Ansprache von LH Platter: "Tirol beendet Selbstisolation"

Liebe Tirolerinnen und Tiroler!

Die vergangenen Wochen haben uns sehr viel abverlangt. Wegen der Corona-Krise, die mittlerweile die ganze Welt erfasst hat, wurde unser Alltag komplett auf den Kopf gestellt. Vieles ist nicht mehr so, wie wir es gewohnt waren.

Tirol war und ist von dieser Krise ganz besonders betroffen. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Infektionszahlen mussten wir in den vergangenen Wochen auch besonders drastische Schritte setzen. Ich weiß, dass Maßnahmen wie die Selbstisolation Tirols, die Untersagung von Sport im Freien und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit auf das Gemeindegebiet sehr belastend waren. Heute aber wissen wir: Unser Durchhaltevermögen hat sich gelohnt.

Denn die Zahlen belegen, dass sich die Infektionskurve in Tirol in den letzten Tagen deutlich abgeflacht hat. Die Zahl jener, die wieder vollständig gesund sind, steigt stärker an als in den anderen Bundesländern. Zugleich nimmt die Zahl der Patientinnen und Patienten, die in Krankenhäusern oder auf Intensivstationen behandelt werden müssen, kaum zu.

Diese sehr erfreuliche Entwicklung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Maßnahmen und großer Disziplin. Ich bedanke mich bei allen Tirolerinnen und Tirolern, dass sie sich an die strengen Vorgaben gehalten haben und wir bisher erfolgreich waren.

Über das ganze Wochenende haben wir mit den Expertinnen und Experten die vorliegenden Zahlen und Daten im Detail analysiert. Gemeinsam haben wir beschlossen, die Selbstisolation Tirols morgen zu beenden und die Regelungen des Bundes zu übernehmen. Ausgenommen davon ist die strenge Quarantäne für die besonders betroffenen Gemeinden im Paznauntal, St. Anton am Arlberg und Sölden. Diese bleibt vorerst aufrecht. In diesen Regionen werden in den kommenden Tagen vermehrt Corona-Testungen vorgenommen, damit wir uns ein Bild von der Situation vor Ort machen können. Auf Basis dieser Ergebnisse werden wir noch diese Woche über die weitere Vorgangsweise in diesen Quarantänegebieten entscheiden.

Ich möchte Sie nun ganz kurz informieren, welche Änderungen morgen auf Sie zukommen: Sie dürfen das Haus verlassen, um zur Arbeit zu gehen, dringend notwendige Erledigungen zu machen, anderen Menschen zu helfen, die auf Hilfe angewiesen sind sowie zur Bewegung im Freien. Wenn Sie Spazierengehen sollen Sie das entweder allein oder nur mit jenen Personen tun, die im selben Haushalt leben. Bei der Begegnung mit anderen Personen muss stets der Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden.

Liebe Tirolerinnen und Tiroler,

viele von Ihnen werden bestimmt aufatmen, dass die Bewegung im Freien ab morgen wieder erlaubt ist. Dennoch darf ich einen eindringlichen Appell an Sie richten: Verzichten Sie bitte wie schon bisher auf die Sportausübung im alpinen Gelände. Das Verletzungsrisiko beim Skitourengehen, Klettern oder Mountainbiken ist einfach zu hoch. Außerdem werden alle Einsatz- und Rettungskräfte auch weiterhin dringend zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gebraucht.

Die Bundesregierung hat heute einen weiteren Fahrplan präsentiert, wie in den nächsten Wochen die schrittweise Rückkehr zur Normalität gelingen kann. In einem ersten Schritt werden ab 14. April kleine Geschäftslokale für den Verkauf von Waren, Handwerksbetriebe sowie Bau- und Gartenmärkte wieder geöffnet. Ab 1. Mai sollen alle Geschäfte für den Verkauf von Waren sowie Friseure unter strengen Auflagen folgen. Ende April findet eine Beurteilung über die Entwicklung der Corona-Krise in Österreich statt und dann wird entschieden, ob Mitte Mai Hotels und Gastronomiebetriebe stufenweise geöffnet werden können. Die Regelungen des Bundes gelten auch für das Bundesland Tirol.

Liebe Tirolerinnen und Tiroler,

auch wenn die aktuellen Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, muss eines klar sein: Wir haben diese Krise noch lange nicht überwunden. Über drei Wochen lang haben wir harte Maßnahmen gesetzt, die dringend notwendig und alternativlos waren. Nun liegt es an uns allen, die geltenden Regeln des Bundes konsequent zu befolgen: Mehr Nähe bedeutet nämlich mehr Abstand. Insofern gilt es insbesondere den Mindestabstand von einem Meter sowie das Tragen von Mund-Nasen-Masken im Alltag zu berücksichtigen.

Nur so kann es uns gelingen, Leben zu retten und eine zweite Erkrankungswelle zu verhindern. Deshalb bitte ich Sie: Führen wir unseren Kampf gegen das Corona-Virus so entschlossen fort, wie wir das in den vergangenen Wochen getan haben. Und ich weiß, liebe Tirolerinnen und Tiroler, dass ich mich auf Sie verlassen kann und wir diese Krise gemeinsam bewältigen werden.