Pflege neu denken: Land Tirol entwickelt Pflege in der Stadt Innsbruck weiter

Strukturplan Pflege 2023 – 2033 im Rahmen der Regionalkonferenz besprochen

  • Alternative Versorgungsmöglichkeiten und Personalsituation im Fokus
  • Plätze in der Tagespflege und im Betreuten Wohnen werden bis 2033 ausgebaut

Im Stadtsenat in Innsbruck besprachen heute, Mittwoch, Gesundheits- und Pflegelandesrätin Cornelia Hagele gemeinsam mit Kathrin Eberle, Vorständin der Abteilung Pflege des Landes und Vizebürgermeister Johannes Anzengruber den Strukturplan Pflege für die Jahre 2023 bis 2033. Dieser umfasst die aktuelle Personal- und Versorgungssituation in der Stadt Innsbruck sowie vorgesehene Bedarfsanpassungen und alternative Versorgungsmöglichkeiten wie Betreutes Wohnen und die Tagespflege. Der Strukturplan Pflege bietet eine Entscheidungsgrundlage für die weiteren Maßnahmen im Bereich Pflege, an denen gemeinsam mit den Planungsverbänden in den kommenden Jahren gearbeitet wird.

Aktuell betreuen rund 1.000 Pflege- und Betreuungskräfte in der Stadt Innsbruck rund 3.300 Menschen stationär und mobil in den 14 Alten- und Pflegeheimen sowie in sechs weiteren Pflege- und Betreuungsorganisationen. In der stationären Pflege – also dauerhafte oder kurzzeitige Plätze in Alten- und Pflegeheimen – stehen derzeit 1.457 Langzeit- und Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung, während die Tagespflege vor Ort aktuell 42 Plätze und das Betreute Wohnen 100 Plätze umfasst. Deshalb soll vor allem der Bereich der teilstationären Pflege ausgebaut werden und sowohl in der Tagespflege als auch für das Betreute Wohnen in der Stadt Innsbruck bis 2033 mehr Plätze geschaffen werden. Durch diese wohnortnahen Betreuungsformen erhält die pflege- und betreuungsbedürftige Innsbrucker Bevölkerung bedarfsgerechte Betreuungsleistungen und wird so lange wie möglich in ihrer Selbstständigkeit unterstützt.

In Anbetracht der Entwicklung der Altersstruktur in den kommenden Jahren ist für LRin Hagele klar, dass vor allem Angebote alternativer Versorgungsmöglichkeiten in den Tiroler Gemeinden in Zukunft weiter ausgebaut werden müssen: „Die Bevölkerung in Tirol wird immer älter. Dabei ist es wichtig, älteren Menschen möglichst lange ein qualitätsvolles Leben in ihren eigenen Wohnungen zu ermöglichen. Die Tagespflege, Wohngemeinschaften sowie das Betreute Wohnen stellen dabei zentrale Pflegeformen für die Zukunft dar.“

Regionale Pflegeausbildung im Fokus

Am Ausbildungszentrum West (AZW) in Innsbruck und Hall absolvieren derzeit 473 StudentInnen das Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege sowie 45 SchülerInnen die Pflegefachassistenz- und 121 die Pflegeassistenz-Ausbildung. „Die Pflege ist ein Beruf mit viel Verantwortung – aber auch ein Beruf, der einem sehr viel zurückgibt. Künftig muss es uns gelingen, die positiven Seiten des Pflegeberufs wieder verstärkt vor den Vorhang zu holen, um die Pflegeausbildung zu stärken und mehr junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern“, betont LRin Hagele und merkt an, dass derzeit knapp 60 Prozent der Pflegekräfte in Tirol zwischen 40 und 60 Jahre alt sind. „Das heißt, dass wir in Zukunft mit vielen Pensionierungen im Bereich der Pflege konfrontiert werden. Zusätzlich zur steigenden Altersstruktur muss es uns demnach gelingen, attraktive Rahmenbedingungen für die Pflegeausbildung zu schaffen, um diese herausfordernde Personalsituation künftig meistern zu können“, ist die Landesrätin überzeugt. Mit der Verlängerung der Diplomausbildung bis Ende 2023 und der Erweiterung des Pflege-Schwerpunkts an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen wurden bereits Maßnahmen gesetzt, um einen flächendeckenden, wohnortnahen und niederschwelligen Zugang zur Pflegeausbildung für alle Interessierten zu gewährleisten. Darüber hinaus wird künftig auch eine Pflegelehre angedacht, um die Altersschwelle weiter zu senken und den Zugang zu erleichtern. Zudem erhalten Pflegeauszubildende vielfältige Fördermöglichkeiten – vom Ausbildungsbeitrag für Pflegeauszubildende über das Tiroler Pflegestipendium bis hin zu verschiedenen Stipendien vom AMS und der Pflegestiftung Tirol.

Neue Wege für nachhaltigen Ausbau der Pflege

Im Rahmen der Regionalkonferenz wurden die geplanten Bedarfsanpassungen im Strukturplan Pflege 2023 – 2033 vor Ort besprochen. Als zuständiger Stadtrat für Gesundheit nahm Vizebürgermeister Anzengruber an der Sitzung im Stadtsenatssitzungszimmer in Innsbruck teil. Er ist für die Umsetzung der Bedarfsanpassungen in der Pflege verantwortlich: „Gemeinsam sind wir bestrebt, ein bedarfsgerechtes Leistungsangebot für unsere pflegebedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Innsbruck umzusetzen.“ Er verweist darauf, dass in Zukunft neue Maßnahmen im Bereich der Pflege gesetzt werden müssen: „Innsbruck unterscheidet sich maßgeblich von anderen Tiroler Kommunen in seiner Bevölkerungsstruktur. Im urbanen Raum bestehen vergleichsweise mehr Einzelhaushalte und damit einhergehende Vereinsamung. Deshalb prüfen wir in der Landeshauptstadt durch die Pflegestrategie 2033, die sich derzeit in der Vergabe befindet, sehr sorgfältig, wie wir die Rahmenbedingungen für die zu pflegende Bevölkerung optimieren können. Die daraus resultierenden Ergebnisse lassen wir in den Strukturplan Pflege einfließen.“

In der nachhaltigen Entwicklung der Pflege in den Bezirken unterstützt Kathrin Hörschläger in ihrer Funktion der Stabstelle Pflegeentwicklung, angesiedelt am Landesinstitut für integrierte Versorgung Tirol (LIV), die Gemeinden und Einrichtungen bei der Umsetzung vor Ort. Dabei gilt es auch in Zukunft, Maßnahmen rund um Kinderbetreuung, Digitalisierung im Pflegeberuf sowie Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige als Teil der Pflege- und Betreuungsformen mitzudenken. Dabei leisten die Versorgungsprogramme des LIV Care Management Tirol und HerzMobil Tirol in der Koordination und Beratung von Menschen, die zuhause von Angehörigen gepflegt werden, sowie in der telemedizinischen Versorgung von PatientInnen mit Herzinsuffizienz eine wohnortnahe, patientenzentrierte und nachhaltige Pflege und Betreuung in den Bezirken.