Psychosozialer Krisendienst: Aus Pilotprojekt wird Regelbetrieb

Rettungsanker für Menschen in seelischen Notsituationen unter 0800 400 120

  • Mit 1. Oktober Regelbetrieb: sieben Tage die Woche von 8 bis 20 Uhr erreichbar
  • 2021 rund 3.300 Gespräche
  • Finanzierung mit 415.000 Euro jährlich gesichert

0800 400 120 – unter dieser Nummer erhalten Menschen, die sich in einer psychischen Krise befinden sowie deren Angehörige in Tirol kostenlos Beratung und Unterstützung. Am anderen Ende der Leitung sitzt ein multiprofessionelles Team, das Hilfe zur telefonischen Deeskalation leistet sowie individuell benötigte Weiterbehandlungen koordiniert. An Wochenenden sowie Feiertagen wird hierfür eine Hilfestellung vor Ort geleistet. Allein im Vorjahr 2021 wurden die Leistungen des Psychosozialen Krisendienstes bei über 3.300 Gesprächen in Anspruch genommen. Ins Leben gerufen wurde der Psychosoziale Krisendienst im Herbst 2019. Nun hat die Tiroler Landesregierung das auf zwei Jahre ausgelegte Pilotprojekt in den Regelbetrieb überführt. Die Finanzierung ist mit 415.000 Euro jährlich gesichert. Drei Viertel der Kosten übernimmt das Land, ein Viertel die Krankenversicherungsträger.

„Eine seelische Last muss nicht alleine getragen werden. Genauso, wie wir die Rettung rufen, wenn wir uns etwa einen Knochenbruch zuziehen, gibt es mit dem Psychosozialen Krisendienst eine ‚Erste Hilfe‘ für Menschen in seelischen Notsituationen. Die Einrichtung hat sich in den vergangenen zwei Jahren als eine zentrale niederschwellige Anlaufstelle für akute Probleme und Krisen etabliert und wird daher nun zu Recht – wie auch die über 3.300 Gespräche im Vorjahr zeigen – zu einem festen Bestandteil der Tiroler Hilfs- und Unterstützungslandschaft im Bereich der psychischen Gesundheit. Zugleich leistet der Psychosoziale Krisendienst auch einen wichtigen Beitrag in der Entlastung von Blaulichtorganisationen und stationären Einrichtungen“, betont Soziallandesrätin Gabriele Fischer.

Neue Zeiten: täglich von 8 bis 20 Uhr

Mit 1. Oktober ist der Psychosoziale Krisendienst von Montag bis Sonntag jeweils von 8 bis 20 Uhr erreichbar – in dieser Zeitspanne findet der Großteil der Anrufe statt. Im Dienst sind jeweils zwei PsychotherapeutInnen und/oder psychiatrische Gesundheits- und KrankenpflegerInnen. Sie kümmern sich um eine telefonische Erstabklärung, Gefährdungseinschätzung und Krisenintervention sowie eine benötigte Weiterbehandlung. Wenn eine telefonische Deeskalation an den Wochenenden und Feiertagen nicht möglich ist, werden die diensthabenden FachärztInnen für Psychiatrie an den lokalen Bezirks- bzw. Landeskrankenhäusern beigezogen und es wird über einen Einsatz des Psychosozialen Krisendienstes vor Ort entschieden.

Ausbau von Dokumentation und Vernetzungsarbeit

Neben einer Anpassung der Zeiten geht mit der Überführung des Psychosozialen Krisendienstes in den Regelbetrieb auch ein Ausbau der Dokumentation sowie der Vernetzungsarbeit einher. So sollen die Anrufe und Vorort-Einsätze statistisch sowie inhaltlich verstärkt ausgewertet werden und damit die Basis für eine kontinuierliche Weiterentwicklung bilden. Durch die intensive Zusammenarbeit mit SystempartnerInnen, niedergelassenen AllgemeinmedizinerInnen, FachärztInnen und PsychotherapeutInnen sowie stationären Einrichtungen soll der Psychosoziale Krisendienst indes noch besser in die bestehende Hilfs- und Unterstützungslandschaft eingebunden werden.