LH Platter: „Tirol etabliert als erstes Bundesland eine Anerkannte Europäische Schule"

Erstmalig in Österreich: Start des Schulversuchs für eine „Anerkannte Europäische Schule“ (AES)

 

  • Ausbildung nach europäischen Lehrplänen vom Schuleinstieg bis zum europäischen Abitur
  • Drei Schulstandorte im Großraum Innsbruck werden für Teilnahme an Pilotprojekt eingeladen

Nach Brüssel, Straßburg, Paris, Den Haag, Luxemburg, Helsinki, Kopenhagen und Parma folgt Tirol: Erstmalig in Österreich soll im Großraum Innsbruck im Rahmen eines Schulversuchs eine Anerkannte Europäische Schule (AES) eingerichtet werden. Die dazu gehörige Kooperationsvereinbarung zwischen Bund und Land Tirol wurde heute, Donnerstag, von Bildungsminister Martin Polaschek, LH Günther Platter und Bildungslandesrätin Beate Palfrader am Standort des Akademischen Gymnasiums Innsbruck (AGI) unterzeichnet.

Die International School Innsbruck am AGI, die International Elementary School Innsbruck (Volksschule) und Alt-Wilten (Volksschule) sind bereits jetzt international ausgerichtete Schulstandorte und werden als Erstes eingeladen, am Schulversuch teilzunehmen. Dieser wird mit Schuljahr 2023/2024 in der Primarstufe und mit 2024/2025 an der Sekundarstufe starten. „Die Anerkannte Europäische Schule ist ein neues Leuchtturm-Modell für die österreichische Bildungslandschaft und österreichweit einmalig. Damit kann in Tirol künftig ein durchgängiges, international anerkanntes Bildungsmodell mit dem Abschluss des Europäischen Baccalaureats angeboten werden“, freuen sich LH Platter und LRin Palfrader über diesen Meilenstein in der Bildungslandschaft in Tirol. Die AES Tirol wird öffentlich zugänglich sein. Insgesamt gibt es 22 solcher Bildungsangebote in 13 europäischen Staaten. Die AES verzeichnen seit 2016 steigende SchülerInnenzahlen– insgesamt werden derzeit circa 12.000 SchülerInnen im Rahmen eines europäischen Lehrplans ausgebildet.

Mehrsprachig und multikulturell – europäische und österreichische Lehrpläne in Einem

Europäische Schulen garantieren einen mehrsprachigen und multikulturellen Unterricht für Kinder. Auch der Unterricht in den Pilotklassen an den AES Tirol wird sich an den europäischen Lehrplänen, die mit den österreichischen kompatibel sind, orientieren. Der Unterricht an der AES Tirol wird in drei Sprachabteilungen (Deutsch, Englisch oder Italienisch) organisiert werden. Ziel ist es zudem, noch mit dem Betreuungsjahr 2023 auch im Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsbereich mit einem internationalen Angebot zu starten.

„Unser Ziel ist es, ein durchgängiges Bildungsprogramm vom Kindergarten bis zum Abschluss der Sekundarstufe mit dem Europäischen Baccalaureate zu schaffen. Erstmals kann dann in Österreich mit dem Modell der Europäischen Schule eine international anerkannte Ausbildung von der Elementar- über die Primar- bis zum Abschluss der Sekundarstufe etabliert werden. Ich freue mich, dass die Tiroler Bildungslandschaft um ein internationales Angebot erweitert, der Bildungsstandort gestärkt und die internationale Ausrichtung Tirols weiter forciert wird. Zudem entsprechen wir mit der Anerkannten Europäischen Schule den Anforderungen von Industrie und Wirtschaft. Mein Dank gilt allen Beteiligten, den künftigen Schulerhaltern sowie Bundesminister Martin Polaschek und Landesrätin Beate Palfrader für die Umsetzung“, betonte LH Platter.

Vielfältiger Stundenplan an den AES

Der Stundenplan sieht in der Primarstufe (Volksschule, 6- bis 10-Jährige) beispielsweise neben regulären Fächern wie Mathematik auch die Muttersprache, eine Zweitsprache, die Entdeckung der Welt oder Europäische Stunden vor. In der Sekundarstufe (11- bis 18-Jährige), die mit dem europäischen Abitur abschließt, wird beispielsweise zusätzlich zur Muttersprache eine zweite Fremdsprache gelernt – im Zeitverlauf wird verstärkt in gemischten Sprachgruppen gelehrt. Auch Fächer wie Chemie, Biologie oder Religion/Moral gehören dem europäischen Lehrplan regulär an.

Leuchtturm-Modell in der österreichischen Bildungslandschaft

Die Kosten für den Schulversuch werden vonseiten des Bundes und des Landes getragen. BM Polaschek betont: „Alle Schülerinnen und Schüler der AES Tirol werden von dem zukunftsorientierten und professionellen Bildungsmodell mit seinen besonderen Individualisierungsmöglichkeiten, der Modularisierung des Angebots und den speziellen Fördermöglichkeiten der Europäischen Schulen profitieren können. Als Bildungsminister ist es mir daher ein Herzensanliegen, dieses Projekt von Seiten des BMBWF von Beginn an zu unterstützen. Mit rund fünf Millionen Euro jährlich für Lehrpersonal, Verwaltung und Sachbudget wird der Bund einen wesentlichen Anteil der finanziellen Verantwortung für die AES Innsbruck tragen.“

„Die AES Tirol wird den steigenden Bedarf nach einem internationalen Bildungsangebot in Tirol als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort decken. Damit begegnen wir auch Forderungen unterschiedlicher Interessensvertretungen“, sagt LRin Palfrader. So seien auch bisher bereits international pädagogische Programme in Tirol etabliert, jedoch nicht harmonisiert. „Das heißt: An der Nahtstelle zwischen Primar- und Sekundarstufe und damit oftmals im Zuge des Wechsels von einem nationalen in ein europäisches Schulsystem gab es vielfach Herausforderungen, die mit einem einheitlichen europäischen Modell gelöst werden können. Mit der Auswahl der Schulversuchsstandorte kann aufgrund der bereits bestehenden internationalen Ausrichtung auf bewährten Strukturen und Erfahrungen aufgebaut werden“, erklärt die Bildungslandesrätin.

Intensivierung Bildungskooperation auch in der Euregio

Kinder aus Tirol können durch das AES-Projekt hochwertige internationale Bildung in ihrer Muttersprache erwerben, für internationale Kinder wird der Unterricht in Englisch angeboten, für Kinder der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino alternativ auch in Italienisch. „Damit setzen wir ein klares Ausrufezeichen, um sprachliche Barrieren zu überwinden und die Bildungskooperation innerhalb der Euregio zu intensivieren“, sagt LH Platter und verweist darauf, dass der Bedarf eines internationalen Schulmodells von Wirtschaft und Industrie gefordert sowie im Zuge von durchgeführten Studien der Universität Innsbruck und des Instituts für Bildungsforschung und Wirtschaft (IBW) bestätigt wurde.

Vom Kooperationsvertrag zur europäischen Anerkennung

„Die Lehrerinnen und Lehrer werden entsprechend geschult. Begleitet wird der Prozess der Schul- und Organisationsentwicklung durch professionelle Coachings, auch eine wissenschaftliche Begleitung ist geplant“, erklärt Helmuth Aigner, Projektkoordinator der AES und ehemaliger Direktor des AGI und verweist auf die weiteren Schritte: „Nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages wird der dreistufige Prozess des Anerkennungsverfahrens gestartet: Nach Vorlage eines Dossiers des Allgemeinen Interesses beim Obersten Rat der Europäischen Schulen in Brüssel (September 2022) erfolgt nach dessen Zustimmung die Ausarbeitung eines Konformitätsdossiers (Februar 2023) und nach dessen Genehmigung der Start der Primarstufe mit Beginn des Schuljahres 2023/24 in der Primarstufe und einem europäischen Audit. Danach wird die Anerkennung der Europäischen Schule Tirol durch die zuständige Behörde in Brüssel offiziell bestätigt (Frühjahr 2024).“