsse im Alpenraum sein und sollten noch weiter wissenschaftlich ausgebaut werden“, erläutert Reinhard Lentner, Projektverantwortlicher der Abteilung Umweltschutz.

„Diese Erfahrungen und Erkenntnisse werden ab übermorgen Mittwoch, 22. September 2021 drei Tage lang beim Wildflusssymposium zusammen mit Fachleuten aus ganz Europa und Verantwortlichen anderer LIFE-Projekte aufbereitet und diskutiert. Das LIFE-Projekt ‚Dynamic River System Lech‘ ist beispielgebend dafür, dass ein zukunftsfähiger Gewässerschutz möglich ist und die Aspekte Redynamisierung, Schutzwasserbau und Naturschutz miteinander vereinbar sind“, erklärt der Leiter des Symposiums Leopold Füreder.

Eine Teilnahme am Symposium ist mit einer Anmeldung unter wild-river2021@uibk.ac.at auch noch kurzfristig möglich

Anlage: detailliertes Programm des 2. Internationalen LIFE-Lech-Symposium „Wildflusslandschaften - Redynamisierung, Schutzwasserbau, Naturschutz“