Wettbewerb
Wettbewerb für eine künstlerische Intervention am Neuen Landhaus
Historie
Im Frühjahr 2019 fasste die Tiroler Landesregierung den Beschluss, die Geschichte des „Neuen Landhauses“ als Sitz der NS-Verwaltung des Gaus Tirol und Vorarlberg zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Hierfür wurde eine Expert:innenkommission eingesetzt, die im Dezember 2020 einen Bericht gemeinsam mit Maßnahmenempfehlungen vorlegte. Das Land beschloss daraufhin, die Empfehlungen der Kommission im Sinne einer zeitgemäßen Erinnerungskultur in größtmöglichem Umfang umzusetzen. Zu den Vorschlägen zählten neben wissensbezogenen und pädagogischen auch erinnerungspolitische und künstlerische Aktivitäten.
Wettbewerb
Im Jänner 2022 wurde ein künstlerischer Wettbewerb mit dem Ziel gestartet, ein künstlerisches Zeichen der Erinnerung an die Nutzung des Hauses als Sitz des nationalsozialistischen Macht- und Unterdrückungsapparates zu setzen.
Der Wettbewerb richtete sich an nationale und internationale Künstler:innen, die Erfahrung im Umgang mit Erinnerungskultur, Kunst am Bau oder Kunst im öffentlichen Raum sowie der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus haben.
Als Standort einer künstlerischen Intervention am Landhausplatz wurde ein Bereich an der Westseite des Landhauseinganges definiert. Der Denkmalschutz und die derzeitige Nutzung des Landhauses als Amtsgebäude waren bei der Projektgestaltung zu beachten, gleichzeitig sollte das Projekt zur Bewusstseinsbildung über die Vergangenheit des Gebäudes beitragen und durch künstlerische Qualität und Aussagekraft überzeugen.
Wettbewerbsart
Der Wettbewerb wurde als offener Kunstwettbewerb mit Dialogphasen und vorgeschalteter Bewerbungsphase durchgeführt. Der Kreis der teilnehmenden Personen für die zweite Wettbewerbsstufe setzte sich aus fünf geladenen sowie fünf aus dem Bewerbungsverfahren ausgewählten Künstler:innen bzw. interdisziplinären Teams zusammen.
Zu den geladenen Wettbewerbsteilnehmer:innen zählten Eduard Freudmann und Luiza Margan, Ramesch Daha + Architekturkollektiv AKT, columobosnext, struber_gruber mit Katharina Struber und Klaus Gruber sowie Sophie Lillie und Arye Wachsmuth. Diese wurden von den Fachpreisrichter:innen aufgrund ihrer bisherigen künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum bzw. im Bereich der Erinnerungskultur nominiert. Die weiteren fünf Teilnehmenden der zweiten Wettbewerbsstufe – Franz Wassermann, das Kollektiv [blackfield] mit Michael Meraner und Raphaela Aurelia Sauer, „islandrabe“ Richard Schwarz, Michael Schrattenthaler sowie die Gruppe U1architektur mit Andrea Sommerauer, Klemens Wolf, Norbert Buchauer und Anton Praxmarer – wurden im Rahmen des offenen Wettbewerbs in der ersten Wettbewerbsstufe aus 36 Einreichungen von der Jury ausgewählt.
In der Jurysitzung vom 20.06.2022 wurde durch die Wettbewerbsjury folgende Reihung der Projekte vorgenommen:
- „DAS GAUHAUS / Wir haften für unsere Geschichte“ von Franz Wassermann
- „Balkensturz“ von Ramesch Daha + Architekturkollektiv AKT
- „HÖR:MAL“ von U1architektur + Andrea Sommerauer + Klemens Wolf
Jene Künstler:innen, die im Zuge des Wettbewerbs die zweite Stufe erreichten, erhielten eine Aufwandsentschädigung, für die drei erstgereihten Projekte wurde entsprechend der Reihung ein Preisgeld ausbezahlt.
Die Tiroler Landesregierung als Auslober des Wettbewerbs hat in ihrer Sitzung vom 06.07.2022 einstimmig beschlossen, das Projekt „Balkensturz“ von Ramesch Daha + Architekturkollektiv AKT zur Umsetzung zu bringen. Da das Projekt zurückgezogen wurde, war keine Realisierung möglich.
Wettbewerbsjury
Die Wettbewerbsjury setzte sich aus Fachpreisrichter:innen und Sachpreisrichter:innen (darunter drei Mitglieder der Expertenkommission) sowie Berater:innen zusammen, jedes Jurymitglied benannte zusätzlich eine Ersatzperson für den Fall einer terminlichen Verhinderung.
Fachpreisrichter:innen
- Barbara Staudinger - Direktorin Jüdisches Museum Wien | Ersatz: Hannes Sulzenbacher
- Angela Koch - Universitätsprofessorin Kunstuniversität Linz | Ersatz: Sabrina Kern
- Nina Tabassomi - Direktorin Taxispalais Kunsthalle Tirol GmbH | Ersatz: Karin Pernegger
- Günther Dankl - Kurator | Ersatz: Rosanna Dematté
- Christopher Grüner - Künstler | Ersatz: Arno Ritter
Sachpreisrichter:innen
- Melanie Wiener - Vertretung Landesrätin Palfrader | Ersatz: Thomas Juen
- Diana Ortner – Vertretung Landesrat Tratter | Ersatz: Nikolaus Juen
- Thomas Huter - Vertretung der Abteilung Liegenschaftsverwaltung | Ersatz: Edmund Stubenböck
- Christoph Haidacher - Vertretung der Abteilung Tiroler Landesarchiv | Ersatz: Ingrid Böhler
- Horst Schreiber – Historiker (ERINNERN:AT) | Ersatz: Sabine Pitscheider
- Lukas Morscher – Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck | Ersatz: Matthias Egger
Beratende (ohne Stimmrecht)
Walter Hauser, Bundesdenkmalamt