Tirols Krisen- und Katastrophenmanagement neu aufgestellt

Gerüstet für verschiedenste Szenarien: Neues Strategiepapier des Landes als Startschuss für umfassende Maßnahmen

  • KAT-Zentrum auf Schloss Mentlberg – erste Planungsphase bereits begonnen
  • Neuerungen in der Landeswarnzentrale: tägliches Lagebild für stärkeres Frühwarnsystem
  • Erweiterung des Aus- und Fortbildungsangebots
  • Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementgesetz wird novelliert

Tirols Sicherheitsinfrastruktur ist gut aufgestellt: Sei es die Zusammenarbeit zwischen Einsatzorganisationen und Behörden, technische Ausstattungen oder Notfall-Pläne für unterschiedliche Szenarien. Gleichzeitig setzt das Land Tirol auf stetige Weiterentwicklung und Stärkung des gesamten Krisen- und Katastrophenmanagements – schließlich ist auch Tirol nicht vor größeren Krisen und Katastrophen gefeit. Mögliche Szenarien reichen von Wetterextremen über Cybercrime und Migrationskrisen bis hin zu einem Blackout. Um auch in Zukunft bestmöglich und entsprechender aktueller Möglichkeiten, Entwicklungen und Trends gerüstet zu sein, evaluierte das Land Tirol sein Krisen- und Katastrophenmanagement und entwickelt dieses weiter. Mit einem neuen Strategiepapier werden den internationalen und regionalen Entwicklungen Rechnung getragen und konkrete Umsetzungsschritte definiert – von der Errichtung eines Krisen- und Katastrophenschutzzentrums am Schloss Mentlberg in Innsbruck bis hin zur Novellierung des Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementgesetzes. Im Rahmen einer Pressekonferenz gaben Sicherheitslandesrätin Astrid Mair und Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, heute, Donnerstag, Einblick in die geplanten Schritte.

„Die Welt um uns wird immer schneller und komplexer. Das trifft auch auf die Vielzahl unterschiedlicher, theoretisch möglicher Krisen und Katastrophen zu. Auch wenn viele Szenarien unwahrscheinlich sind, ist die Vorbereitung das A und O. Denn nur so können wir im Ernstfall schnell und effizient reagieren“, erklärt LRin Mair und führt weiter aus: „Die vorliegende Strategie ist der Startschuss für umfassende Maßnahmen im Krisen- und Katastrophenmanagement und dient uns als roter Faden für die kommenden Jahre. Nach Evaluierungen der Gefahrenlagen und des Status Quo in Tirol konzentrieren wir uns allen voran auf vier Teilbereiche: Wir errichten ein Krisen- und Katastrophenschutzzentrum, entwickeln die Bereiche der Landeswarnzentrale weiter, weiten das Aus- und Fortbildungsangebot aus und erneuern das Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementgesetz. Jeder Schritt, den wir setzen, hilft uns, Krisen und Katastrophen in Zukunft noch besser zu bewältigen und dient damit dem Schutz der Tiroler Bevölkerung.“

Weiterentwicklung des Krisen- und Katastrophenschutzzentrums

Um die Kompetenzen des Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagements zu bündeln, errichtet das Land ein Krisen- und Katastrophenschutzzentrum (KAT-Zentrum) am Schloss Mentlberg in Innsbruck. Als zentrale Drehscheibe werden hier künftig alle Dienststellen des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement – darunter etwa die Landeswarnzentrale, der Lawinenwarndienst des Landes oder auch die Landesgeologie – an einem Standort vereint. Insgesamt umfasst dies 60 Arbeitsplätze. Durch eine Notstromversorgung wird das Gebäude auch für den Fall eines Blackouts oder anderer Versorgungsunterbrechungen einsatzbereit bleiben. „Vernetztes Arbeiten ist Grundlage für ein effizientes Krisen- und Katastrophenmanagement. Das erfordert auch die entsprechende Infrastruktur. Das im Landesbesitz befindliche Gebäude ist nicht nur eine kostengünstige Lösung, sondern bietet darüber hinaus ausreichend Platz für moderne Büro- und Lageräumlichkeiten. Damit können die Organisationseinheiten des Krisen- und Katastrophenmanagements von den kurzen Wegen profitieren. Aktuell befinden wir uns in der ersten Planungsphase zur Sanierung bzw. Adaptierung des bestehenden Gebäudes. Unser Ziel ist es, bereits kommendes Jahr konkrete Pläne und damit eine genaue und transparente Kostenplanung vorzulegen“, gibt LRin Mair einen Ausblick auf das geplante KAT-Zentrum am Schloss Mentlberg.

Weiterentwicklung der Landeswarnzentrale

Mit der Landeswarnzentrale (LWZ) verfügt das Land über ein ständig besetztes behördliches Lagezentrum, in welchem verschiedenste Informationen – von Wetterprognosen bis hin zu laufenden Einsätzen der Blaulichtorganisationen – gesammelt und ausgewertet werden. Im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung des Krisen- und Katastrophenmanagements wird auch die LWZ weiter ausgebaut. „Mit dem künftigen KAT-Zentrum am Schloss Mentlberg können wir die LWZ nicht nur räumlich, sondern auch personell erweitern. Zudem wird auch die technische Ausstattung den künftigen Aufgaben angepasst. Gleichzeitig entwickeln wir die LWZ auch inhaltlich weiter: Künftig wird die LWZ ein tägliches Lagebild erstellen, welches von Wettermodellen, über witterungsbedingte Gefahren wie Hochwasser oder Lawinen, bis hin zum Monitoring von Verkehrs-, Energie- und Krankenhausinfrastrukturen alle wichtigen Informationen zur Lagebeurteilung umfasst. Damit verbessern wir unsere Frühwarnsensorik zur Risiko- und Bedrohungseinschätzung und können somit noch schneller drohende Gefahren erkennen und darauf reagieren“, erklärt Rizzoli.

Weiterentwicklung der Ausbildung

„Kern des Krisen- und Katastrophenmanagements in Tirol sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – sowohl in den Gemeinden, Bezirkshauptmannschaften als auch beim Amt der Tiroler Landesregierung“, betont Sicherheitslandesrätin Mair. Um diese noch besser für künftige Herausforderungen vorzubereiten und Abläufe zu automatisieren, wird der bereits dieses Jahr begonnene Weg eines umfassenden internen Aus- und Fortbildungsprogramms fortgesetzt und erweitert. Heuer wurden erstmals 40 Veranstaltungen mit internen und externen Vortragenden angeboten. Über 700 Teilnehmende besuchten Kurse und Seminare etwa zu Basiskenntnissen im Krisen- und Katastrophenmanagement oder auch Fachausbildungen wie zur elektronischen Lageführung.

Im Jahr 2024 wird dieses Angebot weiter ausgebaut, so Rizzoli: „Unser Fokus für das Jahr 2024 liegt auf der Basisausbildung für Gemeindebedienstete sowie auf speziellen Fachausbildungen auf Landes- und Bezirksebene. So wollen wir etwa Kurse anbieten, in welchen der Umgang mit modernen technischen Lageführungstools erlernt werden kann. Zudem arbeiten wir an einer E-Learning-Plattform, um gerade im kommunalen Bereich die Aus- und Fortbildung zu erleichtern und noch mehr Personen zu erreichen.“

Weiterentwicklung des Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementgesetzes

Schlussendlich werden im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung des Krisen- und Katastrophenmanagements auch die gesetzlichen Grundlagen überarbeitet. Bereits im Jahr 2024 sollen mit der Novellierung des Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementgesetzes (TKKMG) beispielsweise die behördlichen Zuständigkeiten genauer definiert werden, um für eine größere Rechtssicherheit zu sorgen. Zudem werden neue Technologien wie die Warnplattform „AT-Alert“ (Cell-Broadcasting) bereits in das Gesetz aufgenommen.