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Land Tirol gedenkt zum 100. Todestag „Tiroler“ Michael Mayr

Am 21. Mai wird an ersten Bundeskanzler der Republik Österreich erinnert

  • Der Oberösterreicher verbrachte wesentliche Lebensabschnitte in Tirol
  • Mayr spielte zentrale Rolle bei Entstehung der Bundesverfassung und Tiroler Landesordnung

Der gebürtige Oberösterreicher Michael Mayr, dessen Todestag sich am 21. Mai zum 100. Mal jährt, war nicht nur erster Bundeskanzler der Republik Österreich, sondern auch Historiker, Landesarchivar und auch Landtagsabgeordneter mit langzeitigem Lebensmittelpunkt in Tirol. Das Land Tirol blickt anlässlich des Jahrestages auf seine Verdienste im Rahmen der Entstehung der Bundesverfassung und somit auch auf die wesentliche Rolle Mayrs in der Entwicklung der Tiroler Landesordnung. „Michael Mayr ist es mit zu verdanken, dass Tirol Teil der Österreichischen Republik geblieben ist und heute eingebettet in die Bundesverfassung und die Europäische Union als Modell für regionale Partnerschaft im vereinten Europa steht“, betont LH Günther Platter die Rolle des ersten Bundeskanzlers der jungen Republik Österreich für Tirol. Diesen April wurde im Rahmen eines Festakts das 100-jährige Verfassungsjubiläum der Tiroler Landesordnung (TLO) im Innsbrucker Landhaus gefeiert. Bis heute bildet die TLO in ihrer aktuellen Fassung das Fundament für das Zusammenleben in Tirol.

Heute bestehende TLO entstand durch Vermittlerstärke Mayrs

Die zentrale Rolle von Michael Mayr in der Entstehung der Bundesverfassung hat die Tiroler Landesordnung dahingehend geprägt, dass das zentrale bundesverfassungsrechtliche Fundament für die TLO das Bekenntnis zu Demokratie und Republik festigte (Artikel 1 der Bundesverfassung) und trotzdem die Selbstständigkeit der Länder unterstrich (Artikel 2). Die Bundesverfassung und Landesordnung ergänzen sich letztendlich gegenseitig und bilden die gemeinsame Grundlage für den demokratischen Rechtsstaat, ohne dessen Basis auch die parlamentarische Arbeit im Tiroler Landtag nicht funktionieren würde. „Die Tiroler Landesordnung bildet den Rahmen unserer Ausschuss- und Plenarsitzungen sowie die Grundlage für die Entwicklung von Gesetzesentwürfen. Sie ist ein wichtiges Instrument für unsere tägliche Arbeit und wäre ohne die Vermittlungsstärke von Michael Mayr in dieser Form wahrscheinlich nicht zustande gekommen“, würdigt auch Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann die Rolle des ehemaligen Abgeordneten Michael Mayr.

Ein Blick auf das Leben des „Tirolers“ Michael Mayr

Geboren 1864 in Adlwang in Oberösterreich studierte Michael Mayr zunächst Geschichte und Geographie an der Universität Wien und übernahm später die Leitung des heutigen Tiroler Landesarchivs. Überdies wurde der Historiker zum außerordentlichen Professor für Neuere Geschichte mit Schwerpunkt Tiroler Geschichte an der Universität Innsbruck ernannt und begann seine politische Karriere als Abgeordneter der Christlichsozialen im Tiroler Landtag. Als Diplomat und Gesandter Tirols in der Schweiz unterwegs wurde er kurze Zeit später in die Nationalversammlung, dem damaligen österreichischen Parlament, entsandt. Und als Staatssekretär unter der Regierung Renner III leitete er die Arbeitsgruppe, die für die Ausarbeitung der Verfassungs- und Verwaltungsreform zuständig war.

Michael Mayr fungierte somit als Bindeglied zwischen dem Bund und den Ländern und förderte als Grundlage der Bundesverfassung letztendlich auch eine vermittelnde Lösung. Für die endgültige Entwicklung des Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) hatte der „Privatentwurf Mayr“, mit dem er durch die Landeshauptstädte reiste und die Länder schlussendlich überzeugen konnte, eine sehr große Bedeutung. Unmittelbar nach Inkrafttreten des B-VG im Jahr 1920 wurde Mayr zum ersten Bundeskanzler der Republik Österreich ernannt, nachdem er nach Karl Renner von Juli bis November 1920 bereits als Staatskanzler diente.

„Seine kurze Amtszeit von nicht einmal einem Jahr war auch geprägt von starren Anschlussbestrebungen an Deutschland. Dies war jedoch der jungen Republik im Friedensvertrag von St. Germain verboten worden. Als nach erfolgreichen Abstimmungen in Tirol und Salzburg eine weitere in der Steiermark stattfinden sollte, verband Michael Mayr, der in Paris und London um Auslandskredite für den maroden Staatshaushalt geworben hatte (bei gleichzeitigem Verzicht auf solche Anschlussplebiszite), sein politisches Schicksal mit dieser Frage. Die Enttäuschung über die Haltung seiner Parteifreunde, die an dieser Abstimmung festhielten, veranlasste Michael Mayr im Juni 1921 als Bundeskanzler zurückzutreten“, erklärt der Direktor des Tiroler Landesarchivs Christoph Haidacher. Daraufhin wurde Mayr vom Bundesrat zum Mitglied des Verfassungsgerichtshofes gewählt, bevor er im Mai des Folgejahres mit nur 58 Jahren im oberösterreichischen Waldneukirchen im Kreise seiner Verwandtschaft verstarb.