Europe in Practice!

2. Euregio Netzwerktreffen Bayern-Tirol in Fügen

  • LH Mattle: „Unser gemeinsames Europa lebt von der Zusammenarbeit der Regionen“
  • Veranstaltung rund um die Euregio SBM, grenzüberschreitende Mobilität und die Zukunft Europas

Ein Europa, das Grenzen überwindet – das zeigt sich nicht zuletzt an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Tirol und seinen Nachbarn. Neben der Verbindung Tirols mit Südtirol und dem Trentino, wird im Rahmen mehrerer Euregios auch der Austausch zu den bayerischen Nachbarlandkreisen forciert. Ein Beispiel dessen ist die Euregio SBM, bestehend aus dem Bezirk Schwaz sowie den Landkreisen Bad Tölz–Wolfratshausen und Miesbach.

Um verschiedensten Stakeholdern der Europaregionen, Planungsverbänden und regionalen Organisationen die Möglichkeiten der Euregios zu präsentieren und den Austausch zu fördern, lud die Euregio SBM gemeinsam mit dem Land Tirol gestern, Donnerstag, zum 2. Euregio-Netzwerktreffen Bayern-Tirol nach Fügen. Im Fokus stand die grenzüberschreitende Mobilität im ländlichen Raum. Im Sinne des Mottos der Veranstaltung „Europe in Practice!“ wurden Vorzeigebeispiele der grenzüberschreitenden Mobilität vorgestellt. Im Anschluss diskutierten Landeshauptmann Anton Mattle, der bayerische Staatsminister Eric Beißwenger und die Abgeordnete zum Europäischen Parlament, Barbara Thaler, bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion vor rund 100 ZuhörerInnen über die Zukunft Europas. Zuvor diskutierten bereits unter anderem Mobilitätslandesrat René Zumtobel, sowie Michael Brandl, Bezirkshauptmann von Schwaz, Olaf von Löwis of Menar, Landrat im Landkreis Miesbach und aktuell Vorsitzender der Euregio SBM sowie Josef Niedermaier, Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen über die grenzüberschreitende Mobilität und die Vorteile der Zusammenarbeit. 

„Unser gemeinsames Europa lebt von der Zusammenarbeit der Regionen. Unser Europa bedeutet, sich über Grenzen hinweg die Hände zu reichen. Sei es die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino oder auch die Euregio SBM – wir arbeiten auf vielen Ebenen mit unseren europäischen Nachbarn zusammen und profitieren von den vielen Vorteilen, die sich aus diesen Freundschaften ergeben. Gerade in puncto Mobilität bedeutet das Abbauen von Grenzen konkrete Verbesserungen, die – etwa in Form dichterer Taktungen von Bussen und Zügen – direkt den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen. Anhand unterschiedlichster Beispiele wurde dies beim heutigen Netzwerktreffen demonstriert. All das wird dank der Mitgliedschaft in der Europäischen Union möglich. Umso wichtiger ist es, dass auch die Bürgerinnen und Bürger am 9. Juni von ihrem Stimmrecht bei der Europawahl Gebrauch machen. Mit ihrer Stimme bestimmen sie über die Zukunft Europas mit und stärken Tirols Rolle in der Europäischen Union“, erklärt LH Mattle.

Staatsminister Beißwenger ergänzt: „2024 ist ein echtes Schicksalsjahr für Europa. Vor allem den Jugendlichen sage ich: Lasst nicht andere über eure Zukunft bestimmen. Entscheidet selbst. Übernehmt Verantwortung. Extremisten und Europafeinde werden immer lauter, verbreiten Fake News und bedienen Vorurteile. Deswegen ist es so entscheidend, dass so viele Menschen wie möglich zur Wahl gehen und ihre Stimme für ein geeintes Europa abgeben. Die Europawahl darf nicht zu einer Protestwahl gegen Europa werden. Europa muss unser Schutzraum für Frieden und Freiheit und eine Wertegemeinschaft bleiben! Die EU steht vor großen Herausforderungen: Frieden sichern, Migration ordnen, Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und eine bezahlbare Energieversorgung sichern.“

Grenzüberschreitende Mobilität im ländlichen Raum

Welche Herausforderungen und Chancen liegen im grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr zwischen Bayern und Tirol? Wie können die Radweganbindungen in der Region weiter ausgebaut werden? Fragen wie diese wurden im ersten Teil des Netzwerktreffens behandelt.

Anhand verschiedener praktischer Beispiele zeigten die Vortragenden Hindernisse und Potentiale im grenzüberschreitenden Verkehr auf. „Der öffentliche Verkehr muss vor allem im ländlichen Raum und in Grenzregionen neu gedacht werden – es braucht innovative Lösungen für mobilitätspolitische Herausforderungen. Die Öffis, der Radverkehr und auch zu Fuß wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen und erfordert ein dichtes, sowie bedarfsorientiertes Mobilitätsangebot, das einfach zugänglich ist. Die Taktverdichtung der direkten Buslinie zwischen Tegernsee und Jenbach wäre ein wichtiger nächster Schritt im grenzüberschreitenden Öffi-Angebot. Dadurch schafft man zwischen Bayern und Tirol direkte Verbindungen mit weiteren Anschlussmöglichkeiten in Jenbach an den Fern- und Regionalverkehr für die Bevölkerung und Urlaubsgäste. Zu einem weiteren Vorzeigebeispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Mobilität zählt ebenso die 560 Kilometer lange Radfernroute München – Venezia“, freut sich LR Zumtobel.

Quo Vadis Europa

Wohin geht die Zukunft Europas? Mit dieser Frage setzen sich Landeshauptmann Mattle, Staatsminister Beißwenger und EU-Abgeordnete Thaler in der abschließenden Podiumsdiskussion der Veranstaltung auseinander.

„Von Klimaschutz über militärische Konflikte vor unserer Haustür bis hin zum Kampf gegen Terrorismus – wir stehen vor Herausforderungen, die wir nur gemeinsam als europäische Einheit lösen können. Deshalb braucht es eine starke EU, die sich auf die wesentlichen Fragen konzentriert, aber auch den Regionen die notwendige Freiheit gibt. Abgesehen von weltpolitischen Themen birgt die Union zudem ganz konkrete Vorteile für uns alle – Vorteile, die uns auch in den kommenden Jahren von großem Nutzen sein werden. Diese reichen von den offenen Grenzen über den freien Warenverkehr bis hin zu den Förderungen, die etwa die regionale und kleinstrukturierte Landwirtschaft gezielt erhält. All das ist Europa. All das gilt es auch für die Zukunft zu bewahren und unser gemeinsames Europa weiter zu verbessern“, so LH Mattle.

 „Aus den Erfahrungen der letzten fünf Jahre in Brüssel und Straßburg kann ich eines mit Sicherheit sagen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist der Gradmesser für die künftige Entwicklung Europas. Nirgendwo sonst prallen nationalstaatliche Interessen stärker auf tägliche Lebensrealitäten. Hier wo sich die Grenzen Europas aufgelöst haben, hier wo Grenzen im täglichen Leben schon lange keine Rolle mehr spielen, wo der Austausch Tag täglich gelebt wird. In diesen Regionen befindet sich der Schlüssel zum Erfolg Europas. Nur wenn diese regionale grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch zum Maßstab unserer europäischen Integration wird, kann Europa auf der Welt reüssieren, und zwar in sämtlichen Bereichen,“ schließt Abgeordnete Barbara Thaler mit einem flammenden Appell zur EU-Wahl zu gehen und nichts als selbstverständlich zu nehmen.

Euregio SBM – Austausch über Grenzen hinweg

Seit dem Jahr 2022 fördert die Euregio SBM die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk Schwaz und den bayerischen Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach auf institutionalisierter Ebene. Von nachhaltigem Tourismus über neues Arbeiten bis hin zu umweltschonender Mobilität im grenzüberschreitenden Verkehr werden unterschiedlichste Projekte auf Basis einer gemeinsam entwickelten Strategie bis 2027 unterstützt. Dafür steht der Euregio SBM ein INTERREG-Projektbudget zur Verfügung.

Zudem veranstaltet die Euregio SBM regelmäßige Vernetzungs- und Austauschtreffen zu unterschiedlichsten Themen. BH Brandl führt aus: „Die Aufgabe der Euregio SBM ist es nicht nur, gemeinsame, grenzüberschreitende Strategien zu finden und weiterzuentwickeln und Projekte zu fördern: Vor allem muss auch der grenzüberschreitende Austausch forciert werden. Die Problemlagen auf beiden Seiten der Grenze sind ähnlich, die Zugänge und Lösungsansätze hingegen oft unterschiedlich. Auch die bestehenden Strukturen sind nicht immer dieselben. Durch den Austausch können wir viel voneinander lernen. Die Euregio SBM bietet für all das die ideale Plattform.“

„Die Herausforderungen, die uns seit Jahren beschäftigen und auch noch auf uns warten, kennen keine Grenzen. Insofern wird die grenzübergreifende Zusammenarbeit in vielen Bereichen, vor allem Mobilität, neue Arbeitsformen und nachhaltiger Tourismus, immer wichtiger. Als Vorsitzender der Euregio hat mich der Austausch beim Netzwerktreffen sehr gefreut“, so Olaf von Löwis of Menar, Landrat im Landkreis Miesbach. Josef Niedermaier, Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, ergänzt: „Unsere Gesellschaft ist so mobil wie nie zuvor. Wenn wir die Mobilität möglichst verträglich für alle Beteiligten und Betroffenen gestalten wollen, dann braucht es diese fruchtbare grenzübergreifende Zusammenarbeit unbedingt. Ich bin froh und glücklich über dieses Zusammenwirken auf tiroler wie auf bayerischer Seite im Rahmen der Euregio. Das schafft Vertrauen und vor allem – da bin ich mir sicher – die Chance auf zukunftsfähige tragfeste Lösungen.“