Aktuelles aus der Regierungssitzung

LH Platter: „Das Coronavirus ist noch da – dafür braucht es Bewusstsein“

„Das Coronavirus ist – so wie in Österreich, Europa und der Welt – auch in Tirol nach wie vor vorhanden“, waren sich LH Günther Platter, Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, und Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin, bei der heutigen Pressekonferenz einig. Umso wichtiger sei es, weiterhin Abstand zu halten und eine entsprechende Händehygiene durchzuführen: „Seit der vergangenen Woche gibt es elf Neuinfektionen Tirol. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen: Wir müssen sorgsam sein, damit sich das Virus in Tirol nicht wieder verbreitet und es keinen Ausbruch gibt“, betonte LH Platter.

Schnelle und breite Testungen sowie Forschung

Die Erfahrung der letzten Monate hat gezeigt, wie sich die Infektionsherde über das ganze Land verteilen können. Ein effektives Gegensteuern sei nur möglich, wenn lokal und schnell Erstinfektionen erkannt und isoliert werden. „Dazu braucht es landesweit Strukturen, die künftig auch Corona-Schnelltestungen ermöglichen“, so LH Platter – das Land Tirol stellt eine Million Euro für PCR-Schnelltestungen zur Verfügung, um die Prozessgeschwindigkeit zu erhöhen. Diese sollen auf Krankenanstalten und die niedergelassene Ärzteschaft ausgeweitet werden. „Wir werden mit dem Virus leben müssen. Entscheidend ist die Geschwindigkeit, um gegebenenfalls Cluster zu entdecken“, so LH Platter. Vor allem durch die Aufhebung der Reisebeschränkungen könne das Virus wieder nach Tirol hineingetragen werden: „Nicht nur Menschen reisen – auch Infektionen. Wichtig ist das Bewusstsein, dass Infektionen vorhanden sind und man Abstände und die Hygienevorgaben einhalten soll“, sagt Günter Weiss, dass man die Situation weiterhin genau beobachten müsse – vor allem, ob es sich bei den Infektionen um Einzelfälle, Cluster oder „Superspread-Events“ handelt, bei welchen wenige infizierte Menschen viele andere Menschen anstecken können.

In Tirol startet man indes mit dem dritten Durchlauf der flächendeckenden Testungen in Alten- und Pflegeheimen. Hinsichtlich der Testungen im Tourismus gilt die Pilotphase in der Tourismusregion Wilder Kaiser bereits als abgeschlossen. Nun warte man vonseiten des Landes auf weitere Vorgaben sowie ein Konzept vom Bund, auf dessen Initiative die Testungen im Tourismusbereich initiiert wurden.

Herausforderung im Herbst

„Besonders ab Herbst wird es wichtig sein, ansteigende Infektionszahlen frühzeitig zu erkennen. Die Testungen sind dabei das A und O für eine fundierte Einschätzung der Lage“, stellt LH Platter klar. Aufgrund der Symptome geht Professor Weis davon aus, dass es im Herbst zu zahlreichen Abklärungen kommen werde und die effektiven Maßnahmen – beispielsweise das eigene Absondern bei Auftreten von Symptomen – weitergeführt werden müssen: „Es wird sehr viele Abklärungen benötigen, um auch bei milden Symptomen Cluster zu verhindern“, sagt Professor Weiss.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Aus wissenschaftlicher Sicht wissen man aus derzeitiger Sicht, dass der Spiegel der Antikörper mit der Zeit abnehme. Die Frage der Immunität bleibe daher eine nicht beantwortete Frage. Hingegen seien die Hauptübertragungswege über Husten, Niesen und Sprechen gesichert, wie Cornelia Lass Flörl erläuterte: „Bei einem Abstand von weniger als einem Meter ist die Gefahr einer Ansteckung am größten. Auch lautes Sprechen oder Singen – vor allem in geschlossenen, nicht belüfteten Räumen – gelten durch Aerosole, also Tröpfchen in der Luft, als risikoreich. Zudem sind vor allem Personen mit Symptomen ansteckend – auch zwei Tage vor Ausbruch der Symptome, was das Coronavirus tückisch macht.“ So sei es auch zielführend, die Forschung voranzutreiben. Das Land Tirol unterstützt eine entsprechende Abwasserstudie der Gerichtsmedizin Innsbruck, mit der kleinste Coronavirus-Partikel im Abwasser nachgewiesen werden können, mit 25.000 Euro.

Hinsichtlich möglicher Impfungen und Therapiemöglichkeiten betonte Weiss: „Für Therapien braucht es einige Jahre, um entsprechende Möglichkeiten zu etablieren. Insgesamt wurden bereits 35.000 wissenschaftliche Arbeiten zum Coronavirus veröffentlicht und es werden derzeit zehn klinische Studien hinsichtlich einer Impfung durchgeführt – wir lernen jeden Tag dazu und wir lernen viel.“ So könne man im Frühjahr 2021 bereits wissen, welche Impfstoffe vielversprechend sind – mit Ende des Jahres 2021 könnte es einen solchen geben.

Außerdem wird derzeit eine zentrale Lagerstätte für Schutzausrüstungsmaterialien im Tiroler Unterland eingerichtet. Dort werden beispielsweise Masken oder Schutzoveralls entsprechend der medizinischen Anforderungen gelagert, die für die Dauer von acht bis zwölf Wochen ausreichend sind.


Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung

Landespreis für Kunst 2020: Der Tiroler Landespreis für Kunst 2020 geht an die freie Schriftstellerin Barbara Hundegger. Die in Innsbruck lebende Autorin engagiert sich in der Autonomen Frauenbewegung und profiliert sich „mit klarer Sprache zu feministischer Haltung. Mit ihrer Lyrik eröffnet sie neue Denkräume und schafft eine gelungene Verbindung von Kunst, Politik und Emotion“, berichtet LRinBeate Palfrader aus der Jurybegründung und gratuliert: „Barbara Hundegger gilt über Tirols Landesgrenzen hinweg als anerkannte Schriftstellerin, deren Arbeiten bereits mit zahlreichen Preisen gewürdigt wurden – ihr jüngster Lyrikband zählt zu den herausragendsten Lyrik-Empfehlungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Über ihre Tätigkeit des Schreibens hinaus verwirklichte Barbara Hundegger auch zahlreiche Arbeiten zu Kunst im öffentlichen Raum sowie interdisziplinäre Kunstprojekte. Ich gratuliere schon jetzt herzlich zur Auszeichnung und freue mich auf zahlreiche weitere inspirierende Werke.“

Landespreis für Wissenschaft 2020: Die Auszeichnung wird dem Geologen und Forscher Christoph Spötl verliehen, der als weltweit führender Forscher auf dem Gebiet der jüngsten geologischen Vergangenheit, dem Quartär, zählt. Die gewonnenen Daten sind Teil von hochkomplexen Computermodellen, die für Zukunftsberechnungen verwendet werden. „Damit leistet Christoph Spötl als Geologe wertvolle Beiträge zur Klimaforschung und stärkt den Wissenschaftsstandort Tirol sowie die Strahlkraft der Universität Innsbruck. Er ist international anerkannt, erhielt im Jahr 2018 den renommierten Weiss-Preis des FWF und publizierte seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in über 300 wissenschaftlichen Beiträgen und Aufsätzen. Ich gratuliere Christoph Spötl zu dieser Auszeichnung zur Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen“, sagt Kulturlandesrätin Beate Palfrader. Der vom Preisträger zu bestimmende Förderpreis geht an Gabriella Koltai.

Die Verleihung für den Landespreis für Kunst findet am 28. September statt, jene für den Landespreis für Wissenschaft am 5. Oktober 2020.