DERLA Tirol

Bei DERLA (Digitale Erinnerungslandschaft) handelt es sich um ein neues digitales Medium, abrufbar unter www.erinnerungslandschaft.at, das die Orte des nationalsozialistischen Terrors sowie die Erinnerungsorte und -zeichen für dessen Opfer sichtbar macht.

Hauptziel dieses interdisziplinären Projekts ist es, der Öffentlichkeit eine digitale Plattform zu bieten, die über den Nationalsozialismus und die Erinnerungskultur informiert, eine kritische Auseinandersetzung anregt und der Opfer gedenkt. Den „Tirolteil“ der Karte haben die Projektverantwortlichen heute, Montagnachmittag, Bildungsminister Martin Polaschek, LH Anton Mattle und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele vorgestellt. Auf der gemeinsam von _erinnern.at_, dem Centrum für Jüdische Studien und dem Zentrum für Informationsmodellierung (beide Karl-Franzens-Universität Graz) entwickelten Website www.erinnerungslandschaft.at ist nun nach der Steiermark und Vorarlberg auch die Gedächtnislandschaft Tirols online.

„Der schulische Besuch von lokalen Gedenkorten ist pädagogisch besonders wertvoll und wird von DERLA niederschwellig ermöglicht. Lokale Erinnerungszeichen docken an der Lebensrealität von Schülerinnen und Schülern an, weil sie in unmittelbarer Nähe der Schulen und Wohnorte stehen und so eine ganz lokale Geschichtsvermittlung ermöglichen. Somit kann in Verbindung mit Schulexkursionen eine lebendige Erinnerungskultur noch stärker in den Unterricht integriert werden“, so Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek über das Projekt DERLA, das vom BMBWF finanziell unterstützt wird.

„Eine Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit ist wichtig und richtig. Insbesondere die Gräueltaten des NS-Regimes müssen aufgezeigt werden und dürfen nie in Vergessenheit geraten. Nichtdestotrotz haben die vergangenen Jahrzehnte die Gräueltaten des Nationalsozialismus in der Gesellschaft verblassen lassen, gerade den jüngsten Generationen ist das schreckliche Ausmaß der Geschehnisse oftmals nicht mehr bewusst. Daraus resultiert mein vermittelnder und mahnender Ansatz in der Erinnerungskultur. Deshalb ist es mir ein Herzensanliegen, nachkommende Generationen zu erreichen – sie aufzuklären darüber, was passiert ist, aber auf Augenhöhe. DERLA ist eine zeitgemäße und moderne Plattform, die es unkompliziert und niederschwellig ermöglicht, sich zu informieren und sich mit der Vergangenheit kritisch auseinanderzusetzen. Insbesondere junge Menschen finden hier ein Angebot, das speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist“, betont LH Mattle, der sich im Zuge der Projektpräsentation bei den Verantwortlichen, allen voran bei Horst Schreiber und seinem Team, für die Erstellung des Tirolteils von DERLA bedankte.

Auch Bildungslandesrätin Cornelia Hagele ist von DERLA überzeugt, denn über digitale Medien können mehr Menschen erreicht und Informationen vermittelt werden: „Die Seiten sind interaktiv aufgebaut, die Informationen sind kompakt und verständlich aufbereitet. Besonders hervorzuheben ist das Vermittlungsportal, in dem Lehrpersonen auf kind- und jugendgerecht aufbereitete Materialen zugreifen können, die speziell für den Schulunterricht konzipiert sind.“

Der Leiter des Projekts, Horst Schreiber, hat gemeinsam mit seinem Team von _erinnern.at_ und der Pädagogischen Hochschule Tirol bestehend aus Irmgard Bibermann, Christian Mathies und Selina Mittermeier alle Gedenkzeichen zum Nationalsozialismus in Tirol und alle Personen, an die sie erinnern, recherchiert und für die digitale Erinnerungskarte aufbereitet. Ihre Arbeit fußte auf den Fragen „Was ist passiert?“, „An wen wird wie erinnert?“ und „Welche Geschichte hat das Erinnerungszeichen?“. „Zielgruppen des Projekts sind die politisch-historisch interessierte Öffentlichkeit, insbesondere Schülerinnen und Schüler sowie Jugendliche“, sagt Schreiber. In Zusammenarbeit von _erinnern.at_ mit der Pädagogischen Hochschule Tirol wurden zahlreiche Vermittlungsangebote für Schulen entwickelt. „Das Besondere im Tirolteil von DERLA sind kurze Lehrvideos und Podcasts über Tirolerinnen und Tiroler, die im Widerstand aktiv waren oder Opfer des NS-Terrors wurden“, erläutert Schreiber. Auch für Volksschulen gibt es ein Angebot.

Über DERLA

DERLA ist ein interdisziplinäres Dokumentations- und Vermittlungsprojekt des Centrums für Jüdische Studien (CJS), des Zentrums für Informationsmodellierung (ZIM), des Arbeitsbereichs Geschichtsdidaktik der Karl-Franzens-Universität Graz und von _erinnern.at_ - Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart.

In DERLA werden Erinnerungsorte an die Opfer und den Terror des Nationalsozialismus bis 2023 in Wort und Bild beschrieben und sichtbar gemacht. Die jeweiligen Orte können auf einer Landschaft angeklickt werden und jedes Zeichen, jeder Ort wird mit zumindest zwei Fotografien dokumentiert. Im Bereich „Wege der Erinnerung“ können sich Interessierte über kuratierte Routen zu verschiedenen Themen auf eine Reise in die Vergangenheit begeben. Im „Archiv der Namen“ sind Kurzbiographien all jener Menschen aus Tirol, Steiermark, Vorarlberg und Kärnten hinterlegt, die auf Erinnerungszeichen genannt oder an die erinnert werden soll.