Schulterschluss für Lehre zu Assistenzberufen in der Pflege

LandesgesundheitsreferentInnenkonferenz in Hall in Tirol

  • Etablierung von Pilotregionen für Lehrberufe im Pflegebereich
  • Forderung nach bundesweiter Verschärfung der FFP2-Maskenpflicht
  • Neue Chancen in der Digitalisierung im Gesundheitsbereich

Am heutigen Donnerstag tagte die LandesgesundheitsreferentInnenkonferenz unter Vorsitz von Tirol in Hall. Im Anschluss präsentierten Gesundheitslandesrätin Annette Leja, die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher und der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker die Ergebnisse. Neben der aktuellen Pandemieentwicklung reichten die Themen der Konferenz von der Etablierung einer Lehrausbildung in Assistenzberufen in der Pflege über den Ausbau der Hospiz -und Palliativversorgung bis hin zu Chancen der Digitalisierung im Gesundheitsbereich. Die drei LändervertreterInnen betonten die offene und konstruktive Diskussionskultur während der Konferenz.

Um dem Personalmangel in der Pflege entgegenzuwirken und langfristig genügend gut ausgebildetes Fachpersonal am Arbeitsmarkt zu haben, muss gleichzeitig auf unterschiedlichen Ebenen an Lösungen gearbeitet werden. Die Länder Tirol und Vorarlberg haben heute einmal mehr ihr Interesse an einer Lehre in diesem Bereich bekundet, um weiteren Personen den Einstieg in einen Gesundheitsberuf zu ermöglichen. „Wir nehmen hier ganz klar den Bund in die Pflicht. Die Länder können das nur umsetzen, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Leja. Sobald die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen gegeben sind, soll in den Pilotregionen Tirol und Vorarlberg eine drei- bzw. vierjährige Lehrausbildung zur Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz möglich sein. „Wir freuen uns über diesen gemeinsamen Schulterschluss, um beim Thema Personal in der Pflege neue Wege zu beschreiten“, fügte LRin Rüscher hinzu. „Wir möchten in die Entwicklung der Pilotregionen gehen, diese etablieren und viel lernen. So können wir Personen aus allen Lebensabschnitten und mit unterschiedlichen Hintergründen den Zugang in Pflegeassistenzberufe ermöglichen und ein durchlässiges Gesamtsystem schaffen und fördern.“

Länder fordern Verschärfung der FFP2-Maskenpflicht

In Anbetracht des starken Anstiegs von Neuinfektionen in Österreich einigten sich die LändervertreterInnen heute darauf, eine dringende Forderung zur Ausweitung der Maskenpflicht an den Bund zu richten. „Wir fordern den Bund klar dazu auf, die FFP2-Maskenpflicht weiter auszuweiten, dies zu prüfen und ehestmöglich umzusetzen“, so Landesrätin Leja. Denkbar wäre diese etwa in Gesundheits- und Sozialbereichen oder auch im Veranstaltungsbereich. Dabei betonten die VertreterInnen, dass eine bundesweit einheitliche Lösung unbedingt notwendig ist. „Die Maskenpflicht ist nicht zuletzt auch im Hinblick auf die erwartete Grippewelle wichtig“, fügte die Landesrätin hinzu. Zudem betonten die GesundheitsreferentInnen heute erneut die Wichtigkeit der dritten Impfung. „Die Pandemiebekämpfung ist ein Gesamtpaket aus vielen Faktoren. Die Wissenschaft ist zur Erkenntnis gelangt, dass die Wirkung der Impfung mit der Zeit nachlässt und der dritte Stich enorm wichtig ist“, so Stadtrat Hacker.

Pandemie belastet Finanzierung der Gesundheitsfonds- und Krankenanstalten

Eine zentrale Forderung der Konferenz in Richtung des Bundes sind finanzielle Hilfen für die Landesgesundheitsfonds- und Krankenanstalten. „Die Pandemie belastet das Gesundheitssystem in vielerlei Hinsicht: Neben steigenden Ausgaben fallen darunter auch geringere Steuereinnahmen zur Krankenanstaltenfinanzierung sowie ein Rückgang der Beitragszahlungen im Bereich der Sozialversicherung und weitere Einnahmenrückgänge – dadurch gibt es große Lücken zur Finanzierung. Erneut haben wir hier heute einstimmig beschlossen, dass wir dringend eine Lösung vom Bund fordern“, betont Stadtrat Hacker. „In anderen Wirtschaftsbereichen gibt es umfassende Hilfs- und Ausgleichszahlungen. Das muss auch im Bereich der Krankenanstaltenfinanzierung möglich sein – die Österreicherinnen und Österreicher konnten sich auf ihr gutes Gesundheitssystem verlassen und sollen das auch weiterhin können.“ Landesrätin Leja ergänzt: „Die Botschaft an den Bund ist kurz und klar: Geld muss jetzt fließen!“.

Stärkung des Öffentlicher Gesundheitsdienst und der Hospiz- und Palliativversorgung

„Die Wahrnehmung der Bedeutung des öffentlichen Gesundheitsdienstes hat im Zuge der Pandemie zugenommen. Eine zeitgemäße und den aktuellen Anforderungen entsprechende Ausrichtung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist daher von besonderer Bedeutung. Wir sind der Überzeugung, dass auch die Themen Gesundheitsförderung und Gesundheitsvorsorge in den öffentlichen Gesundheitsämtern künftig eine noch zentralere Rolle spielen sollen“, so Rüscher. „Wir brauchen moderne Lösungen, wir brauchen eine Attraktivierung des Berufsbilds Amtsarzt/Amtsärztin und wir brauchen multiprofessionelle Ansätze. Wir müssen die Rahmenbedingungen für ein gesundes Leben in allen Lebensbereichen deutlich verbessern.“

Thema der Konferenz war auch die Hospiz- und Palliativversorgung. Der Bund hat einen Entwurf für ein neues Hospiz- und Palliativfondsgesetz vorgelegt, das zum Ziel hat, PalliativpatientInnen und deren Angehörigen eine gut erreichbare, zugängliche und leistbare Hospiz- und Palliativversorgung anzubieten sowie die Grundversorgung dadurch zu entlasten. Die Konferenz begrüßte diesen Vorschlag des Bundes und stimmte der Drittelfinanzierung zwischen Bund, Sozialversicherungsträgern und Ländern zu – auch für den Ausbau neuer Angebote. In Tirol gibt es bereits ein breites Netzwerk an mobilen und stationären Hospiz- und Palliativangeboten, das nun im Zusammenhang mit den neuen Regelungen zum assistierten Suizid entsprechend ausgebaut werden muss. 

Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialbereich

Die Chancen der digitalen Möglichkeiten in Gesundheits- und Sozialbereich sollen künftig noch mehr genutzt werden. Um dieses Ziel voranzutreiben, werden sich die ReferentInnen auch künftig gemeinsamen Zielen widmen. „Wir brauchen rechtliche Rahmenbedingungen und die Infrastruktur, um einen deutlichen Anschub der Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialbereich zu bewirken“, so Rüscher.