11. Februar: Tag der Frauen in der Wissenschaft

Aktionstag zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Forschung und Innovation

  • Nachwuchsforscherin und Ausnahmetalent Chiara Herzog forscht an Uni Innsbruck
  • Statistiken zeigen: mehr Frauen studieren, bei Professuren ist Frauenteil niedriger
  • Forschung von Frauen für Frauen: Früherkennung Gebärmutterhalskrebs sowie Entwicklung digital gesteuerter Wärmepads bei Menstruationsbeschwerden

Zum mittlerweile siebten Mal wird diesen Samstag, den 11. Februar 2023, der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft begangen. Von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen soll der Aktionstag auf die wichtige Rolle von Frauen in den Bereichen Forschung und Innovation aufmerksam machen und Mädchen zu einer Karriere in der Wissenschaft ermutigen. Dort sind sie laut UNESCO nämlich nach wie vor unterrepräsentiert: Der weltweite Frauenanteil in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit liegt bei unter 30 Prozent.

„In der Wissenschaft und Forschung ist es essenziell, verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen zu fördern und Innovation voranzutreiben. Frauen und Mädchen können dabei großes Potenzial einbringen und die Entwicklungen verschiedenster Aspekte nachhaltig bereichern“, ergänzt die für Wissenschaft zuständige Landesrätin Cornelia Hagele. „Gerade in der Wissenschaft, deren Erkenntnisse für uns alle von grundlegender und richtungsweisender Bedeutung sind, muss die Gleichstellung von Mann und Frau vorangetrieben werden. Dass Frauen in der Wissenschaft in höheren Positionen unterrepräsentiert sind, spiegelt die gängige strukturelle Ungleichheit am Arbeitsmarkt wider“, betont Frauenlandesrätin Eva Pawlata. Mitverantwortlich dafür macht sie die ungleiche Verteilung der Care-Arbeit sowie Geschlechterstereotype bei der Berufswahl. Um Mädchen und junge Frauen auch für die Bandbreite an MINT-Berufen (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik), aber auch handwerklichen Berufen, zu sensibilisieren, gibt es den Girls‘ Day Tirol – dieser findet heuer am 27. April statt. Mehr Informationen dazu finden sich unter www.girlsday-tirol.at.

Tiroler Wissenschaftlerinnen vor den Vorhang

„Um mehr Mädchen und junge Frauen für Wissenschaft und Forschung zu begeistern, sollen Tiroler Vorbilder an diesem Aktionstag, aber auch an allen anderen Tagen, vor den Vorhang geholt werden“, betonen LRin Pawlata und LRin Hagele unisono. Nachwuchsforscherin Chiara Herzog ist eine von ihnen.

Seit 2020 forscht das Nachwuchstalent an der Seite von Martin Widschwendter, Professor für Krebsprävention und Screening, am EUTOPS Institut (European Translational Oncology Prevention and Screening) der Universität Innsbruck. Gemeinsam gelang es ihnen, einen neuen Test zur Früherkennung von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals zu entwickeln. Der sogenannte „WID Test“ ermöglicht es, durch einen einzelnen Gebärmutterhalsabstrich das Erkrankungsrisiko für vier Krebsarten (Brust-, Eierstock-, Gebärmutterkörper- und Gebärmutterhalskrebs) vorherzusagen. Chiara Herzog studierte Molekulare Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck und absolvierte ihren Master und PhD in Neurowissenschaften an der University of Edinburgh in Schottland. Zudem leiten Herzog und Widschwendter gemeinsam die TirolGESUND Studie im Rahmen derer Maßnahmen zum gesunden und krankheitsbefreiten Altern in der Tiroler Bevölkerung untersucht werden. Alleine im Jahr 2022 veröffentlichte Chiara Herzog elf hochrangige Publikationen in den Bereichen Krebsvorsorge und Alterung und hat sich bereits ein internationales Netzwerk im Rahmen der Alternsforschung geschaffen, welches ForscherInnen aus Harvard, Stanford, Columbia und anderen Top-Universitäten weltweit beinhaltet.

„Wissenschaft ermöglicht neue Einsichten in die Welt und erweitert unseren Horizont. In meinem Job als Forscherin wird mir nie langweilig, weil kein Tag wie der andere ist: Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Als Wissenschaftlerin habe ich das Privileg, für einen kurzen Augenblick die erste und vielleicht auch einzige Person zu sein, die etwas Neues über unsere Welt weiß – sei es durch den Blick durch das Mikroskop oder über Auswertung neuer Daten. Diese Pionierfunktion begeistert mich an der Wissenschaft“, erläutert Chiara Herzog die Bedeutung der Wissenschaft in ihrem Leben. „Chiara ist ein Jahrhundert-Talent. Wenn ich eine Analogie aus dem Skisport bemühen darf, dann sehe ich Chiara auf dem Weg, eine Mikaela Shiffrin der Wissenschaft und Forschung zu werden. Tirol kann enorm stolz sein, solche Persönlichkeiten wie Chiara Herzog hervorzubringen“, ergänzt Widschwendter.

Viele Absolventinnen, wenige Professorinnen

Von der Europäischen Kommission wird alle drei Jahre ein Bericht zum Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft herausgegeben. Laut „She Figures 2021“ schließen immer mehr Frauen ein Studium ab. Auf Bachelor- und Master-Ebene sind die Absolventinnen in der Mehrheit (59 Prozent); auf Promotionsebene herrscht ein nahezu ausgewogenes Geschlechterverhältnis (48 Prozent). Unterschiede gibt es bei den Studienfächern: Während der Anteil an Doktorandinnen in den Bereichen Gesundheit, Wohlfahrt und Bildung mindestens 60 Prozent beträgt, macht er in Fächern der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) lediglich 22 Prozent aus. Auf höchster akademischer Ebene, also bei den Professuren, beträgt der Frauenanteil in der Europäischen Union im Schnitt nur mehr rund ein Viertel. Frauen haben laut dem Bericht auch weniger Chancen, als Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen beschäftigt zu werden (41 Prozent) und sind unter den Selbstständigen in den Bereichen Wissenschaft, Ingenieurwesen und IKT unterrepräsentiert (25 Prozent).

Frauen in der Forschung fördern

Das Land Tirol unterstützt junge NachwuchsforscherInnen und innovative Projekte in vielerlei Hinsicht. Neben der Tiroler Wissenschaftsförderung und Tiroler NachwuchsforscherInnenförderung, gibt es auch die Möglichkeit einer Förderung im Rahmen der Förderaktion „Kooperationsprojekte“ in der Tiroler Innovationsförderung. Hier werden Projekte gefördert, welche innovative Verfahren und neue Technologien hervorbringen und gemeinsam mit einer Forschungseinrichtung entwickelt werden. Im Rahmen der Kooperationsförderung unterstützte das Land Tirol ein Projekt zwischen dem Start-up Femble GmbH von Lina Graf und Daniel Steiner in Kooperation mit dem MCI und der Firma Zanier-Sport Gmbh mit rund 144.000 Euro zur Entwicklung eines innovativen und digital gesteuerten Wärmepads zur Unterstützung bei Unterleibschmerzen während des weiblichen Zyklus, Unwohlsein oder Kältegefühl. Das Endergebnis ist ein funktionaler Prototyp des smarten „moon-pad“ Wärmepads. „Das Kooperationsprojekt hat zu einer erfolgreichen Entwicklung des moon-pads geführt und in jedem Fall den Grundstein für fembles Weiterentwicklung gelegt. Außerdem hat uns der Zuschuss des Landes ermöglicht noch tiefer in die Frauengesundheit einzutauchen und zu erkennen, wie groß der ‚need‘ ist, die gender data gap zu schließen“, betont Gründerin Lina Graf. Ziel der Forschungsförderungen ist es vor allem auch, Frauen im Bereich Forschung und Wissenschaft zu ermutigen, durch verschiedene Fördermöglichkeiten Innovationen zu fördern.

Mehr Informationen zu den einzelnen Förderungen im Bereich Wissenschaft, Wirtschaft und Digitalisierung finden sich auf der Website des Landes.


Fact Box: Frauenanteil an Tirols Hochschulen

  • Fachhochschule Kufstein Tirol
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 37,5 Prozent

    Anteil Frauen Professuren: 25 Prozent
    Anteil Frauen Lehrende: 30 Prozent
  • fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 73 Prozent

    Anteil Frauen Professuren: 83 Prozent
  • Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 62 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 55 Prozent
    Anteil Frauen Lehrende: 60 Prozent
  • MCI | Die Unternehmerische Hochschule
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 40,3 Prozent
    Anteil Frauen internes Lehr- und Forschungspersonal: 44,3 Prozent
  • Medizinische Universität Innsbruck
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 49,4 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 31,8 Prozent
    Anteil Frauen Lehrende: 44,3 Prozent
  • Pädagogische Hochschule Tirol
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt (Lehrende und Lehrpersonen): 64,5 Prozent
    Anteil Frauen Institut für fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Forschung (IFE): 63 Prozent – Anteil Frauen Professuren: 42 Prozent
  • UMIT TIROL – Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 48 Prozent (davon 50 Prozent mit Lehrdeputat)
    Anteil Frauen Professuren: 23,1 Prozent
  • Universität Innsbruck
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 40,2 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 28 Prozent
    Anteil Frauen wissenschaftliche MitarbeiterInnen: 41,7 Prozent