Studie zeigt Fahrgastpotenzial für die Fernpassbahn im Jahr 2035

Projekt soll im Zielnetz 2040 verankert werden

Mit der Fernpassbahn-Studie im Jahr 2019 wurde die Bahntrassierung zwischen dem Ehrwalder Becken und Ötztal Bahnhof auf ihre prinzipielle Machbarkeit hin geprüft. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde im Auftrag von LHStvin Ingrid Felipe eine weitere Untersuchung durchgeführt, die das Fahrgastpotenzial für die neue Bahntrasse abschätzen soll, deren Ergebnisse nun vorliegen. „Visionäre Mobilitätsprojekte wie die Fernpassbahn brauchen fundierte Grundlagen, auf denen die weiteren Planungsschritte fußen. Mit der Fahrgastpotenzial-Analyse für das Jahr 2035 haben wir jetzt den nächsten Schritt bei einem historischen Verkehrsinfrastrukturprojekt gelegt, welches das Außerfern und die dort lebenden Menschen in Zukunft auf Schienen mit dem Inntal verbinden und für den touristischen Verkehr eine attraktive Alternative zum Auto sein soll.“

Erhebungen zum Alltags- und touristischen Verkehr

Um ein möglichst vollständiges Bild der Mobilität im Jahr 2035 zu bekommen, wurde auf breite Grundlagen zurückgegriffen. So flossen umfassende Strukturdaten wie z.B. Bevölkerungsverteilung oder PendlerInnenstatistiken, detaillierte Tourismus-Erhebungen und nicht zuletzt auch die Daten des Tiroler Verkehrsmodells in die Studie ein. Mit Hilfe dieser Daten wurde das realisierbare Fahrgastpotential ermittelt. Die Potenzialabschätzung für das Zieljahr 2035 wurde aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen und Grundlagen getrennt für den Alltagsverkehr sowie für den touristischen Verkehr erstellt. Im Alltagsverkehr wird vor allem das verkehrliche Verhalten der Wohnbevölkerung im Bezirk Reutte betrachtet, wofür drei verschiedene Szenarien angenommen wurden. Beim Potenzial zum touristischen Verkehr wurde die An- und Abreise ins Tiroler Oberland betrachtet, bei der ebenfalls drei Szenarien ausgearbeitet wurden. Im worst-case-Szenario können mit der Einzelmaßnahme Fernpassbahn die grundsätzlich vorhandenen Potenziale bei der An-und Abreise von Gästen nur im geringeren Umfang abgerufen werden. In den best-case Szenarien ist eine gesamthafte Ertüchtigung der Bahninfrastruktur im Rahmen eines neuen Bahnkorridors München – Mailand vorgesehen.

Ergebnis zeigt realisierbares Fahrgastpotential

Die Studie zeigt, dass es mit der Fernpassbahn möglich wäre, das alltägliche Öffi-Fahrgastaufkommen im besten Fall zu verdreifachen, erläutert LHStvin Felipe: „Wir würden die Öffi-Nutzung im Alltagsverkehr zwischen dem Bezirk Reutte und den anderen Gemeinden entlang des Tiroler Bahnnetzes von aktuell 9% auf bis zu 28% steigern.“

Im touristischen Verkehr wäre ebenso ein deutlicher Anstieg möglich. „Der Anteil der An- und Abreisen mit der Bahn würde sich von heute 4% auf bis zu 21% erhöhen. Dies würde zu einer großen Entlastung der Bevölkerung im Bezirk und zu deutlich weniger Staus speziell an den Wochenenden führen. In absoluten Zahlen würden so in einem Jahr bis zu 1,18 Millionen touristische Reisen von und ins Tiroler Oberland mit der Bahn erfolgen. Das entspricht täglich dem Fassungsvermögen von etwa acht ÖBB Railjet-Garnituren.“

Die Studie zeigt auch, dass bereits jetzt zusätzliche Potenziale in der touristischen Bahnanreise liegen, welche durch Optimierungen und ein verbessertes Angebot gehoben werden können. Die zusätzlichen Verbesserungen werden bereits im Rahmen von „Tirol auf Schiene“ gemeinsam von Land Tirol und der Tirol Werbung geplant und umgesetzt.

Einbetten in eine gesamtheitliche alpenquerende Schienenverbindung

Für eine optimale Auslastung einer möglichen Fernpassbahn wäre es jedenfalls erforderlich, diese gesamtheitlich in eine Verbindung München – Mailand einzubetten. Bei der Realisierung dieses neuen Bahnkorridors werden noch zusätzliche Fahrten - rund 2.000 Fahrgäste pro Tag - aufgrund durchreisender Fahrgäste erwartet. „Wir wollen die Fernpassbahn bereits in diesem frühen Projektstadium immer auch gemeinsam mit dem Projekt „Terra Raetica“, der Schienenverbindungen zwischen Landeck, Mals, Bormio und Scuol als neuen Querung des Alpenhauptkamms denken. Die Fernpassbahn würde dabei den Nordzulauf darstellen und eine vollständig neue Alpenquerung von Süddeutschland über das Inntal bis nach Norditalien schaffen,“ blickt Mobilitätslandesrätin LHStvin Felipe in die Zukunft. „Als nächster Schritt wird das Land Tirol dafür eintreten, dass die Planungen für die Fernpassbahn in das Ausbauprogramm des Bundes aufgenommen und im Zielnetz 2040 verankert wird.“