LRin Pawlata: „Gewaltprävention ist Gemeinschaftsaufgabe“

Verein „NEUSTART“ organisierte im Auftrag des Landes Tirol fünf Runde Tische zur Gewaltprävention

  • LRin Pawlata besuchte Abschlussveranstaltung in Reutte
  • Gewalt vor oder im Entstehen erkennen und frühzeitig handeln
  • Austausch regionaler Einrichtungen zum Thema Gewalt

Gewaltfrei leben ist in Tirol ein wesentliches Ziel, das im „Gleichstellungspaket 2020-2023 – Gleichstellung von Frauen und Männern in Tirol“ festgehalten wurde. Welche Maßnahmen braucht es, um ein gewaltfreies Leben sicherzustellen? Welche Entwicklungen werden im Gewaltbereich aktuell verzeichnet? Welche Möglichkeiten zur Gewaltprävention sind erfolgreich? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich in den vergangenen Wochen tirolweit Runde Tische mit lokalen und regionalen SystempartnerInnen. Soziallandesrätin Eva Pawlata, die in ihrer Funktion als Leiterin des Gewaltschutzzentrums bereits am ersten Runden Tisch in Wörgl teilgenommen hatte, besuchte nun auch den letzten Termin der Veranstaltungsreihe in Reutte. „Um erfolgreich gegen Gewalt vorzugehen, muss vor allem bei der Prävention angesetzt werden. Dies gilt für Gewalt gegen Frauen genauso wie für Gewalt gegen Kinder und Jugendliche oder andere Betroffene. Die Idealvorstellung ist, dass wir es durch entsprechende Maßnahmen schaffen, Gewalt vor oder im Entstehen zu erkennen und frühzeitig mit unterstützenden Maßnahmen einschreiten können. Häufig schaukelt sich Gewaltausübung hoch: Wenn rechtzeitig reagiert wird, kann möglicherweise verhindert werden, dass aus verbalen Beschimpfungen schwere Körperverletzungen werden. Hierfür ist es essentiell, dass alle Systempartnerinnen und -partner gemeinsam an einem Strang ziehen, denn Gewaltprävention ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Die Runden Tische zur Gewaltprävention bringen die diversen Einrichtungen zusammen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung und zu einer guten Zusammenarbeit“, betont LRin Pawlata. Insgesamt organisierte der Verein „NEUSTART“ zwischen September und November 2022 fünf Runde Tische in Wörgl, Imst, Innsbruck, Lienz und Reutte. Nach Abschluss erarbeitet „NEUSTART“ nun einen Bericht, auf Basis dessen das Land Tirol weitere Maßnahmen definiert. Der Abschlussbericht wird im Rahmen einer Presskonferenz vorgestellt.

Gewalt als Querschnittsthema

Da das Thema Gewalt und damit auch die Gewaltprävention eine Reihe von Einrichtungen betrifft, setzten sich die Runden Tische aus vielen unterschiedlichen VertreterInnen zusammen. Neben Opferschutzeinrichtungen – wie das Gewaltschutzzentrum Tirol, die Kinderschutzzentren, die Hilfsorganisation „Weißer Ring“ oder Opferschutzgruppen der Kliniken – waren etwa auch Einrichtungen für Frauen, die Sicherheitsbehörden von Polizei und Bezirkshauptmannschaften, die Schulsozialarbeit, die Kinder- und Jugendhilfe, Beratungseinrichtungen für Männer, Einrichtungen, die mit TäterInnen arbeiten sowie die Justiz vertreten.

„Gewalt ist nicht nur das, was strafrechtlich verboten ist – also etwa Körperverletzungen oder gefährliche Drohungen. Auch durch wirtschaftliche oder emotionale Abhängigkeit kann ein gewaltvolles Machtverhältnis entstehen. Präventive Maßnahmen gegen Gewalt sind auch deshalb so wichtig, weil Gewalt oft ein Kreislauf ist: Wer selbst als Kind oder Jugendlicher Gewalt erfahren hat, übt potentiell auch eher selbst wieder Gewalt aus. Eine gewaltfreie Erziehung ist daher der Schlüssel, um diesen Gewaltkreislauf zu durchbrechen“, erklärt Kristin Henning, Leiterin von „NEUSTART“ Tirol. Der Verein „NEUSTART“ arbeitet im Rahmen der Bewährungshilfe, der Haftentlassenenhilfe, dem überwachten Hausarrest und dem Tatausgleich österreichweit mit GewaltstraftäterInnen. Rund 90 Prozent der KlientInnen sind Männer