Positive Zwischenbilanz für Strategie Arbeitsmarkt Tirol 2030

Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt

  • Weiterbildungsbonus des Landes seit 1. Juni 2023
  • Beratung für Karenz und Wiedereinstieg seit 1. Oktober 2023
  • Unterstützung für Arbeitende, die von Armut bedroht sind, seit 1. November 2023
  • Weitere Maßnahmen des AMS Tirol für Langzeitarbeitslose und Zugewanderte starten am 1. Jänner 2024
  • Begleitung der Umsetzung durch Monitoring-Gruppe

Um die Grundlagen für die Gestaltung eines starken und zukunftsfähigen Tiroler Arbeitsmarktes zu gewährleisten, wurde auf Initiative des Landes gemeinsam mit den Sozialpartnern und Interessensvertretern die Strategie für den Arbeitsmarkt Tirol 2030 entwickelt. Mit geeigneten Maßnahmen soll bis zum Jahr 2030 auf die Veränderungen durch den demografischen Wandel sowie die digitale sowie ökologische Transformation der Wirtschaft reagiert werden. Durch Förderung der Erwerbsbeteiligung, Unterstützung zukunftsorientierter Aus- und Weiterbildungen und Kompetenzentwicklung soll gleichzeitig die Chance der Menschen in Tirol auf Teilhabe am Arbeitsmarkt verbessert werden.

Die Strategie Arbeitsmarkt Tirol 2030 umfasst 21 Maßnahmenfelder, wovon sich sieben in Umsetzung befinden. Damit sei man auf Schiene, wie LH Anton Mattle betont: „Fakt ist, dass der Anteil an Personen im erwerbsfähigen Alter sinkt und die Digitalisierung die Art und Weise der Arbeitstätigkeiten und -felder verändern wird. Tirols Arbeitsmarkt ist stabil – auch dank unserer starken Säulen Tourismus und Industrie. Gleichzeitig sind erste Ausläufer dieser Veränderungen bereits spürbar – mittel- und langfristig wird sich dies verstärken. Für uns ist klar, dass sich Leistung stets lohnen muss und es Anreize für Leistung aber auch für die Aus- und Weiterbildung sowie die Gleichstellung benötigt. Gerade in Zeiten des Umbruchs sind mutige neue Schritte notwendig. Diese setzen wir mit der Strategie für den Arbeitsmarkt in Tirol 2030 – damit sind wir auf dem richtigen Weg.“

Arbeitslandesrätin Astrid Mair zog Bilanz und informierte als Vorsitzende der Arbeitsmarktplattform Tirol im Anschluss an die gestrige Sitzung über die bisher umgesetzten Maßnahmen: „Die Arbeitsgruppen haben bereits hervorragende Arbeit geleistet. Seit 1. Juni 2023 läuft der Weiterbildungsbonus Tirol des Landes – als Bildungsförderung für Menschen, die trotz Beschäftigung von Armutsgefährdung betroffen sind. Seit 1. Oktober 2023 steht außerdem eine Beratung für Karenz und Wiedereinstieg zur Verfügung. Zielgruppe sind werdende und karenzierte Eltern, vor der Karenzierung stehende und karenzierte pflegende Angehörige sowie aufgrund von Betreuungspflichten teilzeit- und nicht-erwerbstätige Menschen. Seit 1. November 2023 wird auch Menschen, die trotz Beschäftigung von Armutsgefährdung betroffen sind, eine maßgeschneiderte Unterstützung angeboten. Und schließlich startet am 1. Jänner 2024 die neue Onboardingstelle für zugewanderte Personen. Es ist uns gelungen, EU-Gelder über den Europäischen Sozialfonds für die genannten Maßnahmen und damit für den Tiroler Arbeitsmarkt zu lukrieren. Für die Gestaltung eines zukunftsfähigen Arbeitsmarktes braucht es einen starken Schulterschluss, den wir in Tirol haben. Der bisherige Umsetzungserfolg macht die gute Zusammenarbeit aller Systempartner am Tiroler Arbeitsmarkt deutlich“, zeigt sich Mair zufrieden.

Im Rahmen der Strategie für den Arbeitsmarkt Tirol 2030 wurde mittlerweile auch das Bildungsgeld update für Weiterbildungen mit einem hohen Online-Anteil geöffnet. Außerdem profitieren Lehrlinge von den Arbeitsmarktmaßnahmen: Sie erhalten im Rahmen der monatlichen Ausbildungsbeihilfe seit 1. September 2022 nunmehr 200 statt 100 Euro während der gesamten Lehrzeit.

Eine eigene Arbeitsgruppe Monitoring wurde eingerichtet, um die qualitativen und quantitativen Indikatoren zu beobachten, an denen der Erfolg der Umsetzung der Strategie für den Arbeitsmarkt zusätzlich gemessen werden soll.

David Narr, Fachkräftekoordinator der Wirtschaftskammer Tirol: „Gemeinsam mit der Industriellenvereinigung ist aktuell ein Leitfaden für die betriebliche Kinderbetreuung in Vorbereitung, da es uns ein besonderes Anliegen ist, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern. Zum Thema „Lehrlingsausbildung in Tirol“ können wir auf eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Land Tirol und den Sozialpartnern verweisen und möchten insbesondere die Qualitätsmaßnahmen in der betrieblichen, als auch schulischen Ausbildung forcieren, um allen Lehrlingen einen erfolgreichen Lehrabschluss zu ermöglichen. Mit dem Abschluss haben sie alle Chancen auf eine gute bezahlte Anstellung als nachgefragte Fachkraft am Tiroler Wirtschaftsstandort.

Erwin Zangerl, Präsident der Arbeiterkammer Tirol: „Trotz Krisen, weltpolitischer Verwerfungen und Corona ist der Tiroler Arbeitsmarkt gewachsen. Selbst wenn in Tirol quasi Vollbeschäftigung herrscht, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch die Teilzeitquote in den letzten Jahren weiter gestiegen ist, diese liegt nun über 30 Prozent. So haben 2022 rund 129.000 Tirolerinnen und Tiroler in Teilzeit gearbeitet, bei den Frauen lag die Teilzeitquote bei bedenklichen 54 Prozent. Neben der demografischen Entwicklung und der Migration müssen wir deshalb großes Augenmerk auf das Thema Teilzeit richten, da eines klar ist: Teilzeitarbeit wirkt sich massiv auf die Pension aus und führt zu Altersarmut. Neben gerechten Löhnen braucht es deshalb hochwertige, ganzjährige Arbeitsplätze, attraktive und ausreichend geförderte Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung.“

Sabine Platzer-Werlberger, Geschäftsführerin des AMS Tirol: „Die strukturierte Zusammenarbeit der relevanten Player und Organisationen am Tiroler Arbeitsmarkt verwandelt aktuelle Problemfelder zu lösungsorientierten Zukunftsprojekten. Der zunehmend schwierigen Situation von Langzeitarbeitslosen mit sehr geringer Beschäftigungsfähigkeit wird ab 1. Jänner 2024 durch ein spezialisiertes Beratungs- und Betreuungsprojekt begegnet. Ziel des bis Ende 2025 laufenden Projektes ist es, niederschwellig zu unterstützen, zu stabilisieren und trotz verschiedenster Problemlagen Chancen auf Integration ins Arbeitsleben zu zeigen. Ebenso startet am 1. Jänner 2024 ein gemeinsam mit dem Land entwickeltes und gefördertes Projekt: Wir freuen uns auf die bis Ende 2025 laufende Onboardingstelle zur Arbeitsmarktintegration von zugewanderten Menschen, die aufgrund sprachlicher Defizite und mangelnder Qualifizierung Probleme bei der Arbeitsmarktintegration aufweisen.“

Philip Wohlgemuth, Vorsitzender des ÖGB Tirol: „Es ist unsere Aufgabe, den Menschen einen sicheren Arbeitsplatz, gute Einkommen, vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und die Absicherung im Fall des Arbeitsplatzverlustes zu garantieren. Die Strategie für den Arbeitsmarkt Tirol 2030 sieht genau das vor und geht sogar noch weiter: Die Unterstützung junger Menschen - den Fachkräften von morgen - und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zwei der wichtigsten Säulen in diesem Strategieprogramm. Die Arbeitswelt mit der Lebensrealität der TirolerInnen zu vereinen wird die große Aufgabe in den kommenden Jahren sein, der wir uns gerne stellen. Hierfür ist besonders der Austausch mit verschiedensten Institutionen und Organisationen im Rahmen der Arbeitsmarktplattform essenziell, um gemeinsam an guten Herangehensweisen und Lösungen für die Zukunft zu arbeiten. Das Ziel, ein gutes Leben für alle TirolerInnen zu ermöglichen, rückt mit der Strategie Arbeitsmarkt Tirol 2030 ein großes Stück näher.“

Mit der Strategie für den Arbeitsmarkt Tirol 2030 steht also ein ganzheitlicher Entwicklungsplan zur Verfügung, der laufend umgesetzt wird – auch mit Fokus auf zu ändernde Rollen- und Integrationsbilder am Arbeitsmarkt. In diesem Sinne führte das Land Tirol unter dem Leitsatz „Zeiten ändern sich. Richtige Männer auch“ heurigen Sommer eine breit angelegte Sensibilisierungskampagne durch. Das Ziel: für die partnerschaftliche Aufteilung bei Kinderbetreuung und häuslicher Pflege sensibilisieren. Karenzoptionen nutzende Männer entlasten nicht nur ihre Partnerin, sondern tragen wesentlich zur Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern bei und leisten einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für beide Elternteile.

„In vielen Branchen herrscht ein massiver Arbeitskräfte-und Fachkräftemangel. Um dieser Herausforderung der kommenden Jahre wirksam begegnen zu können, ist der Schulterschluss des Landes Tirol mit den Tiroler Sozialpartnern und dem AMS Tirol notwendig. Die bisherigen ersten Maßnahmen belegen eine äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit, die sowohl den arbeitenden Menschen als auch den Unternehmen in Tirol zugutekommt und fortgesetzt wird“, schließt Arbeitslandesrätin Mair.