Ausstellung eröffnet: „Zuagroaste“ oder heimat loser?

Vielfalt und das Aufbrechen von stereotypen Zuschreibungen im Fokus

  • Ausstellung „heimat loser“ im Landhaus 2 in Innsbruck eröffnet
  • Haltungen zu Heimat in Zitaten von Zugezogenen aus (fast) allen Kontinenten und von einigen jungen Einheimischen
  • Vielfalt und das Aufbrechen von stereotypen Zuschreibungen im Fokus

Über 100 Interviews, die mit Menschen mit Migrationsgeschichte geführt wurden, bilden das Herzstück der Ausstellung „heimat loser“, die von 2. bis 25. November Station im Atrium des Innsbrucker Landhauses 2 macht. „Die Ausstellung zeigt eindrücklich, wie vielfältig die Schicksale, die Sichtweisen – kurz: die zugewanderten Menschen – sind“, betonte Integrationslandesrätin Gabriele Fischer in ihren Eröffnungsworten. „Die Aussagen der Menschen sind ganz unterschiedlich und spiegeln die Vielfalt in unserer Gesellschaft wider. Sie führen uns eindrücklich die Stärken und Vorteile einer vielfältigen Gemeinschaft vor Augen“, so die Landesrätin weiter.

Über einen bewusst langen Zeitraum von 1997 bis 2021 führten MitarbeiterInnen des Zentrums für Migrantinnen und Migranten in Tirol (ZeMiT) Interviews mit Jugendlichen und Erwachsenen, die sich entweder als „Fremde“ aber auch als „Einheimische“, „Angekommene“, „Mehrheimische“ oder auch als Personen „nach der Migration“ erleben. „Eingebettet werden die individuellen Wahrnehmungen in einen historischen Rückblick auf Fragen der Zugehörigkeit zu einer Gemeinde bzw. zu einem Land. Ausgehend vom Heimatrecht und der zunehmenden Nationalisierung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, bis hin zum Missbrauch von Heimat im Ersten Weltkrieg und durch die Nationalsozialisten führt der Weg in die Gegenwart. Nachwehen finden sich heute noch im Staatsbürgerschaftsrecht, das auf der Frage der Herkunft und nicht dem Geburtsort basiert – es gilt als eines der restriktivsten in Europa“, berichtete Gerhard Hetfleisch von ZeMiT, der gemeinsam mit den Projektmitarbeiterinnen Michaela Nindl und Andrea Possenig-Moser für die Ausstellung verantwortlich zeichnet.

Zum Motto „heimat loser“ der Ausstellung meint das Team: „Der Titel der Ausstellung legt den möglichen Verlust von Heimat nahe. Einen Aufbruch zu neuen Heimaten verraten allerdings die kurzen, kreativen und oft im Inhalt überraschenden Zitate von Zugezogenen und Einheimischen, jungen aber auch in die Jahre gekommenen Menschen. Die Grenzen zwischen hier und dort, heimisch, nichtheimisch und mehrheimisch verschwimmen. Sind wir heute nicht alle möglicherweise heimat loser‘ auf dieser Erde, ohne es jetzt schon zu wissen?“

Im Vorfeld der Vernissage im Landhaus 2 fanden Veranstaltungen zum Ausstellungsthema statt, so wurde bereits ein Workshop für Kinder und ein Poetry Slam-Workshop mit SchülerInnen der Mittelschule Ilse-Brüll-Gasse sowie der Themenabend „Was ist ‚Heimat‘“ im Volkskundemuseum durchgeführt. Überdies wurde dem Begriff „Heimat“ auch bei der diesjährigen Tiroler Integrationsenquete nachgegangen.