Tiroltag am Europäschen Forum Alpbach

LH Mattle: „Junges und innovatives Alpbach als Ideenschmiede für Herausforderungen der Energiewende und des Klimawandels“

  • Tiroltag 2023 als offizieller Startschuss für Europäisches Forum Alpbach
  • Im Mittelpunkt: Austausch mit jungen Menschen am „Euregio-Walk“
  • Neuer Klimasimulator der FH Kufstein zur Bewusstseinsbildung und Lösungsfindung
  • Euregio-Awards für Projekte rund um die Erzeugung von Biogas und Kompost aus organischen Abfällen und ökologische Energieproduktion aus Wind in Städten verliehen
  • Denkfabrik EuregioLab startet mit Erarbeitung konkreter Lösungsvorschläge für Energiewende

Eine Plattform des grenzen- und generationenübergreifenden Austausches, der innovativen Ideenfindung und des gemeinsamen Blicks in die Zukunft – der Tiroltag zum Auftakt des Europäischen Forum Alpbach ist ein Treffpunkt und Schaufenster der Innovations- und Forschungslandschaft der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino. Dieses Jahr stand der Tiroltag, der heute, Sonntag, in Alpbach – im „Dorf der Denker“ – stattfand, ganz im Zeichen der Energiewende und des Klimawandels. ExpertInnen aus Brüssel und der gesamten Euregio diskutierten gemeinsam über die Herausforderungen, welche die Energiewende und der Klimawandel mit sich bringen. Im Mittelpunkt stand der Austausch mit jungen Menschen und die gemeinsame Suche nach innovativen Lösungsansätzen, um Chancen und Potentiale zu nutzen.

„Das Europäische Forum Alpbach im ‚Dorf der Denker‘ steht symbolisch und praktisch für den grenz- und generationenüberschreitenden Austausch, um gemeinsam innovative Lösungen für zentrale Herausforderungen zu finden. Mit der Energiewende und dem Klimawandel stehen am heurigen Tiroltag grundlegende Zukunftsthemen für die gesamte Europaregion im Fokus“, erklärt Landeshauptmann Anton Mattle. Andreas Treichl, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, ergänzt: „Mit dem feierlichen Höhepunkt der Euregio Days, dem Tiroltag, verbindet das Europäische Forum Alpbach eine jahrzehntelange Tradition. Wir freuen uns über zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus Tirol, Südtirol und Trentino sowie über das rege Interesse an einem nationalen wie internationalen Austausch, der vor allem dazu beitragen soll, Europa zu stärken. Alpbach bietet uns eine großartige Kulisse und wir sind dankbar für die Gastfreundschaft Tirols und der Region, die uns Jahr für Jahr zuteil wird.“

Tiroltag im Zeichen der Jugend

Nach der offiziellen Eröffnung und dem traditionellen Landesüblichen Empfang am Kirchplatz in Alpbach nutzten die drei Landeshauptleute der Euregio LH Mattle, LH Maurizio Fugatti (Trentino) und LH Arno Kompatscher (Südtirol) den Tiroltag, um vor allem mit jungen Menschen in den Austausch zu kommen und gemeinsam mit ihnen zu diskutieren. Am Vormittag bestand dazu Gelegenheit bei der Verleihung der Euregio-Förderpreise, am Nachmittag bei einer gemeinsamen Wanderung zu den Herausforderungen des Klimawandels, in dessen Rahmen auch der neue Klimasimulator der Fachhochschule Kufstein präsentiert wurde.

„Die Energiekrise hat deutlich gemacht, dass wir uns der Zukunft ohne Scheuklappen stellen müssen. Gerade in innovativen Technologien und erneuerbaren Energieträgern liegt ein enormes Potential – nicht nur im Hinblick auf den Klimaschutz, sondern auch auf die Energieunabhängigkeit unserer Länder“, erklärt LH Mattle und verweist auf das Ziel Tirols, den gesamten Energiebedarf bis 2050 aus heimischen, erneuerbaren Ressourcen klimaschonend zu decken. Die Ziele reichen von einem umfassenden Ausbau der Wasserkraft über die Vervielfachung der Nutzung der Sonnenenergie bis hin zur Errichtung von Windrädern.

„Wir sind als Euregio in der glücklichen Lage, unsere Fähigkeit zur Zusammenarbeit gefestigt und unter Beweis gestellt zu haben. Wir wissen die Gelegenheit zu nutzen, unsere Erfahrungen, Fähigkeiten und Ressourcen auszutauschen, um gemeinsame Herausforderungen effektiver und effizienter zu bewältigen. Die grenzübergreifende Zusammenarbeit ist seit Jahrhunderten Grundlage unserer Identität und unseres Erfolgs: Wir sind ein Beispiel dafür, wie innovative Lösungen durch Zusammenarbeit entwickelt und umgesetzt werden können. Die Euregio ist eine Plattform, auf der Ideen und Initiativen zusammenfinden und einen fruchtbaren Boden für wirtschaftliches, soziales und ökologisches Wachstum schaffen“, sagte Euregio-Präsident Fugatti. Südtirols Landeshauptmann Kompatscher betont zudem, wie wichtig es sei, den jugendlichen Optimismus zu pflegen, denn gerade diesem entspringe oft die nötige innovative Kraft, um große Herausforderungen zu meistern: „Die Südtiroler Landesregierung hat mit der Nachhaltigkeitsstrategie und dem Vorsatz, bis 2040 klimaneutral zu werden, ambitionierte Ziele ausgegeben. Das Ermutigende daran ist, dass diese Neuausrichtung auch große Chancen bietet. Viele technische Voraussetzungen sind bereits vorhanden, und in einer Zukunft ohne Scheuklappen – um Amtskollegen Mattle zu zitieren – werden innovative Köpfe Grenzen überwinden und Wege zu neuen Lösungen eröffnen, die wir heute noch nicht im Blick haben. Wir haben jetzt aber die Verantwortung, dafür die Voraussetzungen zu garantieren, indem wir konsequent die Nachhaltigkeitsziele verfolgen und jeden Tag hart daran arbeiten.“

 „Euregio-Walk“ mit Fokus auf Klimawandel

Als besonderes Highlight des Tiroltages fand heuer erstmals der „Euregio-Walk“ statt. Gemeinsam mit Studierenden, frischgebackenen MeisterInnen aus verschiedenen Professionen und weiteren Interessierten trat LH Mattle die Wanderung entlang des Mittleren Alpbacher Höhenweg an, um gemeinsam über die Herausforderungen des Klimawandels und verschiedene Lösungsansätze zu diskutieren. Der Klimaexperte Michael Staudinger gab beim Euregio-Walk Inputs zur aktuellen Situation und der weiteren Entwicklung des Klimawandels. „Das Klima in den Alpen hat sich bereits verändert. Je nachdem wie sehr unsere Gesellschaft bereit ist Verantwortung für die Klimabedingungen der kommenden Generationen zu übernehmen, kommen auf uns besser oder schlechter verträgliche Szenarien zu“, ist der ehemalige Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG überzeugt.

Am Ziel der Wanderung auf der Zirmalm konnten die Teilnehmenden zudem den neuen Klimasimulator begutachten. Mit der von Studierenden der FH Kufstein entwickelten Anwendung können die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen – vom Ausbau erneuerbarer Energiequellen bis hin zur Entwicklung neuer Technologien – auf unseren Planeten und das Klima simuliert und nachvollzogen werden. „Der Klimasimulator ist ein spannender Ansatz und zugleich ein wertvolles Werkzeug, um sich über den Klimawandel und zielführende Maßnahmen zu informieren“, zeigte sich Landeshauptmann Mattle von der Anwendung begeistert. „Projekte wie diese sind es, die Bewusstsein für aktuelle Herausforderungen schaffen und uns Anreize bieten, Lösungen zu finden.“

Euregio-Awards für junge Forschende und für Innovation verliehen

Mit den Kernthemen des Tiroltages 2023 beschäftigten sich dieses Jahr auch junge ForscherInnen, UnternehmerInnen und EntwicklerInnen aus der gesamten Euregio. Aus über 60 Einreichungen schafften es 15 Teilnehmende in das Finale, um ihre innovativen Forschungsansätze und Projekte rund um das Thema Energiewende und Versorgungssicherheit vorzustellen.  Im Rahmen des heutigen Tiroltages wurden von den drei Landeshauptleuten die beiden Förderpreise überreicht.

Der Euregio-JungforscherInnenpreis für Nachwuchsforschende unter 35 Jahren wurde an Donato Scrinzi von der Stiftung Edmund Mach (San Michele all’Adige, Trentino) übergeben. Über den Euregio-Innovationspreis durfte sich Tommaso Morbiato vom Unternehmen Windcity aus Rovereto (Trentino) mit dem Projekt „Energie von variabler Natur“ freuen.

  • JungforscherInnenpreis:In seiner Studie „Hydrothermal carbonization as process intensification for biogas and high-quality co-compost production form municipal organic waste: The C2Land Project“ beschäftigte sich Donato Scrinzi mit der Erzeugung von hochwertigem Biogas und Kompost aus organischen Siedlungsabfällen mit Hilfe der hydrothermalen Karbonisierung. Das vorgeschlagene Modell soll sowohl zu einer nachhaltigeren Energieversorgung, die weniger abhängig von russischem fossilem Gas ist, als auch zur Optimierung der Behandlung lokaler Abfälle im Hinblick auf eine kreislauforientierte Bioökonomie beitragen.
  • Euregio-Innovationspreis: Das Unternehmen Windcity hat eine passive Turbine mit variabler Geometrie entwickelt, patentiert und produziert. Dabei handelt es sich um ein neues Energieumwandlungskonzept, das es ermöglichen soll, Energie effizient aus dem turbulenten Kern des Windes zu gewinnen und städtische Windabfälle in einen Kreislauf zu verwandeln.

Eine Übersicht über alle eingereichten Projekte zu beiden Preisen findet sich hier.

Denkfabrik EuregioLab erarbeitet konkrete Lösungsvorschläge

Neben der Preisverleihung der Euregio-Awards, dem „Euregio-Walk“ sowie Vorträgen und Diskussionen rund um die Themen Energiewende, Versorgungssicherheit und Klimawandel bildete der heutige Tiroltag zudem den Startschuss für das EuregioLab: die Denkschmiede der Europaregion. Der Think Tank, bestehend aus rund 20 Energieexpertinnen und -experten aus der Euregio, geleitet von Walter Obwexer, wird nun prüfen, in welchen Energiebereichen grenzüberschreitende Maßnahmen gebraucht werden und wie diese aussehen können. Bis zur nächsten Sitzung des Euregio-Vorstands im Herbst wird das EuregioLab der Politik ein Thesenpapier mit ersten konkreten Lösungsvorschlägen zur Energiewende vorlegen. „Die Euregio hat im Bereich Energie ein großes Potential, um als gutes Beispiel in der europäischen Energielösung voranzugehen. Gerade in Hinblick auf die Energiewende und die Akzeptanz der Maßnahmen bedarf es einer fundierten wissenschaftlichen Basis, einer breiten Ideensammlung und Abstimmung mit verschiedensten Interessensgruppen“, führt LH Mattle aus.


Factbox - Preisplatzierungen JungforscherInnen- und Innovationspreis

Euregio-JungforscherInnenpreis 2023

1. Platz: Donato Scrinzi, Stiftung Edmund Mach (San Michele all’Adige, Trentino), Projekt „Hydrothermal carbonization as process intensification for biogas and high-quality co-compost production form municipal organic waste: The C2Land Project“ (Erzeugung von hochwertigem Biogas und Kompost aus organischen Siedlungsabfällen)

2. Platz: Laura Battistel, Universität Trient, Projekt „An investigation on humans’ sensitivity to environmental temperature“ (menschlichen Wärmewahrnehmung und der Reaktion auf verschiedene äußere Reize)

3. Platz: Alessandro Sartori, Stiftung Bruno Kessler (Trient), „Multi-objective optimization of an energy community: an integrated and dynamic approach for full decarbonisation in the European Alps“ (Optimierung einer Energiegemeinschaft in den europäischen Alpen für die Jahre 2030 und 2050)

Euregio-Innovationspreis 2023

1. Platz: Tommaso Morbiato, Unternehmen Windcity, Rovereto (Trentino), Projekt „Energie von variabler Natur“ (passive Turbine zur Gewinnung von Energie aus Wind in Städten)

2. Platz: Andreas Bangheri, Unternehmen Heliotherm Wärmepumpentechnik Ges.m.b.H, Langkampfen, Projekt „INVISIBLE THERMO UNIT“ (dezentrale Kleinwärmepumpen in Wohnungen)

3. Platz: Nicola Baraldi, Unternehmen Iridenergy Srl, Bozen, Projekt „Innovative Biomasse-Pyrovergasungsanlage“ (Umwandlung von organischen Abfällen in hochwertige Biokohle)