„Hingehen, wo die Menschen sind“

LRin Fischer besuchte Arche Tirol in Steinach und Netzwerk St. Josef in Hall

  • Im Fokus: Menschen mit Behinderungen im Alter

 

Unter dem Motto „Hingehen, wo die Menschen sind“ besucht Soziallandesrätin Gabriele Fischer Einrichtungen im Sozialbereich, um sich mit den dort betreuten und begleiteten Menschen sowie den MitarbeiterInnen auszutauschen und ihre Anliegen mitzunehmen. „Mir ist der persönliche Kontakt wichtig – nur so kann sichergestellt sein, dass die vom Land Tirol finanzierten Leistungen bedarfsgerecht und zielgerichtet eingesetzt sind.“ Im Fokus stand bei den Besuchen des Arche Tirol Hauses in Steinach und der Wohngemeinschaft des Netzwerks St. Josef in Hall die Situation von betagten Menschen mit Behinderungen. „Aufgrund der Fortschritte in der Medizin werden Menschen immer älter. Den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen im dritten Lebensabschnitt wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Umso wichtiger ist es nun, Strukturen aufzubauen, die es den betroffenen Personen ermöglichen, selbstbestimmt älter zu werden“, stellt LRin Fischer klar. Dafür müsse auf den altersspezifischen Mehrbedarf an Pflege, Begleitung gesundheitlicher Versorgung Bedacht genommen werden.

Individuelle Betreuung und Begleitung

Nachdem das Archehaus in Gries den Bedürfnissen der älter werdenden BewohnerInnen nicht mehr entsprach, wurde in Steinach ein neues Zuhause gefunden. Dort werden Menschen mit kognitiven und mehrfachen Behinderungen begleitet und betreut. „Die Bewohnerinnen und Bewohner brauchen ein möglichst reizarmes Umfeld ohne viele Veränderungen. Wir haben einerseits eine Werkstatt, in der die Menschen mit Behinderungen individuell und nach ihren Wünschen, Bedürfnissen und Fähigkeiten gefördert werden. Dadurch können sie ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, sich entfalten und Selbstwirksamkeit und Wertschätzung erfahren“, berichtet Gemeinschaftsleiterin Sidonie Tomaschitz. In der basalen Tagesstruktur andererseits werden die BewohnerInnen in ihrer Wahrnehmung unterstützt, um sich selbst und die Welt zu begreifen. „Wir legen dabei einen Schwerpunkt auf die Körperwahrnehmung und Stimulation – denn nur, wenn ich mich selbst spüre, bin ich bereit, Vertrauen aufzubauen und Entwicklung zu ermöglichen. Wir fördern die taktile und akustische Wahrnehmung, arbeiten mit Musik, Körper- und Entspannungsübungen. Im Zentrum steht dabei, die Botschaften der Menschen mit kognitiven Behinderungen zu erkennen und das Wohlbefinden zu steigern“, erläutert die Leiterin des Basalen Bereichs Katrin Penz.

Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen im dritten Lebensabschnitt

Das Netzwerk St. Josef verfügt über viel Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen im Alter. „Wir bieten für die Bewohnerinnen und Bewohner Sicherheit und Geborgenheit, unterstützen sie dabei, einen persönlichen Lebenssinn zu finden, Gemeinschaft und Familie zu spüren und begegnen ihnen mit Wertschätzung und Respekt“, betont Peter Stocker, Leiter Netzwerk St. Josef Ost. „Neben der passenden Infrastruktur und einem psychosozial und pflegerisch geschulten Personal ist es für Menschen mit Behinderungen im Alter besonders wichtig, eine Kontinuität der Lebensumstände sicherzustellen“, berichtet Veronika Mair, Leiterin Netzwerk St. Josef West über die dislozierte Wohngemeinschaft mit betagten KlientInnen. Wenn sich aufgrund des Alters eine Änderung der Tagesstruktur ankündigt, werde ein langsamer Umstieg sichergestellt. So auch im Falle von Dorothea Tanzer, die sich mit über 60 Jahren nun entschlossen hat, in der Werkstätte allmählich kürzerzutreten.

„Mit kleinstrukturierten Einheiten kann ein flexibles Betreuungssetting gewährleitet werden, das auf die Bedürfnisse von älter werdenden Menschen mit Behinderungen besser eingehen kann“, betont LRin Fischer. Nur so kann Selbstbestimmung und Teilhabe, wie sie in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung festgeschrieben ist, sichergestellt werden.