Aktionsgemeinschaft Brennerbahn

Tirol übernimmt Vorsitz

  • Präsidentenkonferenz der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn (AGB) in Bozen
  • Regionaler Güterverkehr als Schwerpunkt des Tiroler Vorsitzes in den kommenden zwei Jahren
  • 200.000 Tonnen Holz sollen auf die Schiene verlagert werden

Heute, Donnerstag, kam die Präsidentenkonferenz der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn (AGB) in Bozen zusammen. Am Ende der Sitzung wurde der Vorsitz von Südtirol an Tirol übergeben. „Wir werden den Schwerpunkt der Aktionsgemeinschaft in den kommenden beiden Jahren auf die Stärkung grenzüberschreitender regionaler Güterschienenverkehre legen – hier gibt es zahlreiche Projekte, die umgesetzt werden können, um die Straße entlang des Brennerkorridors zu entlasten und die Schiene optimal auszulasten“, so der neue Vorsitzende, Verkehrslandesrat René Zumtobel. „Die Verbesserung des Schienenverkehrs bzw. die Steigerung der Kapazitäten müssen groß gedacht werden und gleichzeitig Schritt für Schritt bzw. Projekt für Projekt umgesetzt werden. Dort, wo man sofort ansetzen kann, soll das entsprechend den Zielsetzungen der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie den regionalen und lokalen Güterverteilverkehr zu optimieren, auch getan werden“, sagt LR Zumtobel.

Als Mitglied der AGB ist für die Wirtschaftskammer Tirol die nachhaltige Verlagerung auf die Schiene ein wesentliches Ziel beim Warentransport, wie Präsident Christoph Walser betont: „Die Fertigstellung des Jahrhundertprojekts Brenner Basistunnel rückt immer näher. Wir wollen deshalb die Tiroler Präsidentschaft in der AGB zum Anlass nehmen, um eine praxistaugliche Lösung für die alternativlose Verlagerung der Transporte auf die Schiene voranzutreiben. Und in unserer Rolle als Servicepartner für die Wirtschaft wollen wir unsere Betriebe nicht nur von der Notwendigkeit, sondern auch von Machbarkeit dieser Verlagerung überzeugen.“

Ein Projekt, das bereits auf Schiene ist, ist die Wiederaufnahme des Güterverkehrs auf der Schiene zwischen Jenbach und Fügen. Durch Errichtung des Verladeterminals Jenbach werden seit 2021 Rundhölzer der Firma Binderholz von der Schmalspur auf die Normalspur umgeschlagen. Aufbauend auf dieses Vorzeigeprojekt, sollen in grenzüberschreitender Zusammenarbeit Holztransporte der Firma Binderholz demnächst auch zwischen Jenbach und dem Südtiroler Pustertal auf der Schiene abgewickelt werden. 

Pro Jahr 200.000 Tonnen Holz auf der Schiene statt auf der Straße

„Bei erfolgreicher Realisierung dieses Projekts würden monatlich rund 600 LKW weniger auf der Straße über den stark belasteten Brenner verkehren und pro Jahr 200.000 Tonnen Holz auf der Schiene, statt auf der Straße transportiert werden“, weiß Verkehrslandesrat Zumtobel und weiter: „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der AGB soll derartige Verlagerungsprojekte unterstützen und es gibt bereits weitere Unternehmen, die großes Interesse daran haben, ihre Rohstoffe oder Produkte direkt vom Firmengelände mit der Bahn an- und abzuliefern.“ Aus diesem Grund gibt es für diese Unternehmen mittlerweile die Möglichkeit, sich die Expertise eines „Verlagerungsberaters“ bei der Wirtschaftskammer Tirol fördern zu lassen, der bei der Organisation und Umsetzung der Vorhaben behilflich ist.

Mehr Waren per Bahn zu transportieren und die entsprechende Infrastruktur auf der RoLa sowie für kranbare Sattelauflieger zu verbessern sind Anliegen, die in den kommenden beiden Jahren auch innerhalb der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn von zentraler Bedeutung sein werden. Zudem möchte sich Verkehrslandesrat Zumtobel für Vereinfachungen beim grenzüberschreitenden Personenverkehr – wie beispielsweise auch im Falle eines Schienenersatzverkehrs – und für eine bessere Abstimmung der Bahnbetreiber und den Autobahngesellschaften bei notwendigen Bauarbeiten entlang der Strecke einsetzen.

Rückblick auf Südtiroler Präsidentschaft

Der Südtiroler Landesrat Daniel Alfreider und der Südtiroler Handelskammerpräsident Michl Ebner zogen heute eine positive Bilanz der vergangenen zwei Jahre.

Für LR Alfreider war die Südtiroler Präsidentschaft wichtig für den grenzüberschreitenden Austausch. „Die Europäische Union sieht in der Schiene das Rückgrat für den Transport von Personen und Waren und investiert viel Geld in neue Infrastrukturen, aber auch in die Bestandsstrecke", sagte Alfreider. Um konkurrenzfähig zu sein, brauche es diese Investitionen dringend, genauso wie die weitere Harmonisierung der Standards, so der Landesrat. Andernfalls werde es die Verlagerung nicht geben. „Die Straße und die Schiene müssen im Brennerkorridor ganzheitlich gesehen und nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir setzen uns ein, die Schiene konkurrenzfähiger zu machen, damit die Straße und somit die Bevölkerung entlastet werden. Dafür bedarf es einer einheitlichen Strategie unter Einbindung aller Beteiligten", hebt Alfreider hervor.

Nationale Barrieren in der EU abbauen, um Eisenbahn effizienter zu gestalten

Handelskammerpräsident Ebner ist überzeugt: „Gerade am Brennerkorridor werden die Probleme der Eisenbahn in der EU sichtbar: Es gibt in jedem Land andere Signale, die Betriebssprache ändert sich und auch bei der Stromspannung gibt es keine einheitlichen Standards." All das mache die Schiene kostenintensiver und weniger konkurrenzfähig gegenüber der Straße, sagte Ebner und betonte: „Unsere Transportunternehmen wollen den langläufigen Verkehr auf die Schiene verlagern, aber das geht nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, das heißt es braucht Effizienz, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit!"