KulturreferentInnenkonferenz

LH Mattle: „Länder sind sich einig: Es braucht bessere arbeits- und sozialrechtliche Situation für Kunst- und Kulturschaffende“

  • Länder fordern von Bund Verbesserung der arbeits- und sozialrechtlichen Situation von Kunst- und Kulturschaffenden
  • Tiroler Antrag: „Fair Pay“ in der Kunst- und Kulturszene – Tirol als Vorreiter, Forderung eines engeren Austauschs für bundesweit einheitliche Vorgehensweise
  • Niederschwelligen und wohnortnahen Zugang zu Kultur gewährleisten

Heute, Freitag, tagten die KulturreferentInnen der Bundesländer in St. Martin an der Raab im Burgenland. Für Tirol war Kulturreferent LH Anton Mattle vor Ort und informierte im Anschluss an die Tagung gemeinsam mit Gastgeber LH Hans Peter Doskozil und Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler über die Schwerpunktthemen der LandeskulturreferentInnen-Konferenz.

 

Kunst- und Kulturschaffende vor Altersarmut schützen

Für Kunst- und Kulturschaffende fordern die Länder vor allem eine Anpassung der bundesrechtlichen Regelungen und eine Adaption sozialer Sicherungssysteme. Denn die meisten von ihnen sind nicht durch Kollektivverträge geschützt, sind selten in durchgängigen Beschäftigungsverhältnissen tätig bzw. sind atypisch und hybrid beschäftigt, also gleichzeitig angestellt und selbstständig tätig. „All das führt zu einem verwobenen Mix aus Risikofaktoren für die Altersarmut sowie einer unzureichenden Absicherung, wenn es um Krankheit, Arbeitslosigkeit und Pension geht. Umso wichtiger ist es, dass die Sozialversicherungsleistungen für Kunst- und Kulturschaffende an diese Arbeitsrealität angepasst und Nachteile ausgeglichen werden“, verweist LH Mattle darauf, dass das Land Tirol auch in Vorleistung gehe und im Zuge von „Fair Pay Zuschüssen“ im Jahr 2023 insgesamt 425.000 Euro bereitstellt – „um für die Einkommenssituation der Kunst- und Kulturschaffenden kurzfristig Verbesserungen zu schaffen. Langfristig muss es aber das Ziel sein, unter Zusammenwirken der zuständigen Ministerien, des Arbeitsmarktservice, der Österreichischen Gesundheitskasse, der Sozialversicherungen und des KünstlerInnensozialversicherungsfonds sowie unter Einbindung der Interessensvertretungen die Künstlerschaft in ein stabiles Versicherungsnetz zu integrieren. Auch eine Rechtssicherheit in Sachen selbstständiger vs. unselbstständiger Arbeit soll geschaffen werden.“ Anknüpfen könne man an eine in der Vergangenheit eingesetzte Arbeitsgruppe, die bis 2015 bereits Maßnahmen für punktuelle Verbesserungen umsetzte.

 

„Fair Pay Gap Strategie“ – Tirol will Zuschüsse auf Honorarbereich ausweiten

Für Kulturreferent LH Mattle ist vor allem auch die „Fair Pay Gap Strategie“ ein wichtiger Leitfaden: Auf Antrag Tirols soll der Austausch zwischen Bund und Ländern bei diesem Thema intensiviert werden. Die „Fair Pay Gap Strategie“ fußt auf einem Beschluss der LandeskulturreferentInnen-Konferenz 2022. Tirol hat darauf aufbauend im Sommer 2022 eine Fair Pay Gap Erhebung betreffend die Angestellten von jahresgeförderten Kulturinstitutionen und Vereinen durchgeführt, die in die genannten Fair Pay-Zuschüsse mündete. Künftig soll auch der Honorarbereich berücksichtigt werden. „Einige Bundesländer befinden sich hier ebenfalls in einer schrittweisen Umsetzung. Es braucht jedoch einen noch engeren Austausch, was die bundesweit einheitliche Vorgehensweise betrifft. Denn letztlich können wir nur gemeinsam die Situation von Kunst- und Kulturschaffenden in der Kulturnation Österreich verbessern“, sagt LH Mattle.

 

Kunst und Kultur von der Peripherie bis in die Bundeshauptstadt

Tirols Landeshauptmann begrüßt damit grundsätzlich jedes Engagement des Bundes zur finanziellen Unterstützung von Festivals und kulturellen Initiativen in den Ländern – weist jedoch darauf hin, dass vom Kulturbudget des Bundes nur maximal 3,5 Prozent nach Tirol gehen. „60 Prozent des Budgets verbleiben in der Bundeshauptstadt. Ein hochwertiges Kulturangebot beginnt im Kleinen – auch auf dem Land. Nur so können wir die Vielfalt und den niederschwelligen und wohnortnahen Zugang zu Kunst und Kultur gewährleisten. Jeder Cent ist gut investiert, doch sollte man verstärkt auf eine gerechte österreichweite Verteilung der Kulturfördermittel des Bundes achten.“

Zeitgleiche Präsentation des neuen Leiters der Festspiele Erl

Im Zuge der Pressekonferenz drückte LH Mattle auch seine Freude über den neuen künstlerischen Leiter der Festspiele Erl aus. Dies wurde heute, Freitagvormittag, in Wien im Künstlerhaus bekanntgegeben. „Mit Jonas Kaufmann gewinnen die Tiroler Festspiele Erl, aber auch das Kulturland Tirol eine international bekannte und gefragte Stimme. Nicht nur als Opernsänger, sondern auch als Fürsprecher der Kunst und Kultur hat Jonas Kaufmann von New York über London bis nach Mailand gewirkt. Als künstlerischer Leiter der Festspiele Erl wird er nun das kulturelle Leben in unserem Land mitprägen und Erl weiterhin über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich positionieren.“