LRin Hagele: „Kinderbetreuung direkt im Betrieb unterstützt auch Vereinbarkeit von Familie und Beruf“

Broschüre liefert Einblick in Betreuungsmodelle und Fördermöglichkeiten für Betriebe

  • Ausbau betrieblicher Kinderbetreuung als eine der wesentlichen Maßnahmen für Umsetzung des Rechts auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes
  • 650 Millionen Euro Wirtschaftsleistung durch Tiroler Kinderbildungseinrichtungen laut aktueller Studie

Eine eigene Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtung im Unternehmen – das gibt es aktuell 33 Mal in Tirol. Im Kinderbetreuungsjahr 2023/24 werden insgesamt rund 750 Kinder in Betriebskinderkrippen und Betriebskindergärten von über 230 PädagogInnen und Assistenzkräften gebildet und betreut. Der Ausbau der Betriebskinderbetreuung wurde als eine wichtige Maßnahme im Zuge des 10-Punkte-Maßnahmenplans hin zum Recht auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes bis Herbst 2026 festgehalten. Gemeinsam präsentierten Bildungslandesrätin Cornelia Hagele, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol Martina Entner, Stefan Haigner von der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung und Leiter des Betriebskindergartens des Landes Tirol (CaLaTi) Remo Todeschini heute, Freitag, die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Tiroler Kinderbildungseinrichtungen sowie einen Überblick über die verschiedenen Modelle und Fördermöglichkeiten betrieblicher Kinderbildung und Kinderbetreuung.

„Durch den Ausbau der Betriebskinderbetreuung soll ein zusätzliches attraktives Angebot geschaffen werden, das flexibel auf die Bedürfnisse und Arbeitszeiten der Familien zugeschnitten ist. Unternehmen mit familiengerechten Maßnahmen können dazu beitragen, Familien die Organisation rund um Kinderbetreuung zu erleichtern – was wiederum zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt“, betonte LRin Hagele und ergänzte: „Um das Angebot einer ganztägigen und ganzjährigen Kinderbildung und Kinderbetreuung zu ermöglichen, soll der Bedarf auch durch gemeinde- und betriebsübergreifende Kooperationen bestmöglich abgedeckt werden. Deshalb wollen wir durch verschiedene Fördermöglichkeiten für die Einrichtungen noch mehr Betriebe dazu motivieren, eigene Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsangebote zu schaffen und die Gemeinden bei Kooperationen unterstützen.“

Broschüre sammelt alle Informationen zu Betriebskinderbetreuung

Die Kinderbildung- und Kinderbetreuung ist primär Aufgabe der öffentlichen Hand, doch die Wirtschaft bietet Unterstützung im Rahmen ihrer Möglichkeiten. „In den letzten Jahren sind in Tirol 33 betriebliche Kinderbetreuungseinrichtungen entstanden: 20 Kinderkrippen und 13 Kindergärten“, erklärt WK-Vizepräsidentin und Landesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“, Martina Entner. Die Wahl des passenden Kinderbetreuungsmodells für den eigenen Betrieb ist abhängig von der Anzahl und dem Alter der zu betreuenden Kinder, der gewünschten Art und des Ortes der Betreuung sowie der erforderlichen Betreuungszeit. Das Angebot kann über Betriebstageseltern oder eine betriebliche Kinderbildungseinrichtung wie Kinderkrippe, Kindergarten oder Hort organisiert werden. Die Broschüre der Wirtschaftskammer Tirol, Industriellenvereinigung Tirol und des Landes Tirol „Möglichkeiten der betrieblichen Kinderbetreuung“ enthält sämtliche Informationen zu Gruppengrößen, Betreuungsschlüsseln, erforderlichen pädagogischen Aus- und Fortbildungen, Räumlichkeiten, Bewilligungen und auch Förderungen. Damit stelle die Broschüre eine „professionelle Basis dar, um Betrieben den freiwilligen Einstieg in die Kinderbetreuung zu erleichtern und im Zusammenspiel mit den öffentlichen Einrichtungen das Angebot für die Familien in Tirol auf ein neues Niveau zu heben“, erklärt Entner.

Land Tirol fördert Ausbau von Betriebskinderbetreuung

Grundsätzlich unterliegt auch die betriebliche Kinderbetreuung gewissen Regelungen: Die Räumlichkeiten müssen beispielsweise über Aufenthalts-, Ruhe-, Sanitär- und Speisebereiche verfügen. Bei der Tagesbetreuung gibt es zudem eine Obergrenze von sechs gleichzeitig anwesenden Kindern unter 14 Jahren, wobei Kinder unter eineinhalb Jahren doppelt gezählt werden. Darüber hinaus müssen auch in Betriebseinrichtungen fachliche Anforderungen wie die erfolgreiche Absolvierung einer anerkannten Ausbildung erfüllt werden. Für Betriebe, die eine Kinderbetreuung über Tageselternstrukturen organisieren, gibt es eine Landesförderung in Form eines nicht rückzahlbaren Einmalzuschusses bis zu einem Höchstbetrag von 10.000 Euro. Diese Förderung kann für Investitionen in die betriebliche Infrastruktur im Falle der Einrichtung einer Tagesbetreuung in Betriebsräumlichkeiten beantragt werden. Betriebliche Kinderbetreuungseinrichtungen erhalten neben einer Förderung des Personaleinsatzes auch Unterstützungen zur Neuschaffung von Kinderbildungsplätzen von bis zu 190.000 Euro.

Bericht aus der Praxis

Aus der Praxis berichtete dazu Remo Todeschini vom Betriebskindergarten des Landes CaLaTi (CAritasLAndTIrol): „Die betriebliche Kinderbetreuung über Tageseltern, Kinderkrippen, Kindergärten oder Horte stellt ein wichtiges zusätzliches Angebot für Familien dar. Derzeit begleiten wir 36 Kinder in der Kinderkrippe und 65 Kinder im Kindergarten. Die Kinderbetreuung ist an die Bedürfnisse der Kinder, der Eltern und des Arbeitgebers Land Tirol angepasst. Dies schafft Sicherheit und nimmt Stress sowie Druck von den Eltern. Das Konzept ermöglicht flexibles Arbeiten mit kurzfristiger Inanspruchnahme von Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung.“ Die Caritas der Diözese Innsbruck betreibt seit 13 Jahren als Kooperationspartner die Betriebskinderkrippe und den Betriebskindergarten für das Land Tirol.

Ein/e PädagogIn löst 3,6 Beschäftigungsverhältnisse aus

Neben positiven Effekten für Beschäftigte, Familien, Kinder und Unternehmen wirken sich die Kinderbildungseinrichtungen auch positiv auf die Tiroler Wirtschaft aus. Im Rahmen einer vonseiten des Landes in Auftrag gegebenen Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung wurden die Wertschöpfungs-, Beschäftigungs- und Einkommenseffekte in der Elementarpädagogik erhoben. „Der regionalwirtschaftliche Effekt der Kinderbildung und Kinderbetreuung streut so breit, dass neben dem Bau, der Beherbergung und Gastronomie oder dem Handel sowie dem Grundstücks- und Wohnungswesen letztlich alle Tiroler Wirtschaftssektoren und die darin beschäftigten Personen vom Tiroler Betreuungsangebot direkt oder indirekt profitierten“, so Haigner.

Durch das Betreuungsangebot im Jahr 2022/23 konnten mehr als 20.600 Beschäftigungen über alle Wirtschaftszweige hinweg ausgelöst werden. Laut Studie kommen auf eine/n PädagogIn damit 3,6 Beschäftigungsverhältnisse. Damit leistet die Kinderbildung und -betreuung indirekt einen Beitrag zur Tiroler Wirtschaftsleistung von insgesamt über 650 Millionen Euro, die sich aus dem Einkommen der Erwerbstätigen sowie deren Konsumausgaben zusammensetzt. Rund 330 Millionen Euro kommen dabei durch Steuern und Abgaben der öffentlichen Hand wieder zugute.

Landesförderungen führen zu zusätzlichen positiven regionalwirtschaftlichen Effekten

Zusätzliche positive regionalwirtschaftliche Effekte gehen von den vom Land Tirol eingesetzten Fördermitteln in der Höhe von rund 106 Millionen Euro im Kinderbetreuungsjahr 2022/2023 aus. So führen diese Mittel in Tirol zu knapp 150 Millionen Euro an Bruttowertschöpfung, einem Anstieg der Einkommen der abhängig Beschäftigten in der Höhe von mehr als 110 Millionen Euro sowie zu einem Beschäftigungseffekt von rund 2.700 Jahresvollzeitäquivalenten. Dabei kommt es zu Rückflüssen in Form von Sozialversicherungsausgaben und anteiliger Lohnsteuer von rund 85 Millionen Euro.

Weiterführende Informationen

Die Studie „Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Tiroler Kinderkrippen, Kindergärten und Horte“ ist auf der Website des Landes einsehbar.

Die Broschüre „Möglichkeiten der betrieblichen Kinderbetreuung“ steht auf der Website der Wirtschaftskammer Tirol als Download zur Verfügung.