Eusalp- Mobilitätskonferenz in Bozen

LH Platter: „Transit darf die Versorgungssicherheit Tirols nicht gefährden!“

Bei der heutigen zweiten Eusalp-Mobilitätskonferenz in Bozen stand der Austausch mit wirtschaftlichen Akteuren im Vordergrund. „Der wachsende Verkehr im Alpenraum zählt zu den größten Herausforderungen für die ökologische und ökonomische Entwicklung der Alpenregionen“, sagte LH Günther Platter und sendet unterstützende Signale an die anwesenden Wirtschaftstreibenden: „Ohne Maßnahmen wird es zu einem totalen Verkehrskollaps kommen und das Wirtschaften unserer heimischen Unternehmen nicht mehr möglich sein, sodass die Versorgungs- und Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist.“ Es gehe darum, die Wirtschaft zu stärken und insbesondere den Umweg-Transit einzuschränken, der ca. 800.000 Lkw jährlich ausmacht.

Im Rahmen der EU-Alpenraumstrategie EUSALP haben die Euregioländer Tirol, Südtirol und Trentino den Vorsitz über die Aktionsgruppe 4 zum Thema Verkehr und Mobilität übernommen. „Unser Ziel ist es, den Personen-, aber vor allem den schweren Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Die Grenze der Belastbarkeit für die Menschen und die Umwelt ist mittlerweile erreicht – wir müssen dringend handeln“, betonte LH Platter. So fahren derzeit bereits 2,1 Millionen Lkw pro Jahr über den Brenner. Die jährlichen Zuwächse betragen auf der Straße im Durchschnitt mehr als fünf Prozent. „Das führt dazu, dass an manchen Tagen die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist und die Versorgung innerhalb des Landes nicht mehr gewährleistet werden kann.“ An der Mautstelle in Schönberg wurde im August ein Zuwachs von elf Prozent, im September sogar 13 Prozent gemessen.

Für Tirols LHStvin Ingrid Felipe greife Tirol mit der Lkw-Blockabfertigung zu einer Maßnahme, um der massiven Transitbelastung an besonders starken Tagen entgegenzuwirken. „Bei der Luftgüte zeigen unsere aktuellen Maßnahmen bereits Wirkung. Die Luft in Tirol wird deutlich besser. Längerfristig muss aber der Druck auf unsere Nachbarregionen auf höhere Mauten am Brennerkorridor steigen“, betont LHStvin Felipe.

Ausbau Schieneninfrastruktur Grundvoraussetzung für Verlagerung

Der Ausbau der Schieneninfrastruktur ist die Grundvoraussetzung für eine mögliche Verlagerung des Schwerverkehrs: Der Brenner Basistunnel ist planmäßig unterwegs und in Tirol hat man bereits frühzeitig mit der neuen Unterinntaltrasse eine Infrastruktur mit höchsten Standards errichtet. „Aber selbst bei dieser fundamentalen Voraussetzung gibt es immer noch Bremser“, mahnte LH Platter. Aber auch verkehrspolitische Maßnahmen müssen zeitgerecht umgesetzt werden: „Die Schiene muss gestärkt werden, indem bestehende Hürden im Eisenbahnverkehr abgeschafft werden. Und zwar schon jetzt und nicht erst nach der Fertigstellung des BBT“, forderte LH Platter.

Tirol sei bereit zu handeln und hat mit dem Pilotprojekt der Blockabfertigung bzw. Dosiersystem für Lkw an besonders starken Reisetagen begonnen. „Am 4. Oktober hatten wir den ersten Testlauf, am kommenden Freitag, den 27. Oktober werden wir den zweiten Testlauf nach dem österreichischen Feiertag beim Grenzübergang Kufstein-Kiefersfelden in Fahrtrichtung Süden durchführen“, kündigte LH Platter an. „Dennoch: Es braucht lieber früher als später Maßnahmen wie eine Korridormaut von München nach Verona und eine Lkw-Obergrenze. Der Brennerkorridor kostet die Hälfte des Übergangs am Gotthard und das zieht natürlich den Umwegtransit an.“

Über die EUSALP

Die EUSALP umfasst neben den 48 Alpenregionen auch die sieben Alpenstaaten Österreich, Deutschland, Liechtenstein, Schweiz, Frankreich, Italien und Slowenien mit insgesamt 70 Millionen EinwohnerInnen. Am 28. Juli 2015 hatte die Europäische Kommission die EUSALP als makroregionale Strategie angenommen, im Dezember des Vorjahres wurde sie durch den Europäischen Rat beschlossen. Seither wird die Alpenstrategie mit konkreten Projekten wie den Aktionsgruppen Mobilität oder Klimawandel mit Leben gefüllt.

Neben dem Ostseeraum, der Donauregion und dem adriatisch-ionischen Raum liegt nunmehr für den Alpenraum die vierte offiziell anerkannte Makroregionale Strategie der EU vor. Unter europäischem Dach und mit Unterstützung der EU werden grenzüberschreitende Vorhaben in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr, Energie sowie Umwelt-, Kultur- und Ressourcenschutz im Sinne der Alpenregionen forciert und gefördert. Bayern hat den Vorsitz 2017 von Slowenien übernommen, ab 2018 wird Tirol den Vorsitz übernehmen.