Spatenstich für Hochwasserschutz im Reuttener Ortsteil Lüß

15 Millionen Euro für Schutz von 51 Häusern und 140.000 Quadratmetern Fläche

 

  • Bestmöglicher Schutz, geringstmöglicher Flächenverbrauch und Erhalt der landwirtschaftlichen Bewirtschaftbarkeit
  • Ausgeklügeltes Schutzkonzept ohne direkte Maßnahmen am Lech

In den nächsten Jahren wird in der Marktgemeinde Reutte der zweite Bauabschnitt des Hochwasserschutzes für den Ortsteil Lüß umgesetzt. 51 Häuser und 140.000 Quadratmeter Fläche werden vor Überflutungen bei einem 100-jährlichen Hochwasserereignis geschützt. Die Kosten für das Schutzprojekt liegen bei rund 15 Millionen Euro, den Löwenanteil trägt der Bund mit mehr als 12,5 Millionen. Den verbleibenden Anteil übernimmt die Marktgemeinde Reutte.

„Im Ortsteil Lüß wissen die Menschen, was es heißt, direkt von Hochwasser betroffen zu sein. 1999, 2002 und 2005 standen weite Teile des Gebietes unter Wasser. Mit der nunmehrigen Realisierung des zweiten Bauabschnitts des Hochwasserschutzes schaffen wir größtmögliche Sicherheit und Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser“, erklärt LHStv Josef Geisler anlässlich des Spatenstichs für das aktuell größte in Bau befindliche Hochwasserschutzprojekt in Tirol.

Aufgrund der Komplexität und teils schwierigen Rahmenbedingungen hat das Behördenverfahren einige Zeit in Anspruch genommen. „Umso mehr freut es mich, dass heute der Spatenstich für dieses extrem wichtige Schutzprojekt erfolgt. Im vergangenen Jahr ist es dank der großen Kooperationsbereitschaft der betroffenen Grundeigentümer gelungen, die letzten Fragen rasch zu klären“, spricht Bgm Günter Salchner allen Beteiligten seinen großen Dank aus.

Vorläufig letztes Großvorhaben

Nach der Geschiebefalle Hornberg, die 2019 fertiggestellt wurde und 300 Häuser in Ehenbichl und Höfen schützt, ist das nunmehrige Hochwasserschutzprojekt das vorläufig letzte schutzwasserwirtschaftliche Großvorhaben im Großraum Reutte. „Auch wenn der Lech ein weitgehend natürlich fließender Wildfluss mit viel Platz ist, sind auch hier immer wieder Schutzmaßnahmen notwendig, um Bevölkerung und Infrastruktur vor Überflutungen zu bewahren. Diese werden im Natura 2000-Gebiet mit besonderer Umsicht durchgeführt“, versichert Geisler. Besonderes Augenmerk wird auch auf die geringstmögliche Flächeninanspruchnahme und die bestmögliche landwirtschaftliche Bewirtschaftbarkeit gelegt.

Erhalt von Überflutungsflächen

„Jedes Hochwasserschutzprojekt ist anders. Allen gemeinsam ist aber, dass die Verbesserung des Hochwasserschutzes nicht zu einer Verschärfung der Hochwassersituation für Unterlieger führen darf. Eine Besonderheit beim Lech ist das Geschiebe. Das wurde im Projekt entsprechend berücksichtigt“, erläutert Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft die Rahmenbedingungen.

Das vorliegende Schutzkonzept ist ein Maßnahmenmix und umfasst den Erhalt bestehender Überflutungsflächen ebenso wie die Errichtung von Hochwasserschutzdämmen und Mauern sowie Pumpwerke. Außerdem werden ein Stall auf hochwassersicherem Niveau neu errichtet und mehrere Objekte abgetragen. Es erfolgt auch eine gewässerökologische Aufwertung der Brunnwässer. Diese werden für Fische passierbar. Am Lech direkt sind keine Maßnahmen vorgesehen. Das Projektgebiet erstreckt sich über 1,5 Kilometer flussaufwärts der Gemeindegrenze Reutte/Pflach.

Ringe um gefährdete Gebiete

Als erste Maßnahme werden im heurigen und kommenden Jahr 17 hochwassergefährdete Gebäude in der Unteren Lüß von einem Ringdamm umschlossen. Dieser sogenannte Polder Nord schließt an den bestehenden Lechdamm an, der nach Süden und Norden verlängert wird. Ab Herbst 2023 wird dann mit den Arbeiten am Polder Süd begonnen, der im Ereignisfall das Hochwasser von weiteren 19 Gebäuden im Bereich der nunmehrigen Pferdekoppel abhalten wird. Abgeschlossen werden soll das Hochwasserschutzprojekt im Jahr 2027 mit einem Hochwasserdamm in der Oberen Lüß.