Bilanz nach dem ersten Jahr

Bachelor-Studiengang Gebärdensprachdolmetschen der fh gesundheit

  • Österreichweit erster FH-Bachelor-Studiengang Gebärdensprachdolmetschen geht ins zweite Jahr
  • „Distance Learning“: Herausforderung zu Studienbeginn
  • Ausbildung umfasst breites Spektrum an theoretischen und praktischen Inhalten

22 Studierende starteten im Oktober vergangenen Jahres in den österreichweit ersten FH-Bachelor-Studiengang Gebärdensprachdolmetschen an der fh gesundheit. Die Inhalte der insgesamt sechs Semester umfassenden Ausbildung werden von vier hauptberuflich Lehrenden – zwei gehörlos, zwei hörend – sowie einem Pool von externen Lehrenden vermittelt. „Die Bilanz des ersten Ausbildungsjahres ist geprägt von den Herausforderungen, die hinsichtlich der Corona-Pandemie auch diesen Studiengang betrafen und sich aufgrund der spezifischen Wissensvermittlung in besonderer Weise auswirkten“, berichtet Soziallandesrätin Gabriele Fischer. Neben dem Beginn und dem Aufbau eines komplett neuen Studienganges musste daher auch ein entsprechendes Distance-Learning-Konzept umgesetzt werden. „Gerade bei dieser Ausbildung ist es immens schwierig, Wissen über die dreidimensionale visuell-gestische Gebärdensprache online über Bildschirme pädagogisch und didaktisch wertvoll zu vermitteln“, beschreibt Studiengangsleiterin an der fh gesundheit Elisabeth Greil die Startschwierigkeiten.

Dank des hervorragend ausgestatteten Sprachlabors der fh gesundheit samt modernstem technischen Equipment konnten diese Hürden mithilfe der IT-Abteilung überwunden werden. „Der Unterricht des Studienganges Gebärdensprachdolmetschen war sichergestellt und neben Kenntnissen der Gebärdensprache wurden ebenfalls theoretische Inhalte wie Soziologie, Gehörlosenkultur, Psycholinguistische Grundlagen und Einführung in die Sprachwissenschaft vermittelt“, erläutert Greil. Zusätzlich zur Theorie absolvierten die Studierenden bereits im ersten Semester ein Praktikum im Bereich des „Service Learnings“, im Zuge dessen sie den Tiroler Gehörlosenverband, den Osttiroler Gehörlosenverein und den Niederösterreichischen Landesverband bei kleinen Projekten unterstützten. „Ziel dieses Praktikums war es, erste Kontakte mit der Gehörlosenkultur zu knüpfen und die Gebärdensprachkenntnisse zu vertiefen“, erläutert Greil. All diese Projekte fanden zum Großteil online statt, was den Studierenden die Möglichkeit bot, ihre Kenntnisse der Technik und den professionellen Umgang mit den neuen Medien unter Beweis zu stellen.

Mix aus Theorie und Praxis

Im zweiten Semester wurde der Fokus der Lehr- und Lerninhalte nach wie vor auf die Bereiche Sprachkompetenz-Erweiterung und -Vertiefung gelegt. Gleichzeitig beinhaltete das Sommersemester wichtige theoretische Lehrveranstaltungen wie etwa Sprache und Interkulturalität, Deaf Studies, Englisch für GebärdensprachdolmetscherInnen und Medizinisches Grundlagenwissen. „Die Rückkehr zum Präsenzunterricht unter Einhaltung von strengen Hygiene- und Abstandsmaßnahmen bedeutete vor allem für den Unterricht der gehörlosen Lehrenden eine immense Erleichterung – vor allem in der Lehrveranstaltung Österreichische Gebärdensprache (ÖGS)“, betont Elisabeth Greil.

Schwerpunkt des Praktikums im zweiten Semester und während der Sommermonate war erneut das „Service Learning“ in verschiedenen Vereinen und Einrichtungen. So wurde etwa die Veranstaltung „Rendezvous mit Gehörlosen – Urlaubswoche Trins 2021“ des Gehörlosenverbands Tirol von den Studierenden des Studienganges Gebärdensprachdolmetsch tatkräftig unterstützt. „Ob Yoga oder E-Bike-Touren, Kochkurse und Alpakawanderungen oder Führungen durch den Naturpark Kaunergrat – die Studierenden waren gemeinsam mit Gehörlosen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum dabei“, fasst Greil das unvergessliche Erlebnis zusammen.

Vernetzung mit Ausbildungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum

Vor den Ferien ist nach den Ferien: Daher ist das vierköpfige Team aus hauptberuflich Lehrenden bereits mit Fertigstellung der Planung des dritten Semesters beschäftigt. „Dieses wird Skills Training und Vorübungen zum Dolmetschen beinhalten, wobei wir auch eine Kooperation mit der Hochschule Landshut ausarbeiten und bestrebt sind, ein Netzwerk mit den verschiedenen Ausbildungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum zu knüpfen“, kündigt Greil die nächsten Schritte an.

„Ich freue mich, dass die Studierenden mit so viel Motivation und Freude ihre Ausbildung absolvieren und bin überzeugt, dass aus dem Lehrgang hochprofessionelle Gebärdensprachdolmetscherinnen und Gebärdensprachdolmetscher hervorgehen“, betont LRin Gabriele Fischer und wünscht Studiengangsleiterin Elisabeth Greil und den Lehrenden Jürgen Brunner, Caroline Bergsleitner und Peter Romanek sowie den Studierenden ein erfolgreiches zweites Lehrgangsjahr.