91,3 Millionen Euro für den Schutz vor Naturgefahren

Dies ist eine Presseaussendung der Wildbach- und Lawinenverbauung in Zusammenarbeit mit der Landesforstdirektion und der Abt. Wasserwirtschaft des Landes Tirol.

  • 2023: 91,3 Millionen Euro für Schutz vor Lawinen, Wildbächen und Steinschlag sowie für Hochwasserschutz und Schutzwald 
  • Jährlich zahlreiche Maßnahmen, um Bevölkerung und Infrastruktur vor Naturgefahren zu schützen 

 In Tirol gibt es 2.721 Lawinen, 2.305 Wildbäche und dazu 2.000 Flusskilometer Haupt- und Talgewässer, die den Siedlungsraum bedrohen: Der Schutz vor Naturgefahren hat in Tirol daher auch 2023 Priorität. Dafür hat die öffentliche Hand wieder ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt, für das 91,3 Millionen Euro aufgewendet werden. Das sind 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ein Schwerpunkt liegt auf dem Schutz vor Wildbächen: 31,6 Millionen Euro werden investiert, um beispielsweise Rückhaltebecken zu errichten oder bestehende Verbauungen zu sanieren. Der Schutz vor Tal- und Hauptgewässern ist ebenfalls ein gewichtiger Posten im Naturgefahrenmanagement. 24,3 Millionen Euro fließen hier, um die Infrastruktur und die Bevölkerung vor Überschwemmungen zu schützen. Außerdem ist die Erhaltung von Schutzwäldern ein zentraler Bestandteil des Naturgefahrenmanagements. 20,5 Millionen Euro sind für diesen Bereich vorgesehen. In Tirol gibt es 190.000 Hektar Wald mit unmittelbarer Schutzfunktion – das sind rund 37 Prozent der heimischen Waldfläche.

In den Lawinenschutz werden 11,7 Millionen Euro investiert, in den Schutz vor Erosion und Steinschlag 3,2 Millionen Euro. Regional betrachtet gehen die meisten Mittel – konkret 20,3 Millionen Euro – in den Bezirk Lienz. Rund 13 Millionen Euro kosten die Maßnahmen im Bezirk Innsbruck Land, 12,9 Millionen Euro sind für den Bezirk Schwaz reserviert. Die Mittel stellen das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, das Land Tirol und die beteiligten Gemeinden bereit.

„Naturgefahren waren in Tirol seit jeher ein ständiger Begleiter. Das Gefahrenbild und das Gefahrenpotenzial verändert sich aufgrund des Klimawandels. Es gilt, das hohe Schutzniveau an die aktuellen Anforderungen anzupassen. Bei der Sicherheit setzt das Land Tirol den Sparstift nicht an. Wir räumen dem Schutz der Bevölkerung sowie des Lebens- und Wirtschaftsraumes höchste Priorität ein. Bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen wird so naturschonend und ökologisch wie möglich gearbeitet“, betont LHStv Josef Geisler. 100-prozentige Sicherheit könne es trotz aller Anstrengungen nicht geben.

Klimafitte Wälder als Antwort auf den Klimawandel

Mehr als 22 Prozent der Finanzmittel gehen in den Forstbereich. „Davon sind 4,7 Millionen Euro für den Forstschutz und mehr als vier Millionen Euro für die Aufforstung budgetiert“, sagt Landesforstdirektor Josef Fuchs. „Der Klimawandel hat Auswirkungen auf unsere Wälder. Die Tiroler Wälder klimafit zu machen und die Schutzwirkung künftig zu gewährleisten, ist eine unserer Kernaufgaben.“ In der Praxis heißt das, dass der Anteil der Fichte kontinuierlich abnimmt und Mischbaumarten in den Fokus rücken. „Bei neuen Aufforstungen – jedes Jahr werden mehr als zwei Millionen Pflanzen gesetzt – bauen wir ganz stark auf Mischbaumarten wie Tannen und Lärche sowie Laubbäume wie Linde, Eiche, Ahorn oder Buche“, betont der Landesforstdirektor.

Ökologisch nachhaltiges Bauen als Zukunftsthema der WLV

Die Anpassung an den Klimawandel schreibt die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) groß. „Die Nachhaltigkeit im Naturgefahrenmanagement ist eines der Themen, das uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird. Dabei geht es einerseits um die nachhaltige Ausführung von Bauwerken und Schutzmaßnahmen – zum Beispiel durch die Verwendung von naturnäheren Materialien, wo es technisch möglich ist“, erläutert Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der WLV. Gleichzeitig müssten wirtschaftliche Aspekte wie die Rentabilität von Maßnahmen berücksichtigt werden.

Ein aktuelles Beispiel ist der Fischbach in der Gemeinde Längenfeld. Die dortige „Strelesperre“ wurde bereits 1923 errichtet. Um das Ortszentrum von Längenfeld und den Ortsteil Gries zu schützen, sollen die Sperre und weitere Verbauungen aus den 1960er-Jahren saniert werden. Außerdem sind naturnahe Ufersicherungen projektiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 15,5 Millionen Euro, die Umsetzung dauert zehn Jahre.

Gesamtheitliche Planung im Hochwasserschutz

Auch im Wasserbau hat nachhaltiges Naturgefahrenmanagement einen hohen Stellenwert. Das beginnt schon bei der Planung, weiß DI Markus Federspiel, Vorstand Abteilung Wasserwirtschaft, Land Tirol: „Naturnaher Wasserbau ist aktueller denn je. Mit dem Gewässerentwicklungs- und Risikomanagementkonzept haben wir ein Planungsinstrument in der Hand, um die schutzwasserwirtschaftlichen Ziele zu erfüllen und den ökologischen Zielzustand der Gewässer zu erreichen“.

Auf dieser Grundlage werden interdisziplinär abgestimmte Maßnahmen festgelegt. Derzeit werden in Tirol Konzepte für die die Isel und die Drau, für Vils und die Berger Ache, für die Schwarzach und die Fagge ausgearbeitet. Ein Vorzeigebeispiel für den naturnahen Wasserbau ist das realisierte LIFE Projekt am Lech.