Fernpass-Paket für den Bezirk Reutte präsentiert

Keine neue Transitroute, sondern mehr Verkehrssicherheit, eine verlässliche Anbindung an das Inntal und Stärkung der regionalen Kaufkraft

  • Begleitende Maßnahmen für die B 179 Fernpassstraße, zweite Röhre Lermooser Tunnel, Bau von Fernpasstunnel und Einführung einer Fernpass-Durchzugsmaut bei Fertigstellung
  • Außerfern-Förderung: Stärkung der regionalen Wirtschaft – jeder Haushalt (Hauptwohnsitz) erhält rund 200 Euro pro Jahr als Regionalgutscheine
  • BürgerInnen-Information im Bezirk Reutte läuft an: „Land Tirol vor Ort“ am 31. Jänner 2024 in Ehrwald

Die Tiroler Landesregierung nimmt sich der herausfordernden Verkehrssituation im Außerfern an: Ein Fernpass-Paket wurde den Gemeinden, der Wirtschaftskammer und der Öffentlichkeit heute, Mittwoch, vorgestellt. Dieses umfasst von den Gemeinden eingebrachte begleitende Maßnahmen auf der B 179 Fernpassstraße, die Errichtung einer zweiten Röhre im Lermooser Tunnel und die Sanierung der Bestandsröhre, den Bau des Fernpasstunnels, die Einführung einer Fernpass-Durchzugsmaut und die finanzielle Außerfern-Förderung für Haushalte zur Stärkung der regionalen Wirtschaft. Das 7,5t-Fahrverbot für LKW entlang der Strecke bleibt jedenfalls aufrecht, die Kapazität der Strecke wird nicht weiter ausgebaut. Ziel des Fernpass-Pakets ist eine sichere und verlässliche Anbindung des Bezirks Reutte an das Inntal.

„Jetzt tut sich was am Fernpass. Schon zu lange müssen die Menschen im Bezirk Reutte auf Verbesserungen der Verkehrssituation und eine konkrete Perspektive warten. Wir machen nun Nägel mit Köpfen und schnüren ein Fernpass-Paket im Sinne der Bürgerinnen und Bürger: Das Land Tirol wird begleitende Maßnahmen auf der B 179 Fernpassstraße setzen, den Bau der zweiten Röhre des Lermooser Tunnels ausschreiben und die Umsetzung des Fernpasstunnels beschließen. Mit einer Fernpass-Durchzugsmaut stellen wir die nachhaltige Finanzierung im Sinne der nächsten Generationen sicher. Die Mauteinnahmen werden in die Verkehrsinfrastruktur im Bezirk investiert. Die Verkehrsanbindung wird sich mit dem Gesamtpaket verbessern und die regionale Wirtschaft wird durch die Außerfern-Förderung in Form von Regionalgutscheine unterstützt. Dadurch stärken wir die Kaufkraft der Haushalte und die Betriebe vor Ort. Der Fernpass ist und bleibt eine Achillesferse und eine belastete Route. Wir treiben aber alle möglichen Lösungsvorschläge voran, um die Situation zu verbessern und eine verlässliche Anbindung an das Inntal zu gewährleisten“, betonen LH Anton Mattle und LHStv Georg Dornauer, die heute gemeinsam mit LHStv Josef Geisler und LR René Zumtobel das Fernpass-Paket in der Bezirkshauptmannschaft Reutte präsentierten.

Blick auf die B 179 Fernpassstraße

Die verkehrstechnischen Herausforderungen beginnen bereits nördlich des Fernpasses. Auf über 50 Kilometern gibt es entlang der B 179 Fernpassstraße zahlreiche Stellen, an denen der Verkehr stockt und staut. Bis zu 30.000 Fahrzeuge nützen den Fernpass täglich – damit ist die Fernpassroute eine der höchstbelasteten Straßenverbindungen in Tirol. Die vielen Fahrzeuge führen immer wieder zu Problemen. Davon betroffen sind die Bevölkerung, Einsatzorganisationen und die Wirtschaft.

„Im Rahmen der Fernpass-Strategie haben wir seit 2016 bereits zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation wie Lärmschutz, Dosiersysteme oder Kontrollstellen Schritt für Schritt umgesetzt. Noch ausständig sind einige wichtige Begleitmaßnahmen wie eine konkrete Lösung für den Katzenberg, bei Linksabbiegern oder dem Radverkehr. Hier werden wir gemeinsam mit den Gemeinden Maßnahmen umsetzen. Angehen werden wir auch die ‚großen Brocken‘ Lermooser Tunnel und Fernpasstunnel. Diese dienen der Verkehrssicherheit, erhöhen aber nicht die Kapazität der Straße, Das Gesamtpaket soll eine sichere und verlässliche Anbindung des Außerfern an den Zentralraum gewährleisten. Der Investitionsbedarf liegt bei rund einer halben Milliarde Euro“, erklärt Straßenbaureferent LHStv Geisler. „Es kommt definitiv zu keinem Kapazitätsausbau. Die bestehenden Fahrverbote der B 179 wie das 7,5-Tonnen-Fahrverbot für LKW bleiben selbstverständlich aufrecht um die Bevölkerung vor dem LKW-Transitverkehr zu schützen. Um die Verkehrssicherheit auf der B179 zu erhöhen, werden weitere Abfahrverbote, wie in Heiterwang, geprüft. Gleichzeitig wollen wir die Anbindung des Bezirks Reutte an den öffentlichen Personennahverkehr weiter ausbauen sowie die Vorortmobilität stärken und fordern vom Bund die nächsten Planungsschritte für den Fernpassbahntunnel ein“, erläutert Verkehrslandesrat Zumtobel.

Hinsichtlich der von den BürgermeisterInnen geforderten Prüfung des Radfahrverbots auf Teilen der B 179 erklärt der für Radwege zuständige LHStv Georg Dornauer: „In den letzten Jahren konnten entlang der Via Claudia Augusta sowohl nördlich als auch südlich des Fernpasses etwa zwischen Nassereith und Imst einige Verbesserungen im Radwegenetz realisiert werden. Begleitend zum Radfahrverbot werden wir auch künftig das Radwegenetz, insbesondere die „Via Claudia Augusta“, gemeinsam mit den Gemeinden substanziell ertüchtigen.“

Eine Förderung für die AußerfernerInnen

Das Land Tirol plant die Auflage eines Regionalwirtschaftsprogramms für den gesamten Bezirk. In einem neuen Projekt werden allen Haushalten mit Hauptwohnsitz im Bezirk Reutte Regionalgutscheine zur Verfügung gestellt. Das stärkt die regionale Wirtschaft und erhöht die regionale Kaufkraft. Dadurch wird der Einkauf vor Ort attraktiviert. Gemeinsam mit der regionalen Wirtschaft, Partnern und den Gemeinden wird in den nächsten Monaten an der Umsetzung gearbeitet. Auf Basis der gemeldeten Hauptwohnsitze soll pro Jahr ein Betrag gestaffelt nach Haushaltsgröße zur Verfügung gestellt werden. Das Land Tirol orientiert sich dabei an 150 Euro für Ein-Personen-Haushalte, 200 Euro für Zwei-Personen-Haushalte und 290 Euro ab Drei-Personen-Haushalten. „Die Förderung erfolgt jährlich in Form von Regionalgutscheinen, sodass das Geld auch dort ankommt, wo die regionale Wirtschaft profitiert. Damit stärken wir die regionale Kaufkraft, machen das Einkaufen vor Ort attraktiver und können auch die ein oder andere Autofahrt vermeiden“, sagt LH Mattle. Die Regionalgutscheine sollen ab 2026 eingelöst werden können.

Neu(bau): Lermooser Tunnel und Fernpasstunnel

Der im Gegenverkehr geführte Lermooser Tunnel wurde 1984 erbaut. Aufgrund sicherheitstechnischer Vorschriften muss der Tunnel mit begeh- und befahrbaren Fluchtwegen aufgerüstet werden. Auch ist eine Generalsanierung der betriebs- und sicherheitstechnischen Einrichtungen erforderlich. „Dies wäre bautechnisch nur mit einer mehrmonatigen Totalsperre des Tunnels und einer massiven Belastung des Ehwalder Beckens möglich. Deshalb errichten wir eine zweite Röhre“, erklärt LHStv Geisler. Die zweite Röhre wird auch im Anschluss an die Sanierung der derzeitigen Bestands-Röhre des Lermooser Tunnels zur Verfügung stehen, sodass der Verkehr künftig einspurig pro Röhre geführt werden kann.

Anfällig für Hangrutsche, Sperren in Folge von Lawinengefahr oder hängengebliebener Lkw ist die Passstraße im Bereich der Passhöhe. Vor allem im Winter kommt es immer wieder zu Behinderungen: „Mit dem Bau des Fernpasstunnels wird allen voran die Erreichbarkeit des Außerferns im Winter verbessert. Zudem ist der Fernpasstunnel eine wesentliche Sicherheitsmaßnahme im Hinblick auf Lawinen und Muren, die es in dem Bereich immer wieder gegeben hat“, verweist LHStv Geisler etwa auf die Wettersituation am gestrigen Dienstag.

Das Ziel des Fernpasstunnels ist eine sichere und verfügbare Verkehrsanbindung an das Inntal. Die 1,4 Kilometer lange Tunnelstrecke ersetzt 4,8 Kilometer Passstraße. Statt 200 Höhenmetern müssen künftig lediglich 70 Höhenmeter überwunden werden. Das spart Sprit und Zeit. Diese Einsparungen führen zu einer positiven Umweltbilanz. Laut einem Gutachten der Universität Innsbruck können durch den Fernpasstunnel unzählige Tonnen CO2 eingespart werden.

So funktioniert die Fernpass-Durchzugsmaut

Als teils alpine Passstraße müssen entlang der B 179 Fernpassstraße regelmäßig aufwändige Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Zudem müssen in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen in die Strecke getätigt werden, um die Verbindung Außerfern-Inntal aufrechtzuerhalten – darunter etwa die Sanierung des Lermooser Tunnels, der Bau des Fernpasstunnels oder Lärmschutzmaßnahmen entlang der Straße. Alleine in den kommenden 15 Jahren stehen demnach Kosten in Höhe von 500 Millionen Euro an. Für eine nachhaltige Finanzierung wird eine Fernpass-Durchzugsmaut eingeführt. Bei Inbetriebnahme des Fernpasstunnels soll die Bemautung greifen.

Eine Ungleichbehandlung zwischen UnionsbürgerInnen ist ausgeschlossen, VielfahrerInnen und auch AußerfernerInnen werden aber von Ermäßigungen profitieren. Auch an einem Handwerker-Paket wird gearbeitet, um auf Mobilität angewiesene kleine und mittlere Betriebe zu unterstützen. „Die Bemautung wird durch gestaffelte Tarife so gestaltet sein, dass sie für Vielfahrer und Wirtschaft vertretbar ist“, betont LHStv Geisler.

BürgerInnen-Information: „Land Tirol vor Ort“ am 31. Jänner 2024 in Ehrwald

„Maßgeblich für den Erfolg eines solch umfassenden Vorhabens ist die höchstmögliche Transparenz“, ist LH Mattle überzeugt, „deshalb lade ich alle Interessierte ein, sich über die unterschiedlichsten Kanäle und Formate über das Fernpass-Paket zu informieren.“ Informationen werden stets mit dem aktuellsten Wissen und unter Beachtung der aktuell gültigen Rahmenbedingungen weitergegeben. Parallel zur Weiterentwicklung des Fernpasses wird daher ein Informationsangebot für BürgerInnen zur Verfügung gestellt. Es gibt erstmals einen regelmäßig erscheinenden Newsletter mit Informationen zur Umsetzung der unterschiedlichen Projekte des Fernpass-Pakets, welcher kostenlos abonniert werden kann. Zudem können sich BürgerInnen selbst einbringen und Rückmeldungen zum Fernpass-Paket abgeben. Bei einer ersten Informationsveranstaltung am Mittwoch, 31. Jänner 2024, von 15 bis 20 Uhr im Zugspitzsaal in Ehrwald wird unter dem Motto „Land Tirol vor Ort“ Einblick in die aktuellen Planungen gegeben.

Weitere Informationen, Anmeldemöglichkeiten für den Newsletter und Kontaktmöglichkeiten für Rückmeldungen finden sich unter www.tirol.gv.at/fernpass.


Factbox: Fernpass-Paket

  • Umfang von rund 500 Millionen Euro

Maßnahmen, die seit 2010 umgesetzt wurden:

  • Umfahrung Heiterwang (2010)
  • Umbau Ewigkeitskurve und Anschlussstelle Reutte (2013)
  • Erneuerung Lärmschutz Wengle (2015)
  • Fernpassstrategie (2016)
  • Dosiersystem Reutte Süd (2017)
  • Unterführung Tarrenz (2017)
  • Lärmschutz Reutte Süd, Breitenwang (2018)
  • Dynamische Anzeigetafeln (2018)
  • Optimierung Blockabfertigung (2021)
  • Lärmschutz Neumühle-Lähn (2022)
  • Straßenrückbau Obsteig (in Bau)

Begleitende Maßnahmen B179: Verkehrsbeschränkungen und -verbesserungen beginnend mit 2024 (laut Forderungspapier Bürgermeister)

  • Aufrechterhaltung 7,5t-Fahrverbot
  • Umsetzung weiterer Abfahrverbote (z.B. Heiterwang) und dichtes Kontrollnetz
  • Umsetzung Anbindung Ehrenberg / Abschnitt Katzenberg zusammen mit der Marktgemeinde Reutte
  • Schrittweise Beseitigung der Linksabbieger (Lermoos-Lähn, Anschlussstelle Bichlbach)
  • Lärmschutzmaßnahmen (Lermoos-Lähn)
  • Über- und Unterführungen bei Schutzwegen
  • Prüfung Radfahrverbot auf Teilen der B 179 bei größtmöglicher Förderung von Begleitwege- bzw. Radwegenetz
  • Prüfung weitere Dosierampeln
  • Optimierung Verkehrsinformationssystem
  • Begleitende Maßnahmen im öffentlichen Personennahverkehr
  • Forderung des Fernpassbahntunnels Richtung Bund

Lermooser Tunnel

  • Neubau zweite Röhre Lermooser Tunnel aus Gründen der Sicherheit
  • Kosten: rund 250 Millionen Euro (Stand heute)
  • 2024 bis 2025 Planung und Behördenverfahren
  • 2026 bis 2030 Bauzeit während laufendem Betrieb

Fernpasstunnel

  • Verbesserung der Anbindung des Außerferns an das Inntal und Umgehung der Passstrecke
  • Verkürzung der Fahrstrecke um rund 3,5 Kilometer und der Fahrzeit um rund drei Minuten
  • 70 Höhenmeter anstelle von 200 Höhenmetern
  • Technische Daten
    • Bauloslänge: 3.295 Meter
    • Tunnellänge: 1.443 Meter
  • Kosten: rund 160 Millionen Euro (Stand heute)
  • Zeitplan
    • Jänner 2024: Einreichung
    • 2024 bis 2025: Behördenverfahren und Ausschreibung
    • 2026 bis 2028: Bauzeit

Fernpass-Durchzugsmaut

  • Gründung einer Mautgesellschaft mit Niederlassung im Bezirk Reutte zum Erhalt und zur Ertüchtigung der Fernpassstrecke
  • Mautstellen „Blindsee“ und „Nassereith“
  • Keine Mauteinhebung vor Fertigstellung des Fernpasstunnels (2028)
  • Durch EU-Wegekostenrichtlinie keine komplette Befreiung möglich
  • VielfahrerInnen und damit AußerfernerInnen haben Vorteile
  • Mautgebühren in Anlehnung an die Tarife der Felbertauernstraßen AG (Stand heute)
    • Einzelfahrt rund 14 Euro
    • Mehrfahrtenkarte rund 140 Euro

Außerfern-Förderung

  • Regionalwirtschaftsprogramm mit rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr zur Stärkung der regionalen Kaufkraft und der regionalen Wirtschaft wird ausgearbeitet
  • Jeder Haushalt mit Hauptwohnsitz im Bezirk Reutte (unabhängig vom Kauf einer Mautkarte) erhält jährlich Regionalgutscheine; gestaffelt nach der Haushaltsgröße (Stand heute):
    • Ein-Personen-Haushalt rund 150 Euro pro Jahr
    • Zwei-Personen-Haushalt rund 200 Euro pro Jahr
    • Mehrpersonen-Haushalt rund 290 Euro pro Jahr
  • Einlösbar bei Außerferner Wirtschaftsbetrieben
  • 2025 bis 2026 Vorbereitung und Einführung

BürgerInnen-Offensive

  • Informationen unter www.tirol.gv.at/fernpass
  • Erstmals ein Newsletter des Landes im Einsatz: Registrierung einfach über Formular unter www.tirol.gv.at/fernpass oder per E-Mail an fernpass@tirol.gv.at
  • Informationskampagne
  • „Land Tirol vor Ort“: erster Infopoint am 31. Jänner 2024 von 15 bis 20 Uhr im Zugspitzsaal Ehrwald
  • Gemeinde-Infopakete